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Fachtagung an der BTU Cottbus: "Alte Platte - Neues Design"

(14.2.2005) Über 100 Experten aus ganz Deutschland und Osteuropa beraten am 16./17. Februar auf Einladung der Fachgruppe Bauliches Recycling des Lehrstuhls Altlasten der BTU Cottbus über den nachhaltigen Umgang mit Fertigteilbausubstanz

Schwedt, Hoyerswerda, Cottbus, Guben, Forst - Beispiele für "schrumpfende Städte" häufen sich vor allem im Osten Deutschlands. Der damit verbundene Stadtumbau steht zunehmend im Fokus des öffentlichen Interesses. Der hohe Wohnungsleerstand bei gleichzeitiger Zersiedelung stellt für Politik, Stadtplanung, Architektur, Bauwesen und nicht zuletzt für die Wohnungswirtschaft eine weitgehend neuartige Herausforderung dar: Städtische Strukturen bedürfen einer langfristigen Stabilisierung. Über 100 Experten aus ganz Deutschland der Schweiz werden diese Problemstellungen auf einer Fachtagung am 16./17. Februar an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU) thematisieren. Im Mittelpunkt der Tagung, zu der die Fachgruppe Bauliches Recycling des Lehrstuhls Altlasten der BTU Cottbus einlädt, steht der nachhaltige Umgang mit Fertigteilbausubstanz.

Abbruch oder Rückbau und Umbau? Das ist u.a. die Frage, die im Zuge der Stadterneuerung / des Stadtumbaus zu beantworten ist. Mit der Förderung des Forschungsprojektes "Rückbau industrieller Bausubstanz - großformatige Betonelemente im ökologischen Kreislauf" hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Bmbf) die Frage nach einem nachhaltigen Umgang mit der in Fertigteilbauweise errichteten Bausubstanz - im allgemeinen Sprachgebrauch: Plattenbauten - in den Mittelpunkt der interdisziplinären wissenschaftlichen Betrachtung gerückt. Die Fachgruppe Bauliches Recycling (Leitung Dr. Angelika Mettke) des BTU-Lehrstuhls Altlasten arbeitet seit 2000 an dem Forschungsvorhaben. Neben der ingenieurwissenschaftlichen Begleitung der baulichen Maßnahmen wurden sozialwissenschaftliche Begleituntersuchungen durchgeführt, um ökonomisch sinnvolle, soziokulturell akzeptable und ökologisch verträgliche Entwicklungen in ihrer Gesamtheit bewerten zu können.

Die Fachgruppe um Frau Dr. Mettke hat sich als erstes deutsches Wissenschaftlerteam mit dem nachhaltigen Umgang der nicht mehr gebrauchten Fertigbauteilsubstanz beschäftigt. Projekte an über 10 Standorten in Ostdeutschland wurden von ihrem Team wissenschaftlich begleitet wie z.B. der Teilrückbau einer Kindertagesstätte und der Wiederverwendung von Giebelplatten in Cottbus-Sachsendorf oder die Herstellung einer Freitanzfläche unter Verwendung von Recyclingmaterialien und Altbetondeckenplatten für eine Cottbuser Sportverein.

"Abriss ist noch kein Stadtumbau", betont Dr. Angelika Mettke. "Wir konnten durch die Einbindung von Sozialwissenschaftlern den Wohnungsunternehmen und allen am Stadtumbau Beteiligten und Interessierten unten anderem aufzeigen, welche Wünsche die Mieter für ihren Wohnraum und das Wohnumfeld haben. Die Veränderung des Plattenbestandes durch Teilrückbau in Verbindung mit Modernisierung gekoppelt mit neuen Möglichkeiten für die Verwendung von rückgebauten Platten zu finden und Entwürfe zu entwickeln, stieß überall auf Zustimmung. In Berlin-Mahrzahn, noch immer Deutschlands größtes Plattenbaugebiet, wurden früher WBS 70-Wohnungen in neun verschiedenen Grundrissen angeboten. Jetzt stehen 42 zur Auswahl. "

Sekundäre Einsatzmöglichkeiten für rückgebaute Betonfertigteile sieht Frau Dr. Mettke in verschiedenen Bereichen. Neben dem Einsatz im Wohn- und Mehrzweckbau sieht sie auch Möglichkeiten der Anwendung in Umweltschutzbauten wie z.B. für den Bau von Lärmschutzwällen, im Hochwasserschutz oder - wie in einem von ihr begleiteten Projekt in Gröditz - in der Landschaftsgestaltung bzw. -modellierung. Im Umfeld einer komplett rückgebauten Schule und daraus "gewonnenen" Sekundärbauelementen entsteht ein Freizeitpark. "Abriss ist freilich erst einmal billiger als Rückbau. Bei durchdachten Nachnutzungskonzepten für rückgebaute Platten ergeben sich jedoch Kosteneinsparungen von bis zu ca. 30 Prozent im Vergleich zum Neubau", unterstreicht die Bauingenieurin. "Auch und gerade unter den Gesichtspunkten Abfallvermeidung und schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen sind der Rückbau von Platten und deren Sekundäreinsatz relevant."

Auf der Fachtagung am 16./17. Februar an der BTU referieren mehr als 30 Akteure aus allen im Forschungsprojekt und am Stadtumbau beteiligten Bereichen (Staatliche Einrichtungen, Wissenschaft, Wohnungswirtschaft, Bau- und Entsorgungswirtschaft, Soziologen und weitere) über ihre Erfahrungen, Erkenntnisse resp. Untersuchungsergebnisse. Vorgestellt werden beispielsweise Projekte aus Rostock, Dresden, Leipzig, Eggesin und Templin. Auch aus Budapest und St. Petersburg werden Stadtplaner erwartet. Begleitend zur Fachtagung findet eine Fachausstellung statt. Brandenburgs Bauminister Frank Szymanski wird am Eröffnungstag eine Bestandsaufnahme zum "Stadtumbau Ost - aktuell" vornehmen (Mittwoch, 16.2. ca. 10.20 Uhr, Hörsaal 3). Den Abschluss und Höhepunkt der zweitägigen Fachtagung bildet die Podiumsdiskussion, von der u.a. weitere Impulse für einen zukunftsfähigen Stadtumbau erwartet werden (Donnerstag, 17.2., ca. 14 Uhr, Hörsaal 3).

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