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LKL-Lichtkonzept erleuchtet Kölner Dom – eine Zusammenarbeit mit RheinEnergie und der Dombauhütte

(17.11.2025) Im Jahr 1838 kündigte Kronprinz Friedrich Wilhelm seinen Besuch in Köln an. Ihm zu Ehren wurde die gotische Kathedrale erstmals beleuchtet – zu diesem Zeitpunkt nach fast sechs Jahrhunderten Bauzeit noch unvollendet. Die Wirkung blieb nicht aus: Vier Jahre später legte der inzwischen zum König gekrönte Hohenzoller den Grundstein für die Vollendung des Bauwerks. Erst 1929 ordnete Oberbürgermeister Konrad Adenauer eine reguläre Beleuchtung an, mit der die Silhouette der Türme dauerhaft Teil des nächtlichen Stadtbilds wurde.

Als 2022 aufgrund der Energiekrise die nächtliche Beleuchtung öffentlicher Gebäude abgeschaltet wurde, arbeitete das Lichtplanungsbüro Licht Kunst Licht (LKL) bereits an einer neuen, energieeffizienten und denkmalgerechten Beleuchtung des Doms. Mit dem Stern von Bethlehem auf dem Vierungsturm wurde ein erster Schritt umgesetzt.

Der Dom wird von vielen Kunsthistorikern wegen seiner einheitlichen und ausgewogenen Bauform als „vollkommene Kathedrale” bezeichnet (Bild: Licht Kunst Licht AG) 

Analytische Planung und technische Präzision

Zuvor war der Dom mit Flutlichtstrahlern aus umliegenden Gebäuden beleuchtet. Die 1.000 Watt starken Halogen-Metalldampflampen verursachten hohen Energieverbrauch und überstrahlten architektonische Details.

Das Team von LKL entwickelte ein Beleuchtungskonzept, das das Licht als integralen Bestandteil der Architektur versteht. Da historische Pläne und genaue Geometriedaten fehlten, wurden die gotischen Strukturen in einer mehrjährigen Untersuchung vor Ort analysiert. Zahlreiche Beleuchtungstests halfen, geeignete Optiken und Positionen zu bestimmen.

Aufgrund der unmittelbaren Lage am Rhein gibt es in diesem Stadtbereich ein hohes Vorkommen an nachtaktiven Insekten und Vögeln, das durch eine regelbare warmweiße Lichtfarbe so wenig wie möglich gestört werden soll. (Bild: Licht Kunst Licht AG) 

Dem streng symmetrischen Aufbau des Kirchenschiffs mit Blick auf das Südportal folgt die Beleuchtung mittels unaufgeregter Betonung mit seinen Strebepfeilern und Strebebögen. (Bild: Licht Kunst Licht AG) 

Neue Technik mit geringer Lichtemission

In Zusammenarbeit mit der Dombauhütte und der RheinEnergie AG entstand ein System mit mehr als 700 Leuchten. Diese sind als kompakte, blendfreie Einheiten direkt an und vor der Fassade installiert und tagsüber nahezu unsichtbar. Nur etwa 10 % der Lichtquellen befinden sich außerhalb des Gebäudes – zuvor waren es 80 %. Dadurch wurde die Lichtstreuung deutlich reduziert.

Das System ist vollständig dimmbar, die Farbtemperatur kann bis zu 2700 Kelvin eingestellt werden. So harmoniert das Licht mit dem Sandstein und kann an saisonale Veränderungen und ökologische Anforderungen angepasst werden. Der Energieverbrauch konnte um 80 % gesenkt werden.

Im Strebewerk des Chors im östlichen Kirchenschiff lassen unsichtbar fassadenintegrierte Leuchten die Fassadenzwischenräume und die hohen Spitzbogenfenster durch eine Kombination aus sanfter Hinterleuchtung und stärker akzentuierendem Licht sichtbar werden. (Bild: Licht Kunst Licht AG) 

Schutz der historischen Substanz

Alle Leuchten sind mit speziell entwickelten Klemmsystemen befestigt. Diese verwenden druckverteilende Halterungen mit Bleipolsterung, um die Bausubstanz zu schützen. Bohrungen wurden vermieden, wodurch die Installation reversibel bleibt. Gesteuert werden die Leuchten über zwei Schaltzentralen sowie per Fernbedienung.

Die nach außen gerichteten Stirnseiten der Strebepfeiler, wurden bewusst nur wenig beleuchtet und erzeugen so ein kontrastreiches Lichtbild innerhalb der Fassade. (Bild: Licht Kunst Licht AG) 

Steuerung und Lichtwirkung

Das gerichtete Licht betont die vertikale Struktur und Tiefe der Fassade. Besonders die 157 m hohen Türme werden durch sanftes Streiflicht hervorgehoben. Neu ist die Beleuchtung im Inneren der Türme, die das filigrane Maßwerk durchleuchtet und die Silhouette auch aus größerer Entfernung sichtbar macht.

Für die Beleuchtung der Eingangsbereiche entwickelte LKL in Zusammenarbeit mit der Dombauhütte und der Stadt Köln neue Lichtstelen. Sie integrieren funktionales Verkehrslicht und betonen gleichzeitig architektonische Elemente. Die Lichtquellen sind so ausgerichtet, dass keine Blendung in den Hauptsichtachsen entsteht.

Philipp Schmitz, Projektleiter bei LKL, erläutert: „Unser Ziel war, die architektonische Vielfalt des Doms nach Einbruch der Dunkelheit sichtbar zu machen und seine Präsenz im Stadtbild zu bewahren.”

Für die Beleuchtung vor den Eingängen der West-, Süd- und Nordfassade wurden Sonderleuchten entwickelt, die neben der Ausleuchtung der Verkehrsflächen auch den Reichtum der gotischen Fassadenornamente subtil hervorheben. (Bild: Licht Kunst Licht AG) 

Projektdaten

  • Projekt: Kölner Dom, Köln, Deutschland
  • Bauherr: RheinEnergie AG im Auftrag der Stadt Köln
  • Bauleitung: Kölner Dombauhütte, Metropolitankapitel der Hohen Domkirche zu Köln
  • Lichtplanung: Licht Kunst Licht AG, Bonn und Berlin
  • Projektleitung: Philipp Schmitz, Stephan Thiele
  • Fertigstellung: April 2025

Eingesetzte Leuchten

Hersteller: WE-EF, Bega, Color Kinetics
Leuchtentypen: Aufbauscheinwerfer, Bodeneinbauleuchten und lineare Lichtmodule

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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