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Möbelindustrie rechnet mit Preissteigerungen von bis zu 8 Prozent

(10.9.2006) Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie e.V. und des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie e.V., erklärte anlässlich der Jahres-Wirtschaftspressekonferenz am 7. September 2006 in Köln (Beitrag gekürzt):

Wenn doch nur jedes Jahr Weltmeisterschaft im eigenen Land wäre! Selten war die allgemeine Stimmung so gut, selten der Glaube in die Leistung des Landes so hoch und selten die Beschlüsse in Berlin so fern und unbedeutend. Der schwarz-rot-goldene Traum ist zwar inzwischen vorbei, doch zum Glück hat die Wirtschaft etwas von der Dynamik rüberretten können. Allein im zweiten Quartal 2006 ist die deutsche Wirtschaft um knapp 1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen und damit so stark wie seit 5 Jahren nicht mehr. Für das Gesamtjahr 2006 rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute mit 2 Prozent Wachstum. Sogar der private Konsum als langjährige Spaßbremse zieht in diesem Jahr mit einem Plus von voraussichtlich 0,5 Prozent wieder an, wenngleich die Unterhaltungselektronik sicherlich stärker von der WM profitierten konnte als beispielsweise die Möbler. Dennoch stieg die von der GFK gemessene Bereitschaft der Konsumenten zur Anschaffung langlebiger Konsumgüter auf einen Höchststand.

Steigende Kosten belasten Unternehmen

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und der legt sich trotz insgesamt befriedigender Umsätze in erster Linie auf die Kostenseite der Holz- und Möbelindustrie. Denn selten in den Vorjahren haben sich gleichzeitig so viele Kostenfaktoren spürbar erhöht wie in den zurückliegenden Monaten.

Erdöl kostet über 70 Dollar pro Barrel und zieht die gesamten Energiekosten nach. Holz als Hauptrohstoff der Branche ist knapp und teuer wie nie. Der anhaltende Boom in China braucht Futter und treibt nicht nur die Metallpreise in die Höhe. Zudem verkünden die Gewerkschaften das Ende der Bescheidenheit und die Löhne steigen.

Die mittelständischen Unternehmen sind von Kostensteigerungen umzingelt und haben angesichts fehlender Marktmacht nur wenig Möglichkeiten, diese abzuwehren. Deswegen war die Notwendigkeit von Preiserhöhungen nie so groß wie jetzt, denn für die Möbelindustrie summieren sich die Kostensteigerungen auf bis zu 8 Prozent. Dies muss zwingend an den Handel weitergegeben werden.

  • Für die Küchenmöbelindustrie errechnet sich eine durchschnittliche Kostenerhöhung und damit verbundene notwendige Preiserhöhung um 4,7 Prozent. In diesem Segment schlagen neben den Holzwerkstoffprodukten (+5%) insbesondere Preiserhöhungen bei Zulieferprodukten wie Fronten (+10%), Beschläge (+4%) oder Glas und Spiegel (+5%) durch. Daneben steigen die Löhne um 2,5 Prozent.
     
  • Für die Polstermöbelindustrie errechnet sich eine notwendige Preiserhöhung von 4,5 Prozent. Hier wirken sich in erster Linie die gestiegenen Lederpreise (+10%), Schäume und Kleber (+5%) sowie Personalkosten (+2,5%) aus.
     
  • Für die Kastenmöbelindustrie ergibt sich aufgrund des hohen Anteils der Plattenware eine durchschnittlich notwendige Erhöhung der Herstellerabgabepreise von 7,9 Prozent. Preis treibend haben sich hier zudem die Personalkosten (+2,5%) sowie die Transportkosten (+6 %) ausgewirkt. Daneben tragen Stromkosten, Kunststoffteile, Beschläge sowie Glas und Spiegel zu einer notwendigen Preiserhöhung bei.

Angesichts dieser Größenordnung kann mit einem Anstieg der Herstellerabgabepreise - ja nach Segment - von zwischen 4,5 und 7,9 Prozent gerechnet werden. Eine Lieferung "um jeden Preis" für das im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung sicherlich interessante Herbstgeschäft ist nicht im Interesse der Hersteller.

