KfW Research: Mittelstand schöpft Potentiale der Digitalisierung nicht aus
(28.8.2016) Laut einer neuen Studie von KfW Research befindet sich der deutsche Mittelstand noch in einer frühen Phase der Digitalisierung. Demnach haben vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen in den vergangenen drei Jahren Digitalisierungsprojekte umgesetzt bzw. in neue Technologien oder die Verbesserung der IT-Kompetenz investiert. Die einzelnen Vorhaben hatten jedoch meist nur einen überschaubaren Umfang:
- Vor allem kleine Unternehmen (unter 10 Beschäftigte) setzten dafür weniger als 10.000 Euro pro Jahr ein - und planen häufig für die nächsten Jahre keine höheren Ausgaben.
- Knapp die Hälfte der großen Mittelständler (150 und mehr Beschäftigte) geben über 100.000 Euro im Jahr dafür aus.
Hochgerechnet auf den gesamten deutschen Mittelstand entspricht dies jährlichen Ausgaben in Höhe von etwa 10 Mrd. Euro für Projekte zum Ausbau der Digitalisierung. Gleichwohl schöpfe die mittelständische Wirtschaft das Potential der Digitalisierung bisher bei Weitem noch nicht aus, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe die Studienergebnisse, die auf einer repräsentativen Befragung mittelständischer Unternehmen mit mehr als 5 Mitarbeitern basieren: „Die meisten mittelständischen Unternehmen bauen ihre Digitalisierung zwar aus, gehen dies jedoch überwiegend in kleinen Schritten an.“
In der Digitalisierung liegen daher nach KfW-Einschätzung noch große, nicht ausgeschöpfte strategische Potentiale für den deutschen Mittelstand. Schlimmstenfalls könnten Unternehmen Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren.
Ein Drittel befindet sich noch im Grundstadium
Insgesamt befindet sich etwa ein Drittel der Mittelständler aktuell noch in einem Grundstadium der Digitalisierung - d.h. bei ihnen sind selbst grundlegende Anwendungen wie ein eigener Internetauftritt unterdurchschnittlich verbreitet. Besonders häufig zählen die kleinen Mittelständler mit weniger als 50 Mitarbeitern zu diesen Digitalisierungs-Nachzüglern. Rund die Hälfte der mittelständischen Firmen hierzulande liegt im Mittelfeld und nutzt z.B. einzelne Anwendungen digital vernetzter Information und Kommunikation. Digitale Vorreiter, d.h. Unternehmen, die bereits auf digitale Produkte, Dienstleistungen, Apps oder Industrie 4.0 setzen, stellen mit einem knappen Fünftel des Mittelstands die Minderheit dar.
Nur jedes fünfte Unternehmen zählt zu den digitalen Vorreitern
78% der Unternehmen haben zwischen 2013 und 2015 in technologische Projekte investiert (Hardware, Software, IT-Sicherheit, Website, IT-Bezugsformen, Verknüpfung von Prozessen). Projekte zur Erweiterung von Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung (IT-Weiterbildung, IT-Beratung, Reorganisation des Workflows, Konzepte für Internetmarketing und -vertrieb) wurden von 64% der Mittelständler umgesetzt. Vorreiterunternehmen realisieren fast doppelt so häufig Kompetenzprojekte wie Nachzügler. „Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands geht kein Weg an der Digitalisierung vorbei", betont Zeuner und stellt des Weiteren fest: „Dafür muss nicht nur in Soft- und Hardware, sondern unbedingt auch in Wissen investiert werden, um die besten Lösungen für das eigene Unternehmen zu entwickeln.“
Als wesentliche Hemmnisse einer weitergehenden Digitalisierung nennen die Unternehmen ...
- mangelnde IT-Kompetenzen ihrer Belegschaft (67%),
- Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit (62%) und
- die mangelhafte Geschwindigkeit der Internetverbindung (58%).
Wo ist der Nutzen?
Doch auch ein schneller Abbau dieser Hemmnisse dürfte nicht ausreichen,
um einen „Digitalisierungsschub“ im deutschen Mittelstand auszulösen: Viele
Unternehmen scheinen den Nutzen einer weitergehenden Digitalisierung für ihr
Geschäftsmodell noch nicht erkennen zu können - sie fürchten die hohen
Investitions- sowie Betriebskosten (59%) und investieren deshalb
nicht oder zu wenig in digitale Projekte. Eine stärkere Verdeutlichung von
konkreten Einsparpotenzialen durch intelligenteren IT-
Wenn mittelständische Unternehmen in die Digitalisierung investieren, dann finanzieren sie das zu 77% aus laufenden Einnahmen. Bankkredite spielen mit 4% eine untergeordnete Rolle. Finanzierungsprobleme nennen 32% der Mittelständler als Digitalisierungshemmnis.
Hinweis: Die Untersuchung zur Digitalisierung im Mittelstand wurde vom ZEW, Mannheim in Zusammenarbeit mit dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH, Bonn, im Auftrag der KfW Bankengruppe durchgeführt.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- PDF: Präsentation v. 18. August 2016
- PDF: Studie „Digitalisierung im Mittelstand: Status Quo, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen“
- KfW und KfW Förderbank
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siehe zudem: