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Neue Mörtelfugen für die Erfurter „Horchgänge“ aus dem 17. Jahrhundert

(17.10.2022) Mitten in der Erfurter Altstadt erhebt sich der Petersberg mit der Zitadelle - ein zentraler Ort in der Landeshauptstadt von Thüringen (siehe Google-Maps). Bis in die 1960er Jahre wurde die Festung aus dem 17. Jahrhundert militärisch genutzt. So beherbergte sie bis 1806 zunächst das preußische Militär. Mit den napoleonischen Kriegen - genauer der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt - zogen jedoch die französischen Truppen ein. Im Jahr 1815 wurde die Stadt Erfurt und damit auch die Festung wieder preußisch. Über beide Weltkriege hinweg blieb sie von zentraler militärischer Bedeutung. Ab dem Jahr 1990 entstanden schließlich neue Nutzungskonzepte für das Gelände – mit unterschiedlichen Behörden, Wohnungen sowie kulturellen Einrichtungen.

Foto © erfurt-touristinformation.de/ Kerstin Nonn 

Konzept und bauliche Besonderheiten


dieses und alle weiteren Fotos © Maxit
  

Bei der Errichtung der Zitadelle im 17. Jahrhundert wurden die neuen Festungsmauern mit den alten Stadtmauern verbunden. Dabei legten die Erbauer im Fuß dieser Mauern sogenannte Konterminen beziehungsweise Horchgänge an (Bild rechts). Zweck dieser Gänge war es zum einen, unbemerkt hinter die Reihen möglicher Belagerer zu gelangen, zum anderen, feindliche Angriffe schnell zu lokalisieren und eine Zerstörung der Grundmauern in diesem Bereich zu verhindern. Die Gänge, die bis zum Mauerfuß der Zitadelle reichen, sind über zwei Kilometer lang. Die senkrechten, heute verschlossenen Kamine dienten zum Signalisieren oder auch als Notausgänge für die „horchenden“ Soldaten.

Beim Bau der Festung wurden zum Ausmauern der Wände insbesondere Kalksteine aus der Region Erfurt verwendet. Diese sind fest und nehmen nur wenig Wasser auf, ihre Oberflächen sind kantig, aber glatt. Allerdings findet man im Mauerwerk auch Keuber-Sandsteine, welche eine geringere Festigkeit und ein hohes Wasseraufnahmevermögen aufweisen. Gerade im Bereich dieser Steine ist die oberflächliche Zerstörung durch bauschädliche Salze heute besonders hoch.

Bei der Errichtung der Konterminen erfolgten Verfugung und Vermauerung mit einem sehr tonhaltigen Kalkmörtel. Solche Mörtel können gut Feuchte aufnehmen und wieder abgeben, aber bei den hier herrschenden Feuchtebelastungen versagten sogar diese. Somit sind viele Ausbrüche von Mörtelfugen in den verschiedenen Bereichen der Gänge zu finden. Die unterschiedlichen Nutzer des historischen Gemäuers hatten schließlich ebenfalls verschiedene Vorgehensweisen zur Instandhaltung der Fugenbereiche. Daher findet man heute unterschiedliche Arten der Vermörtelung und auch viele geschädigte Bereiche im Natursteinmauerwerk der Horchgänge.

Fugen, die sich fügen

Aufgrund der 2021 auf dem Festungs-Areal durchgeführten Bundesgartenschau (BUGA) sollten auch die Horchgänge einer größeren Zahl an Besuchern zugänglich gemacht werden. Somit war eine Instandsetzung mittels Fugensanierung des Natursteinmauerwerkes dringend notwendig. Die Firma Denkmalplan aus Körner (Thüringen) bekam den Auftrag, Horchgänge mit einer Länge von 200 Metern im Bereich der Vorfestung „Ravelin Anselm“ instand zu setzen. Die Arbeiten waren aufwändig:

  • Loses und mürbes Stein- und Fugenmaterial musste entfernt werden.
  • Verwitterte bzw. salzgeschädigte Exemplare der Keuber-Sandsteine wurden bis auf den gesunden Kern zurückgearbeitet.
  • Sehr stark salzbelastete Natursteine waren komplett auszutauschen.

Die farbliche und mechanisch-physikalische Angleichung des Mörtels zu den vorhandenen Natursteinen wurde schließlich mit einer Bemusterung durchgeführt. Dafür kam „maxit mur 950 HS“-Mörtel zum Einsatz, der sich in der Farbe passend einstellen lässt:

Zudem ist das Maxit-Produkt mit einem hochsulfatbeständigen Zement als Bindemittel ausgerüstet, so dass Reaktionen mit gipsbelasteten Fugenbereichen ausgeschlossen waren. Hinzu kam, dass mit einem Größtkorn von 4 mm bei der Bearbeitung der Oberfläche eine lebendige Fugenstruktur erreicht werden konnte. Hierzu wurden die Fugenoberflächen mit einem stumpfen Werkzeug - beispielsweise Holz - abgezogen. So lässt sich eine Versinterung vermeiden, die andernfalls durch ein zu frühes Abziehen mit einer Stahltraufel entsteht.

Bereits im Vorfeld wurden die Fugen so vorbereitet, dass der einzubringende Mörtel eine mittlere Dicke von mindestens 2 cm aufwies. Gerade in mittelalterlichem Mauerwerk sind jedoch oft besonders große Lücken und Vertiefungen in den Fugenbereichen vorhanden. Diese Fehlstellen wurden mit Gestein und Mörtel gefüllt, man zwickelte die Fehlstellen also aus.

Die Baustelle befand sich in einem schmalen, zwei Kilometer langen Gang und erforderte daher den Verzicht auf Hilfsmittel unserer Zeit. Wie in den vorherigen Jahrhunderten musste das Arbeitsmaterial also durch den Gang getragen und dort per Hand mit Fugeisen und Holzbrett verarbeitet werden. Die händische Bearbeitung der Verfugung zeigt nun deutlich die Handschrift des Verarbeiters und ist dennoch gleichmäßig ästhetisch und homogen.

Weitere Informationen zum „maxit mur 950 HS“-Mörtel können per E-Mail an Maxit angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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