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Bau-Boom im Altbau? – Eine Frage der Motivation!

(1.9.2004) Forcierte Altbau-Sanierung könnte bis 2020 zusätzlich rund 24 Mio. Tonnen Kohlendioxid (CO₂) einsparen. Seit die Energieeinspar-Verordnung (EnEV) in Kraft trat, ist bei Neubauten der Niedrigenergiehaus-Standard verbindlich vorgeschrieben. Das führte zwar zu beachtlichen Energieeinsparungen, brachte aber im Gebäudebestand keinen durchgreifenden Impuls zur energetischen Modernisierung. Schließlich steht es jedem Hausbesitzer frei, zu modernisieren. Daher nahm der Anteil der privaten Haushalte an den gesamten CO₂-Emissionen in Deutschland seit 1990 zu. Staatliche Programme und Initiativen sollen dem entgegenwirken und Hauseigentümer zum energiesparenden Sanieren bewegen.

Heizenergie: Im Altbau großes Sparpotenzial
Während im Neubau durch Verordnungen (z.B. WärmeschutzVO und EnergieEinsparVO) sowie innovative Bauweisen Meilensteine energiesparenden Bauens gesetzt wurden, verharrt der Heizenergiebedarf im Bestand nahezu auf dem Wert von1980. Ein riesiges Potenzial für Energieeinsparung und CO₂-Reduzierung.
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30 Jahre nach der ersten Energiekrise ist unsere Wirtschaft noch immer vom Erdöl abhängig. Die enge Koppelung des Wirtschaftswachstums an die Ölpreise – zu beobachten auch im letzten Irak-Krieg – kann nur ein relativ verringerter Verbrauch auflösen. Gleichzeitig könnte so auch der CO₂-Ausstoß sinken, wie im Klimaprotokoll von Kyoto 1997 vereinbart. Darin verpflichteten sich die Industrieländer, die Emission von Treibhausgasen, wie z. B. Kohlendioxid und Methan (CH4), von 2008 bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent zu senken (verglichen mit 1990). Deutschland will den Ausstoß im gleichen Zeitraum sogar um 21 Prozent reduzieren.

Potenzial im Gebäudebestand

Laut einer Studie, der auch die Energiepolitik der Europäischen Union zugrunde liegt, verursacht der Gebäudebereich weit mehr als ein Drittel (über 40 Prozent) des gesamten Energiebedarfs. Damit rangiert er vor Industrie (28 Prozent) und Transport (31 Prozent). Von diesen 40 Prozent werden 85 Prozent für Warmwasser und Heizung aufgewendet. Eine weitere Studie belegt, dass die Raumheizung mehr als 35 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland ausmacht.

28,5 Millionen Wohnungen in Deutschland sind mehr als 20 Jahre alt. Sie verursachen 95 Prozent der CO₂-Emissionen im Gebäudebestand. Würden sie umfassend modernisiert, ließe sich der Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um zusätzlich 24 Mio. Tonnen mindern.

Ordnungsrechtlicher Rahmen ausgeschöpft

Die EnEV soll den CO₂-Ausstoß auch im Gebäudebestand reduzieren. Sie bestimmt die technischen Anforderungen an Gebäude hinsichtlich der Energie-Effizienz. Für Neubauten schreibt sie verbindliche Grenzwerte für den Energieverbrauch vor. Für den Bestand tritt sie allerdings nur in Kraft, wenn Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden - doch genau hier liegt das Potenzial. Da die Verordnung in der breiten Öffentlichkeit zudem wenig bekannt ist, erzielt sie kaum Mobilisierungseffekte.

Information tut Not

Um den hohen CO₂-Ausstoß im Gebäudebestand dennoch zu reduzieren, hat die Bundesregierung verschiedene Initiativen und Kampagnen angestoßen. Sie sollen Hausbesitzer für energetische Sanierungsmaßnahmen sensibilisieren. Mit der Gründung der "Deutschen Energie Agentur" (dena) will der Bund beispielsweise Informationslücken hinsichtlich Energie-Einsparung und -Effizienz schließen. Ihre Projekte richten sich nicht nur an Eigenheimbesitzer, sondern auch an Wohnungswirtschaft, Bauhandwerk, Fachhandel, Planer und Medien.

