Baulinks -> Redaktion  || < älter 2025/0984 jünger > >>|  

Intelligente Lüftungstechnik im neuen Braukeller von Weihenstephan

(21.7.2025) Die traditionsreiche Brauerei Weihenstephan setzt konsequent auf die Modernisierung ihrer Produktionsinfrastruktur und nennt sich damit stolz nicht nur „älteste Brauerei der Welt”, sondern auch „älteste noch bestehende Braustätte der Welt”. Ein umfassender Masterplan wurde entwickelt, um auch künftig die beinahe 1.000-jährige Braukunst auf gleichem hohem Niveau weiterzubetreiben. In Zusammenarbeit mit dem Technischen Büro Weihenstephan werden darin Schritt für Schritt verschiedenen Maßnahmen umgesetzt: dazu gehören bereits realisierte Projekte wie ein neues Logistikzentrum, eine moderne Entalkoholisierungs-Anlage, eine optimierte Filtration und nun auch ein neuer, hochfunktionaler Braukeller. 

Der neue Kombikeller wurde direkt an die bestehenden historischen Gebäude angebaut und mit einer intelligenten Lüftungstechnik ausgestattet. (Bild: Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan) 

Da die Nachfrage nach untergärigen Bieren wie Helles, Pils oder Festbier vor allem in den Sommermonaten kontinuierlich gestiegen ist, war die Aufrüstung mit diesem sogenannten Kombikeller unabdinglich. Die bestehenden Kelleranlagen waren auf die Weißbierproduktion ausgelegt, sodass deren Struktur sowohl kapazitäts- als auch technologiebedingt ihre Grenzen erreicht hatten. Die älteren Tanks waren zudem nicht auf das notwendige Volumen und die längeren Gär- und Lagerzeiten bei niedrigeren Temperaturen ausgelegt. 

Mit der Auslagerung des Logistikzentrums konnten wertvolle Flächen gewonnen werden, sodass der neue Keller direkt an das historische Bestandsgebäude mit effizienter Einbindung in die bestehenden Abläufe angebaut werden konnte. 

Die Klima- und Lüftungstechnik muss insbesondere bei Brauanlagen besondere Anforderungen berücksichtigen. Für die ideale Raumentfeuchtung wurde moderne Technik zur Zulufteinbringung installiert. (Bild: Christian Schranner) 

Spezielle Anforderungen

Offiziell wurde der neue Keller bereits im Juli 2024 eröffnet: er bietet Platz für insgesamt 24 Biertanks, von denen in der ersten Ausbaustufe bereits 11 installiert wurden – 4 große und 3 kleine Drucktanks, 4 Kombitanks und 1 spezieller Althefetank. Der Brauerei erlaubt diese Kombination einen flexiblen Wechsel zwischen ober- und untergärigen Biersorten, wodurch sie auch kurzfristig auf Marktbedürfnisse reagieren kann. 

Durch eine intensive und mehrjährige Planungsphase wurde die Realisierung des Projektes vorbereitet, gerade im Hinblick auf die anspruchsvolle Klima- und Lüftungstechnik. Innerhalb eines solchen Produktionsbetriebes gehören Bierkeller zu den hygienisch besonders sensiblen Bereichen: hinsichtlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Kohlendioxidkonzentration und Raumluftströmung herrschen hier sehr strenge Vorgaben. Sämtliche verbauten Komponenten mussten daher aus Edelstahl bestehen, um den aggressiven Reinigungsmitteln, wie Säuren und Laugen, sowie der Korrosion dauerhaft standzuhalten. 

Die zuverlässige Wärme- und Feuchteabfuhr spielte neben der Hygiene eine weitere zentrale Rolle. Die technische Leitung der Brauerei holte sich hierfür Unterstützung durch den erfahrenen Lüftungsspezialisten Kiefer Klimatechnik GmbH aus Stuttgart. Das Unternehmen hat mehr als 140 Jahre Erfahrung und sich unter anderem auf die Getränke-Industrie und Brauanlagen spezialisiert. 

Alle Einbauteile, wie zum Beispiel die CO₂- Erfassungsanlage mussten aus Edelstahl sein, um nicht nur optisch zu überzeugen, sondern auch um Reinigung und Korrosion standzuhalten. (Bild: Christian Schranner) 

Erfolgreiche Umsetzung von Brauanlagen

Bereits in der Vergangenheit konnte Kiefer mit erfolgreichen Projekten wie der Planung und Umsetzung einer Sorptions-Entfeuchtungsanlage in einem bestehenden Lagerkeller für Weihenstephan überzeugen. Nun übernahm das Unternehmen die Gesamtverantwortung beim neuen Kombikeller für die Planung, Auslegung und Umsetzung der klimatechnischen Anlage. Dazu gehörte unter anderem die Prüfung aller technischen Schnittstellen, die Abstimmung mit Architekten und die Sicherstellung einer effizienten Inbetriebnahme, Wartung und Inspektion. 

„Beim neuen Kombikeller galt es, die Planungen, technischen Randbedingungen und Schnittstellen zu überprüfen sowie Einbau, Inbetriebnahme, Wartung und Inspektion sicherzustellen”, berichtet Thomas Sigle, Leiter Anlagenbau bei Kiefer Klimatechnik.

Dabei war die Einhaltung eines präzisen „Feuchtefensters” zentral, denn die relative Luftfeuchtigkeit im Raum durfte 70% nicht überschreiten – auch in Bereichen, in denen Oberflächentemperaturen unter 0°C auftreten. Das betrifft vor allem Medienleitungen und zugehörige Einbauteile, bei denen die Bildung von Kondensat unbedingt vermieden werden musste. Um auch kritische Installationspunkte trocken halten zu können, realisierte Kiefer daher eine gleichmäßige Luftverteilung im Raum. 

Die Tanks mit Umschaltventilen werden an der Decke in unterschiedlichen Farben illuminiert, die sich jeweils auf die darin gelagerten Biere beziehen (untergärig, obergärig und alkoholfrei). (Bild: Christian Schranner) 

Um Schimmelbildung zu vermeiden und die Bausubstanz zu schützen galt es zusätzlich, die absolute Feuchte der Raumluft zu senken. Das war gerade deshalb ein zentraler Aspekt, wegen gelegentlich nasser Bodenflächen und der möglichen Infiltration feuchter Außenluft. Die Entfeuchtung der Zuluft erfolgte zweistufig: durch Kondensation in der Wärmerückgewinnungseinheit des Lüftungszentralgeräts und anschließend durch einen nachgeschalteten Luftkühler. Damit können Standard-Zuluftfeuchten von 6,1 g/kg erreicht werden, was einer Taupunkttemperatur von 6,5°C entspricht. Das System kann zusätzlich bei Bedarf mit Sorptionselementen ausgestattet werden, um noch niedrigere Feuchten von bis zu 1,8 g/kg (Taupunkt: -3°C) zu erzielen. 

Eine weitere Besonderheit der Anlage: um unbeabsichtigtes Auslaufen und Wegspritzen des Biers bei eventuellen Havarien zu vermeiden, wurde die Rohrführung des Tanks und der technischen Komponenten so optimiert, dass solche Verluste auf ein Minimum reduziert werden konnten.

Damit der Keller auch für Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt werden kann, wurde eine Verkostungsanlage und eine LED-Showbeleuchtung installiert. (Bild: Christian Schranner) 

Technik und Design

Neben den funktionalen Anforderungen spielten auch gestalterische Anforderungen eine große Rolle, da der neue Kombikeller auch für Veranstaltungen, Führungen und Bierverkostungen genutzt wird. So kann nun direkt in den Räumen Bier gezapft werden – für Gästegruppen, Kundenbesuche oder interne Feierlichkeiten. Eine moderne LED-Showbeleuchtung kann den Raum bei Bedarf atmosphärisch inszenieren. 

Doch auch die technischen Komponenten sollten sich optisch in das Gesamtbild einfügen, sodass CO₂-Erfassungseinrichtungen und Luftnachström-Bauteile aus Edelstahl in Abstimmung mit den Architekten unauffällig in die Wandflächen integriert wurden. 

Zudem wurde eine automatisches Absaugsystem installiert, da bei der Gärung eine hohe CO₂-Konzentration entstehen und sich das Gas besonders in Kellern anreichern kann, da Gas bekanntlich schwerer ist als Luft. Dadurch wird das entstehende Kohlendioxid zuverlässig abgeführt und kann so nicht in benachbarte Räume gelangen. Im Havariefall wird zusätzlich frische Außenluft über eine in die Außenwand integrierte Jalousieklappe eingebracht. 

In enger Abstimmung mit den Architekten plante Kiefer Klimatechnik die Außenluftnachströmung mit wärmegedämmter Jalousieklappe und vertikalen Lamellen für einen CO₂-Havariefall analog den Bullaugenfenstern in der Außenwand. (Bild: Christian Schranner) 

Bautafel

Weitere Informationen können per E-Mail an Kiefer Klimatechnik angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

Impressum | Datenschutz © 1997-2025 BauSites GmbH