3. Ideenbörse bei Jung Pumpen: Konstruktiver Streit erwünscht
(28.11.2005) Am 4. und 5. November veranstaltete Jung Pumpen seine inzwischen dritte Ideenbörse für Planer, Tiefbau-Ingenieure und kommunale Vertreter im westfälischen Steinhagen. Zwanzig Spezialisten nahmen die Einladung zum konstruktiven Meinungs- und Erfahrungsaustausch an. Für genügend Gesprächsstoff sorgte das Schwerpunktthema der Veranstaltung: Vermeidung von Geruchsemissionen und Korrosionsschäden in der Kanalisation.

Seit einigen Jahren bittet Jung Pumpen Spezialisten der Abwasserentsorgung zum Gedankenaustausch an den Unternehmensstandort Steinhagen. Mit einer Kombination aus Fachvorträgen und Diskussionsrunden, in denen Themen der täglichen Planungs- und Wartungspraxis behandelt werden, fördern die so bereits gut etablierten Ideenbörsen des westfälischen Abwasserspezialisten stets eine interessante Mischung wertvoller Erkenntnisse zutage. "Einen konstruktiven Streit unter Wissenschaftlern, Technikern und Planern" wünschte sich Teilnehmer Hans-Jürgen Siebold zu Beginn der Ideenbörse. "Voll erfüllt" lautete sein Fazit nach der zweitägigen Veranstaltung in Steinhagen.
Frischer Wind im Kanal
Dr.
Matthias Barjenbruch von der Universität Rostock, Fachgebiet
Siedlungswasserwirtschaft, gab mit seinem Einstiegsreferat zunächst einen
Überblick über die chemisch-biologischen Ursachen von Geruchsbelästigungen und
anerkannten Messmethoden. Als Hauptübeltäter identifizierte er dabei
Schwefelwasserstoff, der neben dem bekannten und berüchtigten "Kanalgeruch" auch
für massivste Korrosionsschäden in Tiefbauanlagen verantwortlich ist. Treibende
Kraft bei der Entstehung von Schwefelwasserstoff ist Sulfat - ein Stoff, der
überall im Wasser vorkommt. Damit ist die Grundlage zur Entstehung von Geruch
und Korrosion nicht nur in maroden Leitungsnetzen oder an besonders kritischen
Stellen in der Kanalisation gegeben, sondern findet sich überall, wo Abwasser
vom Entstehungsort zur Kläranlage transportiert wird.
Bereits in der sich anschließenden ersten Diskussionsrunde wurde klar: Ein Allheilmittel gibt es nicht. Vielmehr ist von Anfang an eine detaillierte Planung gefordert. Nur mit einer individuellen Kombination verschiedener Maßnahmen für den konkreten Einzelfall können die Probleme reduziert und Schäden vermieden werden.
Wirksame Gegenmittel
Die
wirkungsvollsten Maßnahmen zur Beseitigung von Geruchsstoffen aus dem Abwasser
und der Luft vermittelte Dipl.-Ing. Jürgen Reinhold, Mitarbeiter im
KompetenzCenter Abwasser von Jung Pumpen: Von der chemischen Fällung, der
Veränderung des pH-Wertes bis zur biologischen Oxidation der Abluft über
Biofilter u.a. stehen eine Vielzahl - mal mehr, mal weniger viel versprechende -
Maßnahmen zur Verfügung.
Das wirksamste Mittel liegt jedoch, so der Experte, eindeutig in der Erhöhung der Durchflussgeschwindigkeit. Je kürzer die Verweildauer des Abwassers im Kanal, desto kürzer die Zeit, in der schädlicher Schwefelwasserstoff entstehen kann. Für die teilnehmenden Planer von besonderem Interesse war der Kostenvergleich zwischen denkbaren Maßnahmen. Schnell zeigte sich, dass in der Planungsphase die größten Einflussmöglichkeiten bei vergleichsweise geringem Aufwand bestehen.
