Bericht vom BIM Week&Forum 2013
(6.11.2013) Eine Woche lang fanden in München - parallel zur ExpoReal - internatioÂnale Meetings, Workshops und Sessions zu allen Themen rund ums Building Information Modeling (BIM) statt. Mit über 500 Teilnehmern war die Internationale BIM Week in München vom 7. bis 11. Oktober 2013 an Orten wie der TU München und Hochschule München, bei Obermeyer Planen+Beraten, Nemetschek und Autodesk die bislang größÂte BIM-Veranstaltung in Deutschland. Etwa jeder fünfte Teilnehmer kam aus dem AusÂland, überwiegend aus Europa, Asien und den USA. Das 17. buildingSMART Forum am 10. Oktober in der BMW Welt mit rund 300 Besuchern war das Sahnehäubchen und ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, die BIM Methode im Bauwesen zu verankern.
Der BIM Gedanke setzt sich durch - international ohnehin, langsam aber sicher aber auch in Deutschland. Hier sieht sich der buildingSMART e.V. als Veranstalter des TrefÂfens in seinen Aktivitäten bestätigt. So stellt auch Dirk Schaper, Präsidium buildingÂSMART e.V. und Geschäftsführer Hochtief ViCon, in seiner Begrüßung fest, dass EntÂscheidungsträger in Wirtschaft und Politik in diesem Jahr erstmals „richtig aufmerksam“ geworden sind. Trotzdem: „BIM ist kein Mainstream.“ Schaper betrachtet es - wie die Redner nach ihm auch - als Aufgabe des Verbandes und der anderen HauptakteuÂre im Markt, „BIM einfach und klar zu machen“, um die Möglichkeiten für nachhaltigen Mehrwert wirklich auszuschöpfen. Er appelliert an die Teilnehmer des Forums, mitzuÂhelfen, den BIM Gedanken in die Breite zu tragen. BIM beginnt mit dem partnerschaftÂlichen Umgang miteinander und durch das Verlagern von Leistungen im Prozess. Denn genau hier liegt das Potential von BIM.
„Wir fangen ja nicht bei Null an“, sagt Dr. Jürgen Koggelmann, Geschäftsführung der Reformkommission für Großprojekte im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Die Resonanz seiner Behörde auf BIM und die MögÂlichkeit, Termine und Kosten besonders bei komplexen ProjekÂten wie dem Flughafen Berlin-Brandenburg oder der ElbphilÂharmonie in Hamburg sicherer zu machen, sei spürbar größer geworden. Man sei dabei, eine BIM Strategie zu erarbeiten, die auf Ideen des buildingSMART aufbaut. Ein erster Entwurf soll noch in diesem Jahr vorliegen - zur Erinnerung siehe BauÂlinks-Beitrag „Expertengremium soll Handbuch für Großprojekte entwickeln“ vom 24.3.2013.
Auch Johann Bögl, Gesellschafter der Firmengruppe Max Bögl, engagiert sich in der Reformkommission. Das Problem der BauÂindustrie aus seiner Sicht: „Wir verdienen zu wenig.“ GemesÂsen an den hohen Risiken und vergleichsweise niedrigen Renditen. Die Schuld sieht er bei den Bauunternehmen selbst, „weil die Projekte in der Masse nicht optimal abgeÂwickelt werden.“ Bögl verweist auf die Automobilindustrie, die in Krisenzeiten angefanÂgen hat, „Technik und Emotionen statt einfach nur Blech zu verkaufen“. Auch das UnÂternehmen Max Bögl nutze schon lange moderne IT Werkzeuge und Planungsmethoden wie BIM, derzeit bei 32 Bauprojekten. Beispielsweise in fachübergreifenden AnwendunÂgen, wie beim Bau von Windenergieanlagen. Um nicht nur schneller, sicherer und besÂser, sondern auch nachhaltig zu bauen. Dennoch werde das Potenzial nicht ausreiÂchend ausgeschöpft. Weil zu oft noch in 2D gedacht wird. Johann Bögl bezeichnet es als Führungsaufgabe, Menschen zum Handeln zu bewegen, Mitarbeiter von den Vorteilen der BIM Methode zu überzeugen. Zu aktuellen globalen Trends gehören für ihn die Vernetzung der Prozesse und die Verbesserung der Kommunikation, die AusÂrichtung der Prozesse an der Wertschöpfung und ein durchgängiges InformationsmaÂnagement. Er setzt auf langfristige Partnerschaften, industrielle Vorfertigung und ganzheitliche Dienstleistungen.
