Deutscher Lichtdesign-Preis 2024: Elf Gewinner und ein Publikumspreis
(4.7.2024) Im Dornier Museum in Friedrichshafen wurde Der Deutsche Lichtdesign-Preis 2024 verliehen. Der Preis wurde in elf Kategorien vergeben, zusätzlich gab es einen Publikumspreis, der während der diesjährigen Light+Building in Frankfurt am Main ins Leben gerufen wurde. Das Berliner Büro Blieske Architects Lighting Designers gewann in zwei Kategorien und erhielt die Auszeichnung als Lichtdesigner des Jahres.
Mit zwei Nominierungen und zwei Gewinnerprojekten erreichte das Berliner Büro Blieske Architects Lighting Designers unter allen Teilnehmenden die höchste Punktzahl und erhielt somit die Auszeichnung als Lichtdesigner des Jahres. Das Büro ist Gewinner der Kategorien „Kulturbauten” und „Internationales Projekt”.
Blieske Architects Lighting Designers
In dem nur partiell und spärlich mit Tageslicht beleuchteten Raum setzt das Beleuchtungskonzept des Turmaufstiegs der St.-Marien-Kirche bewusst auf Dunkelheit als Mittel der Gestaltung und Erfahrung. Im historischen Kontext haben Turmwächter, Glöckner und Uhrmacher den Aufstieg durch diesen Raum, mit einer Laterne in der Hand erlebt, so dass zwar der Treppenlauf erkennbar war, die Umgebung aber, aufgrund der imposanten Ausdehnung des Turminnenraumes, jedoch im Dunklen verschwand.
Das architektonische Konzept für das National Historical Museum of the Kyrgyz Republic übt den Spagat zwischen den Ansprüchen an ein modernes Museum und dem angemessenen Umgang mit dem sowjetischen Erbe sowie der Kirgisischen Gegenwart. Ein zentraler Bestandteil des neuen Ausstellungs- und Lichtkonzepts ist die Wiederherstellung und Optimierung der im ursprünglichen Entwurf vorgesehenen Tageslichtverhältnisse.
Bei einer Begehung des Hohlraums der abgehängten Deckenskulptur über dem Atrium entdeckte das Lichtplanungsteam Reste der ursprünglichen Beleuchtung. Auf dieser Grundlage entwickelte BALD ein Beleuchtungssystem, das sowohl die Materialität und die dreidimensionale Wirkung der Raumskulptur hervorhebt als auch eine helle Ausleuchtung des Atriums und der darin gelegenen Verkehrsfläche ermöglicht.
arens faulhaber lichtplaner
Das Innovations- und Gründungszentrum auf dem Campus der Kölner Universität soll tags wie nachts ideale Arbeitsbedingungen schaffen sowie einladend und fokussiert wirken.
Lichtlinien sind das Leitthema der Lichtplanung. Im gesamten Gebäude wird die Technik offen unter den Betondecken geführt. In der untersten Ebene angeordnet liegen direkt und indirekt strahlende LED-Profile. Im Erdgeschoss weisen die Lichtlinien den Weg aus der Lobby zu Cafeteria und Meetingräumen, machen die Räume als Kontinuum erlebbar. In den offenen Arbeitslandschaften sowie den kleineren abgetrennten Büroräumen der vier Obergeschosse folgt die Lichtlinie dem Verlauf der Fassade. Jeder Bereich ist mit einer, auf die Nutzerbedürfnisse ausgerichteten, individuellen Beleuchtung ausgestattet. Die Bürobeleuchtung bspw. resultiert aus einem hohen Indirektlichtanteil (2/3) und einem zurückgenommenen Direktanteil (1/3) welche unabhängig schalt- und dimmbar sind, sowie tischgebundenen Arbeitsplatzleuchten.
Dinnebier Licht GmbH
Seit 1951 ist das historische Deutschhaus Sitz des Landtags Rheinland-Pfalz. Im Fokus des Projektes stand der Nutzer mit seinen Bedürfnissen, immer unter der Berücksichtigung energetischer und nachhaltiger Lichttechnik. Entstanden ist ein Steuerbares, dynamisches Licht mit wechselnden Farbtemperaturen, welches unterschiedliche Stimmungen über programmierte Szenarien erzeugen kann. Die Kuppel wie auch konkav und konvex geschwungene Bauformen sind Gestaltungselemente des Barock, die in neuzeitliches Leuchtendesign übertragen wurden.
podpod design
Das bis 1883 nach Plänen von Friedrich-Schmidt erbaute, neogotisch inspirierte Wiener Rathaus wurde traditionell zu Feierlichkeiten hell erleuchtet. Dabei wurde primär der Negativkontrast herausgearbeitet – die äußere Fassadenhaut eher dunkel gehalten und nach damaligen technischen Möglichkeiten die Innenliegenden Bereiche stark erhellt.
