LBS-Research: Wohnungs-Aufbau Ost am Ende?
(29.7.2001) Erstmals weniger Baugenehmigungen pro Kopf als im Westen - aber: Bei Eigenheimen sind die neuen Länder noch vorn – Aufholprozess verlangsamt sich
Trotz erheblicher Wohnungsleerstände haben die neuen Bundesländer offenbar unverändert Nachholbedarf an Ein- und Zweifamilienhäusern. Wie LBS-Research mitteilt, sind im ersten Quartal 2001 mehr als drei mal soviel Eigenheime genehmigt worden wie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern: 5.800 Einfamilienhäuser sowie rund 1.000 Zweifamilienhäuser stehen lediglich 2.100 Geschosswohnungen (inklusive Eigentumswohnungen) gegenüber. Die Nachfrage nach qualitativ gutem, neuen Wohnraum bleibt damit eine wichtige Stütze des ostdeutschen Wohnungsbaus. Anders als bei vielen Geschosswohnungen, die häufig aus steuerlichen Motiven entstanden sind, werde im Eigenheim-Sektor nicht am Bedarf vorbei gebaut, so die Immobilienexperten.
Der Aufholprozess in Ostdeutschland hat sich nach Angaben von LBS Research allerdings verlangsamt. Am sichtbarsten werde dies beim Vergleich der pro Kopf genehmigten Eigenheime (Ein- und Zweifamilienhäuser). Vor fünf Jahren wurden in den neuen Ländern mit 3,7 Objekten pro tausend Einwohner mehr als eineinhalb mal so viel Häuser gebaut wie im Westen (2,3 pro tausend Einwohner). Seitdem verringerte sich der Vorsprung Ostdeutschlands gegenüber der ehemaligen Bundesrepublik kontinuierlich. Im vergangnen Jahr hatte der Osten mit 2,6 genehmigten Eigenheimen (Westen: 2,4) nur noch knapp die Nase vorn. Der verbliebene Vorsprung bei den Eigenheimen ist gleichwohl bemerkenswert, so die Immobilienexperten. Denn der gesamte ostdeutsche Wohnungsbau – also einschließlich des Geschosswohnungsbaus – ist im Jahr 2000 erstmals nach vielen Jahren hinter das Niveau von Westdeutschland zurückgefallen.
Im Jahr 1999 lag Ostdeutschland mit insgesamt 4,7 neuen Wohnungen pro tausend Einwohner noch geringfügig vor den alten Bundesländern, wo pro tausend Einwohner 4,6 neue Wohnungen in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern genehmigt wurden. Mit der weiter rückläufigen Bautätigkeit – insbesondere im Geschosswohnungsbau – hat sich das Blatt gewendet: 3,7 genehmigte Neubauwohnungen im ehemaligen Bundesgebiet standen im abgelaufenen Jahr nur noch 3,5 in den neuen Bundesländern und Ost-Berlin gegenüber. Zum Vergleich: 1996 lag das Genehmigungs-Resultat pro tausend "Köpfe" in Ostdeutschland mehr als doppelt so hoch (10,4) wie in Westdeutschland (5,1). Und Besserung ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Im ersten Quartal 2001 rutschten die Neubaugenehmigungen in den neuen Ländern im Vergleich zum Vorjahr um weitere 35 Prozent ab.
Ein differenzierter Blick auf die Wohnungsbaugenehmigungen des Jahres 2000 zeigt, dass das Land Brandenburg mit seinem "Speckgürtel" rund um Berlin nicht nur im Gesamtresultat (5,5 Neubauwohnungen pro tausend Einwohner), sondern mit 4,6 Objekten pro tausend Einwohner auch bei den genehmigten Eigenheimen an der Spitze liegt. Es "schlägt" also sogar das aktuelle "Eigenheim-Neubauland Nummer Eins" im Westen, nämlich Niedersachsen, wo im vergangenen Jahr 3,5 Ein- und Zweifamilienhäuser pro tausend Einwohner genehmigt wurden. Knapp dahinter folgt bereits Mecklenburg-Vorpommern mit einem Genehmigungsergebnis von 3,3 Eigenheimen pro "1000 Köpfe" (vgl. Grafik). Ein deutlich geringeres Neubauniveau, weisen Sachsen-Anhalt (2,2 genehmigte Wohnungen pro tausend Einwohner) sowie Thüringen und Sachsen (jeweils 1,9) auf. In Westdeutschland halten sich die Flächenstaaten Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Bayern im vorderen Feld. Die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen liegen erwartungsgemäß am Ende, erreichen bei den Eigenheim-Genehmigungen aber immerhin noch Werte zwischen 1 und 1,4.
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