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Sonnenstudios: Mit Zertifizierung in eine sonnige Zukunft

(31.7.2002) Der "Runde Tisch Solarien" unter Führung des Bundesamtes für Strahlenschutz hat ein Siegel für Sonnenstudios beschlossen. Damit wird den mehr als acht Millionen regelmäßigen Nutzern von Sonnenbänken die Wahl des idealen Solariums erleichtert. Die Expertenrunde wird zuverlässige Vorgaben für Kundeninformation, Produktangaben, Ausbildungsstandards und technische Regeln in einem Zertifizierungshandbuch festlegen. Nähere Informationen dazu von Diplom-Betriebswirt Jörg Wolff, Vorsitzender des Bundesfachverbandes Sonnenlicht-Systeme e.V.

Was bedeutet freiwillige Zertifizierung?

Letztes Jahr kamen die überarbeiteten Empfehlungen "Schutz des Menschen vor den Gefahren der UV-Strahlung in Solarien" der Strahlenschutzkommission (SSK) heraus. Es wurde dem Gesetzgeber nahe gelegt, Grundlagen für die effektive Umsetzung der darin gegebenen Empfehlungen zu schaffen bzw. vorhandene gesetzliche Möglichkeiten zu nutzen. Dies bezieht sich insbesondere auf die verwendeten Gerätetypen, das Mindestalter von Solariennutzern sowie die Zertifizierung von Solarienbetrieben.

In der Folge kam es zur Einleitung eines "vorgesetzlichen Verfahrens" durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), bei dem der Bundesfachverband Sonnenlicht-Systeme (SLS) als Vertreter der Branche einbezogen wurde. Daraus wurde das Forum "Runder Tisch Solarien" (RTS). Auf der Grundlage des vom BfS zusammengestellten Basiskatalogs mit Mindestkriterien, denen Sonnenstudios genügen müssen, erfolgte im RTS eine Detaillierung der Kriterien, die einer Überprüfung von Solarien aus gesundheitlicher Sicht zugrunde gelegt werden können. Nachdem es bezüglich der Eckwerte für die Zertifizierung zu einem tragfähigen Konsensus aller am RTS beteiligten Institutionen gekommen war, wurde vorerst die Umsetzung der gegebenen Empfehlungen auf eine freiwillige Basis gestellt und auf eine gesetzliche Regelung verzichtet.

Kurz gesagt bedeutet die freiwillige Zertifizierung eine Überprüfung der im Sonnenstudio verwendeten Geräte und der hygienischen Anforderungen. Darüber hinaus umfasst sie die fachliche Qualifikation der im Kundenkontakt stehenden Mitarbeiter sowie die Information und Beratung der Kunden.

Was muss der Studiobetreiber jetzt bei Neuinvestitionen beachten?

Solarien werden seit Jahren in Übereinstimmung mit den Anforderungen der sog. Euronorm (DIN EN 60335-2-27) hergestellt und ausgeliefert. Als zusätzliches Kriterien bei der Zertifizierung ist jedoch ein Maximalwert der wirksamen Gesamtbestrahlungsstärke gefordert, die nach der Norm nicht für alle Gerätetypen vorgeschrieben ist. Von der Wirksamkeit her entspricht dieser Höchstwert der Bestrahlungsstärke in etwa der zweifachen Äquatorsonne. Das bedeutet: Es können weiterhin sehr wirkungsvolle Geräte eingesetzt werden. Zudem ist der Anteil von normgerechten Solarien, die diesen Wert überschreiten, überschaubar.

Die weiteren technischen Voraussetzungen wie Not- und Zwangsabschaltung sowie die Möglichkeit der schrittweisen Dosissteigerung sind bei Neugeräten entweder bereits vorhanden oder lassen sich infolge der üblichen EDV-gesteuerten Betriebsweise der Geräte im Sonnenstudio durch Software-Anpassungen relativ einfach realisieren.

Werden die starken Top-Bräuner in ihrer Anwendung eingeschränkt?

