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Baustoffindustrie: Gipsversorgung zukünftig in Gefahr?

(15.5.2025) In der Studie „Rohstoffnachfrage 2045 – Ressourcen sichern, Zukunft bauen – Perspektiven für mineralische Primär- und Sekundärrohstoffe” untersucht der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. (bbs) die zukünftige Versorgung Deutschlands mit mineralischen Rohstoffen. Im Mittelpunkt steht dabei unter anderem der Rohstoff Gips – sowohl in Form von Naturgips (Gips- und Anhydritstein) als auch als industriell erzeugter REA-Gips. Mit der geplanten Abschaltung des letzten Kohlekraftwerks kann bis spätestens 2038 kein REA-Gips mehr bereitgestellt werden.

Bild: BKRI / Bianca Richter 

2030 steht nur noch die Hälfte der Mengen zur Verfügung 

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 5,8 Mio. Tonnen Gips- und Anhydritstein gewonnen. Hinzu kamen 5,1 Mio. Tonnen REA-Gips, der ein Nebenprodukt der Rauchgasentschwefelung in Kohlekraftwerken und chemisch identisch mit Naturgips ist. Dies macht etwa 43 % der gesamten deutschen Gipsproduktion aus. Beide Rohstoffe sind unerlässlich in der Herstellung von Bauprodukten wie Putzen, Spachteln, Mörtel oder beim Einsatz in der Zementindustrie.

Mit dem beschlossenen Kohleausstieg wird der Anteil von REA-Gips kontinuierlich zurückgehen und ab 2038 vollständig entfallen. Die Studie zeigt schon für 2030 eine Halbierung der derzeit zur Verfügung stehenden Mengen. REA-Gips Mengen werden voraussichtlich auf 2,9 Mio. Tonnen sinken. Für 2035 geht die Studie sogar von nur noch mit 1,7 Mio. Tonnen aus.

REA-Gips lässt sich nur teilweise durch Recyclinggips, eingeschränkte Exporte und verstärkten Abbau von Naturgips kompensieren. (Bild: Bundesverband der Gipsindustrie e.V. / Dr. H.-J. Kersten) 

Recyclinggips reicht nicht

Dipl.-Ing. Holger Ortleb, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie und der Forschungsvereinigung der Gipsindustrie: „REA-Gips kann nur teilweise durch Recyclinggips, verringerte Exporte und den verstärkten Abbau von Naturgips kompensiert werden. Der Wegfall von REA-Gips ist eine Herausforderung für die Baustoffindustrie.” 

Anstieg bei der Primärgewinnung von Gips- und Anhydritstein:

  • Bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung steigt der Bedarf bis 2045 auf 8,8 Mio. Tonnen. Das entspricht einem Plus von 51,7%.
  • Bei schwächerer Konjunktur wird immerhin noch ein Anstieg auf 7,7 Mio. Tonnen und damit eine Steigerung um 32,8% gegenüber 2022 erwartet. 

„Diese Entwicklung und vor allem die u.a. substanziell notwendigen Eigenschaften hinsichtlich des Schall- und Brandschutzes machen deutlich: Gipsprodukte sind und bleiben ein unverzichtbarer Baustoff”, betont Holger Ortleb. „Vor dem Hintergrund des geplanten Sondervermögens für Infrastruktur ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage in Zukunft eher steigen wird. ... Der Bedarf an Wohnraum ist unvermindert hoch!”

Die Möglichkeiten zur Wiederverwertung von Gips sind eingeschränkt: „Zum einen sind die Recycling-Mengen grundsätzlich nicht groß genug, so dass nur ein geringer Bedarf gedeckt werden kann. Zum anderen werden die vorhandenen geringen Mengen an recyclingfähigem Material durch einen wachsenden Anteil von Bauen im Bestand weiter reduziert”, so Holger Ortleb.

In dem vom Verband beauftragten Rechtsgutachten „Bürokratieabbau in der Rohstoffgewinnung” schlägt Prof. Dr. Walter Frenz, Maître en Droit Public, RWTH Aachen, unter anderem vor, den Rohstoffabbau als ,überragendes öffentliches Interesse’ einzustufen, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und den Abbau und das Recycling von Rohstoffen effizienter und unbürokratischer zu gestalten.

Die Studien stehen zum PDF-Download kostenfrei unter baustoffindustrie.de zur Verfügung oder hier als Direktdownload:

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