Entwicklung der Möbelindustrie

Die Möbelindustrie lag mit einem Umsatz von 8,8 Mrd. Euro bis Ende Juni um 4,4 Prozent über dem Vorjahreswert. Dieser Wert ist bereinigt, die in der amtlichen Statistik enthaltenen Fahrzeugsitze wurden mit insgesamt 2,36 Mrd. Euro aus dem Umsatz der Sitzmöbelindustrie herausgerechnet. Sitzmöbel im eigentlichen Sinne - also vor allem Polstermöbel und Stühle - konnten zwischen Januar und Juni 2006 im Wert von 2,2 Mrd. Euro abgesetzt werden und damit um 3,6 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Bei den anderen Teilsparten der Möbelindustrie zeichnete das 1. Halbjahr 2006 hingegen folgendes positive Bild:

  • Wie bereits im Vorjahr entwickelte sich die deutsche Büro- und Ladenmöbelindustrie äußerst dynamisch. Mit einem Umsatzplus von 11,2 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro stellt sie das am schnellsten wachsende Segment der deutschen Möbelindustrie dar.
     
  • Im Bereich der Küchenmöbelindustrie kommt neben der starken Auslandsnachfrage nun auch die positive Entwicklung bei den Wohnungsfertigstellungen im Inland zum Tragen. Als Folge bewegt sich die Küchenmöbelindustrie mit einem Umsatzzuwachs um 9 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro deutlich über dem Branchendurchschnitt.
     
  • Auch die Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel - im letzten Jahr noch im negativen Bereich - lagen mit einem Umsatz von 3,1 Mrd. Euro und damit einem Zuwachs um 6,2 Prozent im 1. Halbjahr 2006 über dem Branchendurchschnitt. Die Matratzen legten hingegen nur leicht um 0,5 Prozent auf 440 Mio. Euro zu.

Dynamisches Exportgeschäft

Das Auslandsgeschäft gewinnt - durch die jahrelangen Bemühungen der Industrie - immer deutlicher an Fahrt. In den ersten 6 Monaten 2006 stiegen die Ausfuhren deutscher Möbel um 14,1 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt konnte ein Exportvolumen von 2,8 Mrd. Euro erzielt werden und damit 340 Mio. Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Die größte Exportdynamik weisen aktuell Küchenmöbel auf, die um 18,8 Prozent zulegen konnten.

Inlandsnachfrage führt zu mehr Importen

Nicht nur die Exporte, sondern auch die deutschen Möbelimporte wuchsen im ersten Halbjahr 2006 an - und zwar um 12,3 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro. Hier spiegelt sich eine in 2006 wieder deutlich ansteigende Inlandsdynamik, die in erster Linie im unteren Preissegment zu beobachten ist. Dies verdeutlicht auch der Blick auf die Herkunftsregionen der Importmöbel: Nach wie vor stammt der mit fast 48 Prozent größte Teil der Möbeleinfuhren aus Osteuropa. Polen ist nach wie vor das wichtigste Herkunftsland von Möbelimporten mit einem Zuwachs von 17 Prozent im ersten Halbjahr 2006. Auf Platz 3 der Importstatistik liegt China mit dem stärksten Zuwachs von 23 Prozent. Noch auf Platz 2 des Einfuhr-Rankings befindet sich Italien, das jedoch rund ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebüßt hat.

Das Außenhandelsdefizit erhöhte sich im ersten Halbjahr 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder - und zwar um 6,5 Prozent auf 810 Mio. Euro. Auch dies ist ein Zeichen für die anziehende Möbelkonjunktur in Deutschland in den Preiseinstiegsklassen.

Wohntrends 2006/2007: "weniger Mief, Mehr Design!"

