U-Wert - berechnen oder messen
(13.5.2016) Die Energieeffizienz von Gebäuden und die Dokumentation der verwendeten Materialien haben sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Bei vielen Gebäuden liegen sämtliche Daten zum Aufbau von Gebäudehüllen vor, so dass eine Berechnung der Dämmqualität möglich ist. Der U-Wert bzw. Wärmedurchgangskoeffizient ist ein Maß für den Wärmedurchgang durch einen festen Körper. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Dämmwirkung eines Bauteils. Der U-Wert kann durch verschiedene Methoden bestimmt werden.
Berechnung
Mit diversen Online- oder Offline-Tools kann der U-Wert von Gebäudeelementen berechnet werden. Dabei wird der exakte Wandaufbau eingegeben und das Tool berechnet dann den U-Wert anhand der jeweiligen Wärmeleitzahl (λ-Wert) und Dicke aller Schichten im Bauteil. Sind keine genauen Pläne oder Daten vorhanden, muss eine invasive Bohrung durchgeführt werden. Zusätzlich können sich die berechneten theoretischen Werte von den tatsächlichen Werten unterscheiden, da bestimmte Arten von Dämmmaterialien sich nach einiger Zeit verändern können. Diese Prozesse können nur teilweise in Berechnungen berücksichtigt werden.
Messung
Um den tatsächlichen U-Wert eines Bauteils (Außenwand, Tür, oberste Geschossdecke,...) bestimmen zu können, sind empirische in-situ-Messungen nötig. Es existieren zwei unterschiedliche Methoden zur Messung des U-Wertes:
- die wärmeflussbasierte Methode (WBM) und
- die temperaturbasierte Methode (TBM).
Obwohl beide Methoden U-Werte liefern, gibt es einen bedeutenden Unterschied in Bezug auf Qualität und Genauigkeit der Messwerte.
Der Unterschied zwischen den beiden Methoden kann anhand der Formel zur Berechnung des U-Wertes (W/m²K) verdeutlicht werden:
Tin und Tout sind Innen- bzw. Außentemperatur in Kelvin, und Q ist der korrespondierende Wärmefluss durch die Wand (W/m²). Beide Messmethoden verwenden Sensoren um die Temperaturen zu bestimmen. Der Unterschied zwischen den beiden Methoden besteht in der Bestimmung des Wärmeflusses.
Bei wärmeflussbasierte Methode (WBM) wird der Wärmefluss mittels eines Wärmeflusssensors gemessen, der an der Wandinnenseite angebracht wird. Innen- und Außentemperatur (Tin und Tout) werden mit zwei separaten Temperatursensoren gemessen. Alle drei Parameter, die zur Berechnung des U-Wertes nötig sind, werden direkt gemessen.
Mit der temperaturbasierten Methode (TBM) wird der Wärmefluss (Q) durch die Messung der Innen- und der Wandtemperatur und der Annahme eines konstanten thermischen Grenzwiderstandes zwischen der inneren Wandfläche und der Luft im Raum angenähert. Folgende Formel beschreibt dies:
Tin ist wieder die Innentemperatur, Twall ist die Temperatur der Wandinnenseite, und Rsi ist der thermische Grenzwiderstand zwischen der Wandinnenseite und der Lufttemperatur im Raum darstellt (m²K/W). Der thermische Grenzwiderstand (Rsi) wird bei der TBM nicht gemessen, sondern von Standardgebäudeelementen abgeleitet. Ein oft verwendeter Wert ist 0,13 m²K/W. Da dieser Wert aber nur eine Schätzung ist, kann er signifikant von dem tatsächlichen in-situ-Wert abweichen. Mit der zweiten Formel kann der Wärmefluss angenähert werden und mit einem zusätzlichen Aussentemperatursensor ist es möglich, den U-Wert zu bestimmen.
Um valide Messwerte wiedergeben zu können, benötigen beide Methoden eine Temperaturdifferenz zwischen der Innen- und der Aussentemperatur. Zwischen den beiden Methoden gibt es hinsichtlich der notwendigen Temperaturdifferenz einen bedeutenden Unterschied:
- Während bei der TBM eine Temperaturdifferenz von mindestens 15°C zwingend ist,
- funktioniert die WBM bereits bei geringen Differenzen von beispielsweise 5°C.
Die WBM ist in der ISO 9869 detailliert beschrieben und standardisiert. Die Norm berücksichtigt auch wichtige Faktoren wie die Wettersituation und die thermische Masse der Wand. Beispielsweise definiert die Norm die minimale Messperiode, um die thermische Trägheit eines Gebäudes während eines Tageszyklus zu berücksichtigen. Für die TBM existiert bis heute kein ISO Standard.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Berechnung des U-Wertes nicht immer geeignet ist, die TBM teilweise auf geschätzten Werten basiert und die WBM einen U-Wert basierend auf drei in-situ-gemessenen Parametern ausgibt. Die wärmeflussbasierte Methode reflektiert damit die speziellen Umgebungseinflüsse an der gemessenen Stelle und ermöglicht einen genaueren Einblick in die tatsächlichen in-situ-U-Werte.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
siehe zudem:
- Messgeräte, Baustoffe und TGA-Programme im Bau IT-Magazin von Baulinks