Speziell die Kampagne "zukunft haus. Energie sparen, Wert gewinnen" soll die Nachfrage nach Energieeffizienz-Technik erhöhen. Sie macht beispielsweise an Pilotprojekten schwer fassbare Konzepte wie den Gebäudeenergiepass oder das Niedrigenergiehaus verständlich.

Ausweis für’s Haus

Der Energiepass soll künftig die wichtigsten Angaben zum Energiebedarf eines Gebäudes plakativ darstellen. So können sich Mieter oder Besitzer bald schnell und unkompliziert über die energetische Qualität und die zu erwartenden Heizkosten einer Immobilie informieren. Jedes Haus wird einer von neun Energieeffizienzklassen zugeordnet und kann dann mit anderen verglichen werden. Somit wird der Pass zum Marketinginstrument, vor allem beim Verkaufen oder Vermieten älterer Häuser. Er kann sowohl Verkaufsentscheidungen als auch den Marktwert der Immobilie beeinflussen: Das schafft zusätzliche Investitionsanreize im Gebäudebestand.

12 Mrd. Euro zum energetischen Sanieren

Mit der Kampagne "Wohnwertförderung" wirbt die Bundesregierung für die verschiedenen Finanzierungsprogramme der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Sie will Hausbesitzer auf Fördermöglichkeiten für energetisches Modernisieren und Sanieren aufmerksam machen. So wissen viele Hauseigentümer nicht, dass die KfW Kredite in Höhe von insgesamt zwölf Mrd. Euro für Sanierungsmaßnahmen bereitstellt.

Unterstützung für eine gesunde Zukunft

Als Förderbank des Bundes bietet die KfW zinsvergünstigte Kredite, die Hauseigentümern zusätzliche Modernisierungsanreize bieten. Programme wie das CO₂-Gebäudesanierungs-, das Wohnraum-Modernisierungs-Programm oder das Programm zur CO₂-Minderung unterstützen Eigennutzer, Vermieter, Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und öffentliche Bauträger.

Das CO₂-Gebäudesanierungs-Programm fördert Maßnahmen, die Energie sparen und CO₂-Emissionen reduzieren. Das Wohnraum-Modernisierungsprogramm unterstützt alle Investitionen, die den Wohnwert selbstgenutzter oder vermieteter Immobilien erhöhen. Sanierungen, die Energie- und/oder CO₂-Emissionen einsparen helfen, bezuschusst das Programm zur CO₂-Minderung.

Darüber hinaus hilft das Marktanreizprogramm zur Förderung erneuerbarer Energien beim Bau neuer Solarkollektoren und kleinerer Biomasseanlagen. Privatpersonen, die selbstgenutztes Wohneigentum bauen oder erwerben wollen, unterstützt die KfW mit ihrem Wohneigentumsprogramm.

Gesetze reichen nicht

Ab 4. Januar 2006 tritt die EU-Richtlinie über "Die Gesamtenergie-Effizienz von Gebäuden" in Kraft. Dann wird neben einer umfassenderen energetischen Beurteilung von Neubauten auch der Energiepass im Bestand Pflicht – ein weiterer Impuls, um Gebäude im Bestand zu modernisieren.

Doch wie die Vergangenheit zeigt, sind Gesetze und Verordnungen allein nicht ausreichend, um Hausbesitzer zum energetischen Sanieren zu bewegen. Hier sind dauerhafte Aufklärung und Informationen aus glaubwürdiger Quelle – wie die Kampagne "Wohnwertförderung" der Bundesregierung – nötig. Erst wenn jeder Einzelne die Vorteile energiesparender Investitionen für sich erkennt, entsteht die Motivation zum Handeln. Finanzielle Förderungen können dann wichtige zusätzliche Anstöße geben bzw. zur schnelleren Umsetzung der geplanten Maßnahmen beitragen.

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