„BIM als Methode muss kommen.“ Davon ist Annette von Hagel von der BundesanÂstalt für Immobilienaufgaben überzeugt. Denn EU und Bundesregierung verschärfen ihre Forderungen und Vorgaben hinsichtlich energieeffizienter Gebäude und nachhalÂtigen Bauens immer weiter. Dafür braucht es BIM. Die Bundesanstalt verwaltet mehr als 4.500 Liegenschaften in ganz Deutschland. Abgesehen von einer vernünftigen BeÂstandsdokumentation sieht von Hagel jede Menge Handlungsbedarf in Bezug auf die Planung, nicht zuletzt mehr Zeit. Die Architektin regt an, Rahmenbedingungen und HOAI anzupassen und BIM - wie in Skandinavien oder Holland - bei großen Bauvorhaben einzufordern. Und sie stimmt Johann Bögl zu, dass man davon wegÂkommen müsse, bei öffentlichen Aufträgen immer den billigsten Anbieter zu nehmen, sondern sich für Qualität und Leistung zu entscheiden.
Sicher ist: BIM kommt, auch in Deutschland. Das Interesse seitens der öffentliÂchen Hand steigt, das beste Beispiel dafür ist die Reformkommission Großprojekte. Es entstehen mehr Kooperationen mit anderen Organisationen und Verbänden wie dem HDB, VBI und VDI. Ein „Licht am Ende des Tunnels“ sei seit 2013 deutlich erkennbar. In seinem Plädoyer pro BIM führt Prof. Rasso Steinmann, Leiter iabi und Vorstand des buildingSMART e.V. eine ganze Reihe an Anwendern auf, die BIM Methoden auf einem sehr hohen Niveau anwenden, darunter LWW Architekten, Oltmanns Ingenieure, Max Bögl, Wolff&Müller oder Obermeyer Planen+Beraten. Klar ist: die Veränderungen von Prozessen, Kultur und Tools erfordern eine neue Denke, aufgeschlossene und profesÂsionelle Anwender und last but not least ein offenes Management, das den BIM GeÂdanken mit unterstützt.
Positiv blickt auch Siggi Wernik, LWW Architekten und Vorstand des buildingSMART e.V., in die Zukunft von BIM. Mit der Reformkommission sei man auf einem guten Weg. Letztlich gehe es immer wieder darum, dass sich die Berufsgruppen weniger voneinanÂder abgrenzen, sondern sich wieder annähern und Verständnis füreinander entwickelÂten.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- BIM aktuell im Fokus der Reformkommission „Bau von Großprojekten“ (18.5.2014)
- Vorträge des 11. BIM Anwendertags in Königstein/Taunus online (27.6.2014)
- Architekten fordern: Bauprodukte-Hersteller sollen sich auf BIM einstellen (15.4.2014)
- BIM-Import-Modul für BuildUP macht CAD-Daten für die Ausschreibungen nutzbar (15.4.2014)
- „BIM-Leitfaden 2014 für Deutschland“: Ratgeber für BIM Interessierte und Anwender (6.4.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- b.i.m.m-Software für den Einsatz bei internationalen Bauprojekten optimiert (20.9.2013)
- Fünf TUM-Lehrstühle engagieren sich für mehrskaliges interdisziplinäres Planen (16.8.2013)
- 5. IT-Kostenstruktur-Benchmark der Bauindustrie nicht ohne Mobile-IT und BIM (4.8.2013)
- Neuer BIM-Leitfaden von Nemetschek Allplan (1.7.2013)
- Bericht vom 10. BIM Anwendertag am 18.6.2013 (1.7.2013)
- Autodesk verankert BIM-Konzept in den 2014-Versionen seiner Infrastrukturlösungen (5.4.2013)
- Befragung zeigt Potenziale der Prozessoptimierung in der Baubranche auf (24.11.2012)
siehe zudem: