Der Parkettmarkt ist derzeit schwer umkämpft
(20.11.2013) Der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Parkettindustrie, Michael Schmid, erklärte anlässlich des Pressegespräches am 19. November 2013 in Bad Zwesten, dass der momentane Parkettmarkt schwer umkämpft sei, und verweist dazu auf einen Produktionsrückgang von ca. 7,3% in den ersten drei Quartalen dieses Jahres.
Michael Schmid nutzte das Pressegespräch, um die unerfreulichen Zahlen einzuordnen: „Während der deutsche Markt derzeit schwierig ist, präsentiert sich das Auslandsgeschäft wegen der anhaltenden Schwäche auf dem europäischen Markt noch schwieriger. Die Exporte unserer Hersteller gingen im Jahresverlauf um gut 6 Prozent zurück. Die in Deutschland abgesetzte Menge jedoch mit minus 3,3 Prozent nur halb so stark. Außerdem gibt es Segmente, die nach wie vor Steigerungsraten aufweisen können. So legen die Landhausdielen im zwei- und dreischichtigen Bereich noch immer mit mehr als 10 Prozent zu. Auch das - mengenmäßig zwar weniger bedeutsame - Mosaikparkett wächst gegen den Trend.“
Der Parkettverband erwartet allerdings angesichts der dynamischen Bauentwicklung in Deutschland, dass im kommenden Jahr die derzeitige Schwächephase überwunden werden könnte. Zumal die gerade veröffentlichte Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute davon ausgeht, dass 2014 die Bauinvestitionen insgesamt um 4,2 Prozent wachsen werden (siehe Eckdaten der Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2013 für Deutschland). Gestützt wird diese Positiventwicklung in erster Linie auf den Wohnungsbau und den öffentlichen Bau. Nach einer Stagnation der Bauinvestitionen in diesem Jahr besteht damit eine gute Chance, dass hochwertige Bodenbeläge wieder eine verstärkte Nachfrage erfahren werden - siehe zudem auch Baulinks-Beitrag „Baugenehmigungen für Wohnungen in den ersten neun Monaten mit 13,5% im Plus“ vom 19.11.2013.
„Auch wenn die Produktionsrückstände unserer Parketthersteller bis zum Ende des Jahres nicht mehr aufzuholen sind, sollte der Markt sich in den kommenden Monaten wieder beleben und damit eine grundsätzlich positive Grundstimmung zurückbringen,“ erwartet Schmid.
Mehr Holz statt Imitaten aus PVC oder anderen Materialien
Für das Jahr 2014 geht der Verband davon aus, dass die Handwerker wieder mehr zu natürlichem Holz greifen und weniger zu den Imitaten aus PVC oder anderen Materialien. Oft sei es dem Endverbraucher nicht wirklich bewusst, dass gerade die Nutzung von Holz als Baustoff oder die Produktion von Möbeln und Parkett die Aufforstung und Bewirtschaftung von Wäldern fördere und der Umwelt aktiv helfe. Ein Verzicht auf Holz oder einzelne Holzarten aus nachhaltiger Forstwirtschaft bewirke eher das Gegenteil und schade der Umwelt: „Ich denke, wir alle müssen noch mehr Aufklärungsarbeit leisten, um diesen Sachverhalt zum Endverbraucher zu transportieren,“ so Schmid.
Zusammenschlüsse und Fusionen
Noch vor wenigen Jahren war das Projekt Nybron Flooring gescheitert und die Trennung der drei Firmen Marty, Kährs und Bauwerk wurde besiegelt. Umso verwunderlicher ist es, dass heute gerade diese drei Firmen sich wieder in Fusionen befinden: So schlossen sich jüngst Marty mit Tarkett, Kährs mit Karelia sowie Bauwerk und Boen zusammen. Grundsätzlich scheint sich abzuzeichnen, dass Parkett nur noch in großen Einheiten kostendeckend produziert werden kann. Der bittere Beigeschmack dabei: dass es auch so scheint, als würde Mitteleuropa in naher Zukunft als Ort der Parkettherstellung nicht mehr auskömmlich sein.
Markenbildung und Marketing statt Kosteneinsparungen und Preiskampf
Schmid mahnte: „Ich selbst bin nicht unbedingt ein alter Hase in der Branche, jedoch beschleicht mich persönlich das Gefühl eines Déjà-vu. Als Mosaikparkett noch das Hauptprodukt der mitteleuropäischen Parketthersteller war, entstand vor zirka 12 Jahren ein ähnlich großer Preisdruck auf diese Produkte. Große Firmen schlossen ihre Produktionen in Deutschland und importierten fortan zu niedrigeren Preisen. Große Namen - wie Hazet, Asbo, Uffenheimer oder Kelmo - verschwanden vom Markt.“ Grundsätzlich aber müssten Fusionen zu größeren Einheiten nicht unbedingt negative Folgen für die Branche oder kleinere Parketthersteller haben. Zumindest dann nicht, wenn sich diese neu gebildeten Global Player ihrer Marktverantwortung bewusst sind und die genutzten Synergien und Kosteneinsparungen durch Produktionsverlagerungen nicht zur weiteren Reduzierung von Marktpreisen nutzen. Vielmehr sollten die dadurch gewonnenen Ressourcen zum Aufbau von Marken durch verstärktes Marketing genutzt werden. Eine höhere Präsenz des Produktes „Parkett“ beim Endverbraucher und beim Architekten würde der Branche in vielerlei Hinsicht helfen. Größere Marktanteile von Parkett als Bodenbelag täten schließlich allen gut.
Besonders in Hinblick auf den Megatrend „Designbelag“ (die schöne Umschreibung eines PVC-/Vinyl-Belages) könne nur eine Rückkehr zum Naturprodukt die richtige Antwort sein. Zu begrüßen sei, dass einige Mitglieder des neu gegründeten Verbandes der mehrschichtig-modularen Fußbodenbeläge (MMFA) gezielt Produkte ohne Weichmacher beziehungsweise ohne Phtalate oder andere Schadstoffe entwickeln und forcieren. Man dürfe gespannt sein, was die Zukunft in diesem Bereich noch bringen werde. „In jedem Fall ist ein Bodenbelag aus natürlichen Rohstoffen immer noch der beste Bodenbelag, besonders wenn es Parkett aus Echtholz ist,“ legte der Vorsitzende des Verbandes der deutschen Parkettindustrie allen Pressevertretern ans Herz.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Mehrschichtig modulare Fußbodenbeläge - nicht wirklich neu, seit 2012 aber mit eigener Lobby (22.5.2014)
- MMFA-Verband wächst auf 30 Mitglieder; MMFA-Seminar am 16. September (22.5.2014)
- Pallmann X-Light verspricht Parkettrenovierung incl. Versiegelung über Nacht (20.5.2014)
- Zero System: Erstes lösemittelfreies Parkettversiegelungssystem von Pallmann (22.1.2014)
- Laminatbodenmärkte 2013 weltweit im Plus ... nicht aber in Deutschland (21.1.2014)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Normung beschäftigt sich erstmals mit Fußbodenbelägen aus Bambus (29.8.2013)
- Landhausdielen im Retro-Look mit dem Charme vergangener Zeiten (29.8.2013)
- 9,5 Mio. m²: Parkettproduktion stieg 2012 um 2,9%; 1. Quartal 2013 im Winterschlaf (21.4.2013)
- Taktiler, wohnlicher Holzboden für Menschen mit Seheinschränkung (20.2.2013)
siehe zudem:
- Holzboden im Fußboden-Magazin bei Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Bodenbeläge und Innenausbau bei Baubuch / Amazon.de