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BIM und kein Zurück: Wie Planen und Bauen sich verändern (müssen)!

(21.10.2016) Beim 20. buildingSMART-Forum am 19. Oktober 2016 im Berliner West­hafen drehte sich unter dem Motto „Digital Excellence Now!“ mal wieder alles um die Digitalisierung der Baubranche. Deutsche und internationale Referenten referierten über den Stand des modellbasierten Planens, Bauens und Betreibens. Veranstalter des Forums war erneut buildingSMART e.V., das German Speaking Chapter von building­SMART International,. Der Verein setzt sich für die Schaffung offener Standards ein (Open BIM) und arbeitet als Non-Profit-Think-Tank neutral und unabhängig. 


das Plenum im Westhafen (alle Fotos © buildingSMART)

Schon 20(!) Jahre buildingSMART im deutschsprachigen Raum

Über 300 Teilnehmer trafen sich im Berliner Westhafen Convention Center. Den Auf­takt machte Prof. Rasso Steinmann, Vorstandsvorsitzender des buildingSMART e.V. Er warf einen Blick zurück auf 20 Jahre buildingSMART und resümierte, BIM sei seinen Kinder­schuhen längst entwachsen. Mit enorm steigenden Mitgliederzahlen, der maß­geblichen Beteiligung an wichtigen Standardisierungsschritten und tief eingebunden in die Regel­setzungen von DIN, VDI, CEN und ISO dürfe der Verein mit Stolz auf die letzten 20 Jahre zurückschauen. Zur Erinnerung: buildingSMART e.V. wurde 1995 als  Industrie­allianz für Interoperabilität (IAI) e.V. gegründet.

„Disruptoren“ verändern gewohnte Geschäftsmodelle


Patrick MacLeamy
(Bild vergrößern)

Mit großer Neugier wurde der Vortrag von Patrick MacLeamy erwartet, dem „Godfather of buildingSMART“ - wie Prof. Stein­mann ihn nannte - und Vorstandsvorsitzenden von building­SMART International. MacLeamy bescheinigte dem deutsch­sprachigen Chapter, zu einem echten „Powerhouse-Chapter“ gewachsen zu sein und skizzierte seinen ei­genen beruflichen Werdegang als Architekt im Wandel der herrschenden Metho­den:

  • Angefangen von Bleistift, Winkelmaß, Zirkel und Radiergummi für Zeichnungen auf sehr großen Papierrollen
  • über 2D- und 3D-CAD-Pläne
  • bis zum komplexen BIM-Modell von heute.

Mit sehr anschaulichen Worten zog er Parallelen zu umwälzenden Ereignissen in anderen Bereichen der Wirtschaft:

  • Google hat schon ganze Wörterbücher, Landkarten auf Papier und viele, viele Einkaufsmeilen geschluckt. Informationssuche war noch nie so einfach wie heute.
  • Ebenso Apple mit dem ersten Smartphone, das nicht nur das Telefon verdräng­te, sondern auch den CD-Player, Zeitungen aus Papier, Fotoapparate usw.

Solche „Disruptoren“ verändern gewohnte Geschäftsmodelle ... und in letzter Konse­quenz auch unser Leben radikal. MacLeamy zeigte sich sicher, dass BIM die große di­gitale Revolution in allen Bereichen der Bauindustrie bringt. Er rief alle Tagungsteilneh­mer dazu auf, diesen radikalen Umbruch mitzugestalten, um nicht von ihm fortgespült zu werden: „It's not about my business or about your business ... It's about our in­dustry!“

buildingSMART | SMARTbuilding

Ein weiterer internationaler Gast war Dr. Claire Penny von IBM in Dublin. Sie stellte vor, wie Bauwerke dank smarter Gebäudetechnik zur Erfassung von Echtzeitdaten Teil des Internet of Things (IoT) werden. Sie zeichnete die wachsende Komplexität von Gebäudetechnik in den letzten 40 Jahren nach und gab einen spannenden Ausblick in die Zukunft der „Cognitive Buildings“. Der Weg führe von automatisierten Gebäuden vor der Jahrtausendwende über Smart Buildings heute hin zu einer Architektur, die mittels künstlicher Intelligenz lernt, das Verhalten ihrer Bewohner zu verstehen und ihnen ein hilfreicher Partner zu werden.


Dr. Claire Penny im Gespräch mit dem Moderator des Forums, Dr. Thomas Welter, Bundesgeschäftsführer des Bundes Deutscher Architekten BDA.

In ihrem inspirierenden Vortrag stellte Frau Dr. Penny  Gebäude vor, die nicht mehr nur ein Dach über dem Kopf, Wärme und ein Schließsystem bieten, sondern zum Ratgeber und wissenden Begleiter ihrer Bewohner werden. „Wel­cher nächstgelegene Meeting­raum ist gerade frei? Wie warm ist es dort? Wo wird gerade Energie verschwendet, weil die Heizung läuft, aber das Fenster geöffnet ist?“.

„BIM ist keine Bedrohung“

BIM für Architekten - 100 Fragen - 100 Antworten
  

Mit großem Interesse wurde auch der Beitrag des Geschäfts­führers der Bundesarchitektenkammer Tillman Prinz verfolgt, der den druckfrischen Leitfaden „BIM für Architekten - 100 Fragen, 100 Antworten“ vorstellte. Prinz mahnte an, dass von 130.000 deutschen Architekten viele immer noch zögern, sich dem Thema BIM zu widmen - deshalb sei das Buch als ein hilf­reicher Reiseführer durch die BIM-Welt konzipiert worden. BIM sei keine Bedrohung, sondern vielmehr eine große Chance, die auch Architekten nutzen sollten. Mit den 100 Fragen und 100 Antworten liegt nun ein hilfreicher Überblick vor, was BIM für Architekten bedeutet - siehe auch Beitrag „,Kulturwandel am Bau‘: 100 Fragen und 100 Antworten zu BIM“ vom 6.10.2016

Dr. Andreas Goerdeler, Unterabteilungsleiter im Bundesministe­rium für Wirtschaft und Energie, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung der Digitalisierung und offener Standards für den deutschen Mittelstand. Bei dieser Gelegenheit gab er auch die Verlängerung des Förderprojektes BIMiD bekannt, an dem buildingSMART als einer von sechs Projektpartnern beteiligt ist.

Weitere Beiträge

Bauingenieur Manfred Grohmann vom Büro Bollinger+Grohmann zeigte auf, wie beson­ders komplexe Bauaufgaben erst durch digitale Methoden beherrschbar werden.

Dennis Shelden, langjähriger Associate im Büro des Pritzker-Preisträgers Frank O. Geh­ry in Los Angeles berichtete am Beispiel des Ausstellungsgebäudes für die Foundation Louis Vuitton in Paris über neue Entwurfsfreiheiten und die integrative Zusammenar­beit in einem großen Architekturbüro.

Eric Giese und Petra Michaely von Siemens Gebäudetechnik und Siemens Real Estate referierten über die zukünftigen Veränderungen für die Technische Gebäudeausrüstung in der Planungs- und Ausführungsphase.

Alvise Simondetti von Arup in London vermittelte anhand zahlreicher Beispiele, wie mit Hilfe digitaler Simulationen und Künstlicher Intelligenz Gebäude bereits in der Pla­nungsphase immer besser den Nutzungsanforderungen angepasst werden können - zur Erinnerung siehe auch „Arup berät DB beim BIM-Einsatz auf der Großbaustelle Tunnel Rastatt“ vom 8.1.2016.

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ausgewählte weitere Meldungen:

siehe zudem:


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