Zunächst ist zu fragen, was bedeutet "stark" oder "schwach"? Entscheidend für die vermittelte Wirkung bei der Nutzung von Solarien ist die angewandte Bestrahlungsdosis und nicht allein die Höhe der Bestrahlungsstärke. "Starke" Geräte bedeuten kürzere Besonnungszeit aber nicht zwangsläufig "schlechtere" Bräunungswirkung. Auch mit "schwächeren" Geräten lässt sich eine ausgezeichnete Hautbräunung erzielen, und auch die übrigen, beispielsweise biopositiven Wirkungen kommen dabei nicht zu kurz.

Solarien, die von ihrer Wirkung her "stärker" sind als die zweifache Äquatorsonne, genügen jedoch nicht den Zertifizierungskriterien. Sie werden zukünftig in zertifizierten Sonnenstudios nicht mehr angewandt werden können.

Wie sollen sich Studiobetreiber jetzt verhalten?

Die Richtlinien, wie und wer zertifizieren wird, sind noch nicht endgültig festgelegt und verabschiedet. Es ist zu erwarten, dass die noch offenen Fragen bis Ende dieses Jahres geklärt sind, um voraussichtlich Anfang 2003 mit den Zertifizierungen zu starten. Bis zu diesem Zeitpunkt wird auch ein "Zertifizierungshandbuch" vorliegen, in dem alle diesbezüglichen Details enthalten sein werden.

Für die Ausbildung von Studiobetreibern und Mitarbeitern zur Erlangung der fachlichen Qualifikation hat der RTS die Schulungsunterlagen der Akademie für Besonnung (AfB) als gut und geeignet befunden. Es ist also davon auszugehen, dass in Bezug auf die Inhalte der Ausbildung sich keine wesentlichen Änderungen ergeben: Die AfB-Ausbildung wird aller Wahrscheinlichkeit nach im Rahmen der Zertifizierung anerkannt werden. Ein Qualifikationsseminar bei der AfB auch schon vor dem Beginn der eigentlichen Studiozertifizierungen ist nicht nur sinnvoll, sondern zu empfehlen.

Welche Chancen bietet die freiwillige Zertifizierung dem einzelnen Studiobetreiber?

"Mehr Sicherheit auf der Sonnenbank" war die Botschaft, mit der das BfS die Ergebnisse des RTS anlässlich der Pressekonferenz am 15. Juli in Berlin vorstellte. Mit der Zertifizierung ist nun die Möglichkeit gegeben, eine wirkungsvolle Qualitätssicherung in allen Sparten der Branche - angefangen beim Gerätehersteller bis hin zum Anwender im Sonnenstudio - durchgängig zu gewährleisten. Der Zusammenarbeit bei der Zertifizierung mit den Organisationen, die sich gezielt dem Strahlenschutz widmen, kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.

Für alle Befürworter der vernünftigen Besonnung mit Solarien bedeutet das gemeinschaftliche Zertifizierungsverfahren einen großen Fortschritt, von dem jeder einzelne Studiobetreiber profitieren kann. Dem Sonnenstudiokunden wird mit dem Zertifikat ein Entscheidungsinstrument für "geprüfte Sicherheit im Sonnenstudio" in die Hand gegeben.

Hierauf aufbauend, wird es sicherlich möglich sein, auch jene Bevölkerungsgruppe anzusprechen, bei denen bisher Vorbehalte gegen die Anwendung von Solarien aus Gründen der Unsicherheit oder Verunsicherung bestehen. Neue Kunden kommen letztlich auch wieder den Studiobetreibern zugute kommt.

Darüber hinaus bedeutet ein derartiges Siegel mit Sicherheit auch einen gewissen Wettbewerbsvorteil, mit dem das freiwillig zertifizierte Sonnenstudio signalisiert, dass hier Beratungskompetenz vorhanden ist und im Sinne des gesundheitlichen Schutzes der Kunden vorgegangen wird.

Wird die Zertifizierung die Preise für die Besonnung in Zukunft verändern?