Das Lichtkonzept von podpod design setzt sich aus zwei wesentlichen Lichtebenen zusammen: Eine warmweiße (2.700 K) gebäudenahe „Grazing-Beleuchtung” der äußeren Sandsteinfassade, die den reichen neugotischen Zierrat mit seinen Reliefen, Figuren, Säulen und Kapitellen mit Licht nachmodelliert. Die zweite Lichtebene liegt im Inneren und ist eine farbsteuerbare RGBW-Beleuchtung.
Gegenüber dem Altbestand konnte die Leuchtenanzahl von 4.800 auf 1.100 Lichtpunkte reduziert, der Stromverbrauch (inklusive Energiekosten der Steuerung) um mehr als 50% und die laufenden Wartungskosten um 80% gesenkt werden.
Envue Homburg Licht GmbH
Der Jahnplatz bildet einen der zentralen innerstädtischen Plätze und einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt in Bielefeld. Der Platz wurde nach der Leitidee der „klimafreundlichen Mobilität” umgestaltet. 25 unterschiedlich große Leuchten schweben nun, aufgehangen an einem Seilsystem, über dem Platz.
Die äußere Hülle jeder „Nachtsonne” besteht aus mehrlagigem Fiberglas das präzise lackiert wurde, um durch Reflexe mit dem Tageslicht zu spielen. Getragen wird die Hülle von einer Metallstruktur, in die Lichtquellen mit unterschiedlichen symmetrischen und asymmetrischen Lichtverteilungen integriert sind.
Eine farbige und dynamische (Licht-) Inszenierung zu Anlässen, wie den Bielefelder Nachtansichten oder dem Bielefelder Weihnachtsmarkt, wird durch eine indirekte RGBW Beleuchtung der Fiberglas-Hülle ermöglicht.
iart ag
Die multimediale Ausstellung „Wonders of Medicine” im Novartis Pavillon bringt die Welt der Wissenschaft und der Medizin dem breiten Publikum näher. Die Beleuchtung soll eine futuristische, cleane und laborartige Atmosphäre schaffen, bei der die Leuchten komplett in die Architektur integriert sind.
Drei Lichtlayer in Anlehnung an die Richard Kelly’schen Lichtlogik wurden geschaffen. Abgestimmte Weisstöne unterstreichen die Farbe des Glasmobiliars und unterstützen die Gliederung der Ausstellung in ihre Themenbereiche.
Licht Kunst Licht AG
Die Licht Kunst Licht AG wählte bei diesem Projekt unterschiedliche Ansätze der Lichtlösung für die jeweils unterschiedlich gestalteten Flächen des Münchener Luxus-Kaufhauses. Die minimalistische Innenarchitektur im 4.200 m² großen Erdgeschoss, das von John Pawson gestaltet wurde, zeichnet sich bspw. durch geradlinige Geometrien sowie helle und klare Farben aus. Das Beleuchtungskonzept folgt hier der Idee, die Charakteristik des innenarchitektonischen Designs durch eine differenzierte Lichtlösung zu unterstützen. Seitlich angeordnete Shop-in-Shops werden durch ein Raster von gruppiert angeordneten, schwenkbaren Deckeneinbauleuchten akzentuiert beleuchtet.
hübschergestaltet GmbH
Das Projekt „wellnessHostel3000” umfasst die Erneuerung des bestehenden Hallenbads „Aua Grava” und die Ergänzung durch einen Wellness-Bereich sowie den Neubau einer Jugendherberge. Herzstück der Gesamtanlage ist der Empfangsbereich hoch über der Straße auf dem Niveau des Hallenbaddaches.
Dekorative, energieeffizienten Designleuchten, beleuchten die Zimmer sowie die Lobby des Neubaus. Im Wellnessbereich werden farbige Beleuchtung und Objektleuchten eingesetzt, die den Räumlichkeiten seinen Charakter verleihen. Ergänzt werden die auffälligen Designleuchten mit funktionalen Leuchten, die in ihrer Erscheinung.
Bartenbach GmbH
Ein bewusstes, zurückhaltendes Farbkonzept unterstreicht die Raum-Eleganz subtil. Tageslicht nutzt Bartenbach mithilfe von Deckenelementen. Prismenstäbe zaubern Regenbogen-Effekte auf den Boden, während Deckenbleche das einfallende Tageslicht steuern. Natürliches Licht harmoniert mit Kunstlicht durch Umlenklamellen und „tuneable White” Technologie. Deckenintegrierte Leuchten sorgen für gleichmäßige Ausleuchtung. Lichteffekte unterstützen die Raumführung, z.B. beim Treppenaufgang. Die Bücherregalbeleuchtung sorgt für eine angenehme Leseatmosphäre. Die Tageslichtöffnung im Kellergeschoss machte die Durchführung des Projektes erst möglich.
studioteilchenwelle
Der Zwingerpark Offenburg ist ein geschütztes Gartendenkmal aus dem 19 Jhd. Die Landschaftsarchitekten sorgten mit einer umfangreichen Sanierung für eine identitätsstiftendes Aufenthaltsqualität für die Einwohner. Es sollte eine Lichtlösung gefunden werden, die den Anforderungen in Bezug auf Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, dem Stadtraum angemessenen Gestaltung sowie Sicherheitsaspekten gerecht wird.
In den frühen Abendstunden stehen Mensch und Stadtraum noch im Vordergrund. Mit Übergangsphasen wird in den Nachtstunden hingegen nur noch der Laufweg beleuchtet und auf ein Minimum gedimmt. Ebenso wesentlich wurde die Lichtfarbe eingehend berücksichtigt und in 2.200 K im Regelfall und 2.700 K in Akzentbereichen gewählt. Ein prägendes Element der Parkgestaltung ist die Lindenreihe entlang des 500 m langen Hauptweges am Mühlbach.
Architekturbüro Planwerk Essen
Der Gildehoftunnel nahe dem Hauptbahnhof gehört zu den größten Unterführungen in Essen. Er ist ca. 165 m lang und knapp 13 m breit. Aufgrund der Schmutzeinwirkungen an Wänden und Decken und der dunklen Fahrbahnoberfläche gibt es nur einen niedrigen Reflexionsgrad.
Da der Tunnel zukünftig mehr von Fußgängern genutzt werden soll ist neben ausreichender Helligkeit auch die emotionale Wirkung von Licht und Beleuchtungskörpern relevant. Die Gestaltungsidee beruht auf Ordnung, Klarheit und Helligkeit durch dicht aneinander folgende Beleuchtungskörper, aber auch auf Kontrast zur Unordnung. Die Installation beruht auf verschiedenen Leuchtkörpern, die in der Gestalt einfache und geometrische Grundkörper sind: eine Stableuchte, eine Rundleuchte und ein Würfelstrahler. Die Abfolge dieser Leuchten, in blauem und weißem Licht, ergibt eine „unregelmäßige Regelmäßigkeit”.
Die vertraglich gebundenen Plakatwände mit Beleuchtung sind in das Ordnungssystem integriert. Das „Portal” zum Tunnel besteht aus Beton und ist beidseitig mit LED-Mastleuchten bestückt. 2004 wurde die Unterführung zur linken Seite des Bahnhofes ähnlich gestaltet (Planwerk). Dies ergibt heute eine lichtgestalterische Klammer.
Projekte für den Deutschen Lichtdesign-Preis 2025 können bis zum 30. September 2024 eingereicht werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Enercity: klimafreundliche Lichtsteuerung und KI-Technologie für Insektenschutz in Hannover (30.10.2024)
- Intelligente Steuerung von Feuchtraumleuchten: Esylux erweitert Olivia-Serie (30.10.2024)
- Nachhaltige Modernisierung für das Kolleg St. Sebastian (30.10.2024)
- Luxwerk: bewegte Unterwasserwelt im Pfahlbauten Museum am Bodensee (29.10.2024)
- Artemide baut minimalistische Veil-Serie mit klaren Linien aus (29.10.2024)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Mersen stellt neuen Sicherungshalter CCR für LED-Beleuchtungen vor (26.4.2024)
- Neue Downlight-Familie „Alba” von Ridi (25.4.2024)
- Trendleuchten im Seifenblasen-Design von Artemide (24.4.2024)
- Leitfaden zur DIN EN 12464-1 von licht.de (23.4.2024)
- Akustisch wirksame Pendelleuchte x.leaf von Luxwerk (5.10.2023)
- Deutscher Lichtdesign-Preis 2023: Elf Gewinner und zwei Sonderpreise (8.5.2023)
siehe zudem:
- Außenleuchten und technische Leuchten im Licht-Magazin sowie Kunst am Bau,Public Design, Awards und Ehrungen auf Baulinks
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