Globalisierung, eine alternde Gesellschaft, das Bedürfnis nach Eigenständigkeit und Individualität, sprich die Veränderungen in unserer Gesellschaft, brechen traditionelle Lebensformen zunehmend auf. So auch beim Wohnen. Wohnen war gestern, heute ist unser Zuhause der Ort, in dem wir uns selbst verwirklichen wollen. "Homing" nennen das die Trendforscher und meinen damit auch den Rückzug in die eigenen vier Wände, wo es gemütlich ist und man sich wohlfühlt. Um das Wohnen ist daher in den vergangenen Jahren ein neuer Markt entstanden, der sich weiter entwickeln wird. Den Menschen sind beispielsweise Wohnaccessoires wichtiger geworden, denn mit ihnen lassen sich schnell neue Wohnakzente setzen. Was einmal unser "trautes Heim" war, wird in Zukunft ein Ort der individuellen Anforderungen und Bedürfnisse. Dieses neue Zuhause wird bewusst gestaltet. Dazu braucht man eine Menge neuer Produkte, Ideen und Dienstleistungen. Der weltweite Bedarf und das Bedürfnis nach Möbeln als Lösungen für Einrichtungsvisionen werden in den kommenden Jahren enorm wachsen. Für die Branche eine wichtige Entwicklung ist die "Demokratisierung von Design". Design steht nicht mehr nur einer elitären und solventen Klasse zur Verfügung, Design ist ein allseitiges Thema und Interessensgebiet geworden. Darin liegt eine gute Chance für das Kulturgut Möbel. Geschmack lässt sich nämlich durch Vorbilder prägen. Es gibt derzeit eine Gunst des Augenblicks, den Mief, die Wucht und Überfüllung, ja die kleinliche Bürgerlichkeit durch echte Alternativen aus den deutschen Wohnzimmern zu vertreiben. Das Gefühl der Gemütlichkeit entsteht dann, wenn die Ausstattung unserer eigenen vier Wände unser Gemüt befriedigt. Hier lassen wir die Seele baumeln, fühlen uns geborgen. Hier wird Möbeldesign auch zur Therapie. Es wird immer öfter nach gutem, individuellem Design bei Möbeln gefragt. Die etlichen TV Sendungen zur Wohnberatung, zur Auswahl guter Möbel zeigen obendrein den wachsenden Stellenwert der "eigenen, modernen vier Wände".

Die Ansprüche an die neuen Möbel sind heute eng mit dem flexiblen Leben der Menschen verbunden. Brauchte man früher die Einbauküche für ein halbes Leben, sind es heute modulare Schrankelemente, die sich neuen Gegebenheiten schnell anpassen können. Wollte man früher eine solide Schrankwand die dreißig Jahre nicht von der Stelle bewegt wird, sind es heute leichte Wohnwände, die den Flachbildschirm elegant integrieren. Zunehmend werden Möbel mit der Option zum leichten Ab- wie Aufbau und Transport nachgefragt. Übrigens nicht nur für den Transport zu einer anderen Wohnung, sondern auch innerhalb der Wohnung, denn hier wird immer öfter verändert, umgestaltet, neu dekoriert.

Möbel stellen Lösungen dar, sollen nicht nur Produkte zum Sitzen, liegen oder Aufbewahren sein. Möbel erfüllen heute meist einen Mehrzweck, haben eine doppelte oder dreifache Funktion. Der Schuhschrank hat auf der Rückseite einen Spiegel, der Fernsehsessel hat eine Massagefunktion, das Sofa ist zum Sitzen und für Gäste als Bett dienlich. Moderne Möbel müssen Komfort und Schönheit bieten und auf der anderen Seite Funktionalität und Effektivität, erst dann entsteht die neue Gemütlichkeit. Die Möbel- und Wohnstile werden sich global entwickeln. Zur kulturellen und regionalen Identität wird eine traditionelle Formensprache aber auch in Zukunft wichtig bleiben. Hieraus entsteht Weltdesign: Es zeigt die Vielfalt der Kulturen, die ihrem Stil treu bleiben, der in Möbeln auf der ganzen Welt Käufer finden wird.

Neue Tendenzen beim Wohnen 2006/2007:

  • Multimediamöbel für das Entertainment zu Hause
  • Leichte Wohnwände in Modulkörpern
  • Sideboards in der Breite veränderbar
  • Multifunktionssofas mit hoher Bequemlichkeit
  • Sitzkissen in allen Varianten
  • Lange Sitzbänke aus Massivholz
  • Bezugsstoffe mit floralen Mustern
  • Der Klassiker "Black & White" bei Küchenfronten
  • Tiefschlaffördernde Matratzen für die Energietankstelle Schlafzimmer
  • Gewebte Bezugsstoffe
  • Kontrastreiche Farbenwahl

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