Da die Einzelheiten zum Zertifizierungsverfahren noch nicht festgelegt sind, können natürlich auch keinerlei Aussagen zu den Kosten gemacht werden. Auch ist noch offen, in welchem Rhythmus die Zertifizierung erneuert werden muss. Es bleibt also abwarten, in welchem Maße sich die Kosten der Zertifizierung in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation niederschlagen werden. In diesem Zusammenhang ist aber auch zu bedenken, dass die Zertifizierungskosten - ähnlich dem Werbeetat - als Investition zur Sicherung oder sogar Verbesserung der Ertragslage im Sonnenstudio angesehen werden sollten. Darüber hinaus zeigt die Erfahrung aus anderen Branchen, dass aufgeklärte Verbraucher durchaus bereit sind, für Qualität, für "ein Mehr an Sicherheit" einen adäquaten Preis zu zahlen.

In welchem Umfang müssen durch die Zertifizierung voraussichtlich Mitarbeiter geschult werden?

In diesem Punkt sind noch nicht alle Fragen endgültig geklärt. Es besteht dahingehende Übereinstimmung, dass aufgrund der Mitarbeiterzusammensetzung und der starken Fluktuation die Schulung aller Mitarbeiter im Studio nicht durchführbar ist. Eine Überlegung geht davon aus, hier die Anforderungen daher mehr allgemein zu formulieren wie z.B. "überwiegende Anzahl der Mitarbeiter".

Ein anderer Vorschlag läuft darauf hinaus, den Träger des Sonnenstudios als Verantwortlichen zu benennen und zu verpflichten, seine Mitarbeiter regelmäßig zu schulen, was zu einer Qualifikationen auf unterschiedlichem Niveau hinausliefe. Doch - wie gesagt - eine abschließende Festlegung steht noch aus.

Benötigt mein Studio in Zukunft mehr festangestellte Mitarbeiter?

Auch diese Frage kann noch nicht endgültig beantwortet werden, da sie eng mit dem vorher Gesagten verbunden ist. Es ist aber klar zu erkennen, dass der RTS vor allem beabsichtigt, den Verbraucherschutz in Sonnenstudios zu verbessern und nicht eine veränderte Struktur in den Studios zu schaffen. Während der gesamten Verhandlungen konnte eine derartige Intention nicht beobachtet werden. Es wird daher voraussichtlich ausschließlich von den individuellen personellen Umständen und von der internen Organisation im einzelnen Sonnenstudio abhängen, ob die Zahl oder das Verhältnis der fest- und teilzeitangestellten Mitarbeiter bestehen bleibt.

Wie werden die Studiobetreiber unterstützt?

Die am RTS beteiligten Vertreter der Besonnungsindustrie sehen die Zertifizierung als eine effektive Maßnahme an, die Branche infolge vereinheitlichter Standards in Bezug auf die Gerätesicherheit, Beratungskompetenz und Informationsbereitstellung zu stärken. Deshalb sind insbesondere die Verbände aufgefordert, die Studiobetreiber durch überzeugende und sachgemäße Information zu unterstützen, um die freiwillige Zertifizierung der Sonnenstudios als Standard zu etablieren. Schließlich geht es um die flächendeckende Verbesserung der Beratungskompetenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Studio, um den Kunden ein Mehr an Sicherheit bei der Benutzung von Solarien zu vermitteln.

Wo finden Studiobetreiber Hilfe bei Fragen zur freiwilligen Zertifizierung?

Es wird ein Zertifizierungshandbuch für die Betreiber von Sonnenstudios zusammengestellt, in dem alle Einzelheiten über die Zertifizierung und das Verfahren enthalten sein werden. Daneben werden natürlich auch die Branchenverbände, insbesondere der Photomed-Verband, für Informationen zur Verfügung stehen. Sobald alle abschließend noch nicht geklärten Details festgeschrieben sind, ist unter anderem auch für alle interessierten Branchenbeteiligte eine von den Verbänden getragene Veranstaltung geplant, in der das gesamte Zertifizierungspaket vorgestellt wird.

siehe auch:


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