Gesamtbetrachtung erforderlich
Wie
kompliziert es sein kann, die empfohlenen Maßnahmen sinnvoll miteinander zu
verbinden und der Geruchs- und Korrosionsproblematik in teilweise vielen
Jahrzehnten alten Kanalnetzen zu begegnen, verdeutlichte Dipl.-Ing. Volker
Wagner im dritten Vortrag des Tages. Als Geschäftsführer der AWATECH
Entsorgungsbetriebe ist er für die Abwasserentsorgung des Gebietes um den
Scharmützelsee rund 70 km südlich von Berlin verantwortlich. Das extrem
zersiedelte Gebiet mit etwa 4.900 Hausanschlüssen verfügt über teilweise sehr
alte Kanalabschnitte, Abwasser muss extrem lange Strecken überwinden und
oberhalb eines sehr hohen Grundwasserspiegels geführt werden. Mit rund 162 km
Druckleitungen, 66 Pumpwerken und mehr als 1.600 Druckentwässerungsschächten
stellt das Entsorgungsgebiet höchste Ansprüche an Planung und Wartung.
Insbesondere die Korrosionsschäden in den Schächten sorgen zunehmend für
Probleme: Aufgrund der partiell äußerst hohen Schwefelwasserstoffkonzentration
korrodieren häufig schon Betonschächte, die gerade einmal wenige Monate im
Einsatz sind. Eine Möglichkeit hier gegenzusteuern, bietet der Einsatz von
Schächten aus Polyethylen (PE), die am zweiten Tag der Ideenbörse im Vordergrund
standen.
Robuste Leichtgewichte
Je
nach Säurekonzentration in der Abluft kann sich die Korrosion in Betonschächten
innerhalb von wenigen Jahren bis zu mehreren Zentimetern durch die Schachtwand
"fressen". Wirksamster Schutz gegen diesen Verschleiß ist die Ausstattung der
Kanalisation mit Schächten aus modernen korrosionsbeständigen Kunststoffen.
Hartmut Barkey, Produktmanager Abwassertechnik bei Jung Pumpen, und Dipl.-Ing.
Stephan Freudenberg vom Schachthersteller Wavin (Bild rechts) erläuterten in
ihren beiden Vorträgen entsprechend die Möglichkeiten, mit Kunststoffsystemen
nachhaltig Kosten im Betrieb zu senken. Dabei gilt es vor allem, den gesamten
Lebenszyklus einer Anlage in die Kostenbetrachtung mit einzubeziehen: Die
höheren Anschaffungskosten von Produkten aus PE amortisieren sich schon nach
kurzer Zeit durch den wirtschaftlicheren Einbau, verminderte Wartungsarbeiten
und minimierten Verschleiß.
Netzwerk engagierter Experten
Am
Ende der zweitägigen Fachveranstaltung war das Resümee aller Teilnehmer durchweg
positiv. Besonders erfreut zeigte sich auch Helmut Schweitzer,
Geschäftsführender Gesellschafter von Jung Pumpen, über die Äußerungen in der
abschließenden Diskussionsrunde. "Die Teilnehmer zeigten sich nicht nur von den
vielfältigen Informationen aus den Fachvorträgen begeistert, sondern lobten ganz
besonders die Möglichkeit, im Rahmen der Ideenbörse ein Kontakt-Netzwerk mit
anderen Kollegen aufbauen zu können, um sich auch in Zukunft informell und
engagiert über Probleme und Lösungen aus dem Entsorgungsalltag auszutauschen.
Aus meiner Sicht hat die diesjährige Ideenbörse genau damit ihr gestecktes Ziel
erreicht und einen Dialog zwischen Planern und Technikern geschaffen. Die daraus
resultierenden ?Ideen' sind für das Unternehmen Jung Pumpen so inspirierend wie
für die Teilnehmer", so Helmut Schweitzer.
siehe auch:
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- weitere Details...
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siehe zudem: