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BG BAU warnt - nicht zum ersten Mal - vor dem sorglosen Umgang mit Epoxidharzen

(21.5.2015) Epoxidharze sind in der Bauwirtschaft und anderen Branchen wegen ihrer guten technischen Eigenschaften inzwischen zu Standardwerkstoffen geworden. Das hat aber dazu geführt, dass immer mehr Berufstätige und Heimwerker unter Epoxid­harz-Allergien leiden und viele Beschäftigte deshalb ihren Beruf aufgeben müssen. Hansjörg Schmidt-Kraepelin, Mitglied der Geschäftsführung der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) verwies zudem auf einer Fachtagung am 17. April 2015 in Köln darauf, dass Heimwerker Epoxidharze aus Baumärkten und von Discountern ger­ne, aber nicht immer fachgerecht nutzten. Die BG BAU rät dringend zum professionel­len Umgang mit Epoxidharzprodukten.

Seit fünfzehn Jahren haben durch Epoxidharz verursachte Erkrankungen stark zuge­nommen. Tausende Menschen sind betroffen und jedes Jahr registrieren die gewerb­lichen Berufsgenossenschaften rund 250 neue Fälle:

Für Heilbehandlungen, Rehabilitationen und Renten wegen Epoxi-bedingter Erkrankun­gen zahlten die Berufsgenossenschaften zwischen 1999 und 2013 über 54,6 Millionen Euro. Dermatologen gehen aber davon aus, dass viele Beschäftigte trotz ihrer allergi­schen Hauterkrankung einfach weiterarbeiten und damit höchstens zum Hausarzt ge­hen, anstatt sie als Berufskrankheit anzuzeigen.

Wegen des wachsenden Ausmaßes analysierte die BG BAU gemeinsam mit der nieder­ländischen ARBOUW (Wissens- und Dienstleistungsinstitut für Arbeitsbedingungen im Bauwesen) die Ursachen für Erkrankungen von Berufstätigen durch ihre Arbeit mit Epoxidharzen: Zwischen 2011 und 2014 wurden zwei Fallgruppen von über 500 er­krankten bzw. über 800 nicht erkrankten Beschäftigten befragt - mit folgenden wich­tigsten Erkenntnissen: Bei den Erkrankten ...

  • fehlten chemikalienbeständige Handschuhe,
  • war die Arbeitskleidung ungeeignet - beispielsweise trugen sie kurzärmlige Hemden,
  • wurden die Epoxidharze ohne Schutz kniend verarbeitet,
  • wurde nicht am Arbeitsplatz geduscht oder
  • wurde die Arbeitskleidung nach Arbeitsschluss erst am Wohnort gewechselt.

Hinzu kommt, dass bei den Erkrankten eine Einweisung durch den Arbeitgeber viel seltener durchgeführt wurde, als bei der Kontrollgruppe.

Für Schmidt-Kraepelin belegt die Untersuchung den hohen Stellenwert eines profes­sionellen Umgangs mit Epoxidharzen. Das gelte vor allem, weil angesichts derer her­vorragender Eigenschaften kaum auf alternative Baustoffe ausgewichen werden kön­ne: Bei der Boden- und Wandbeschichtung, als Schutz von Fassaden, gegen Korrosion und Säuren oder zum Beschichten von Industriefußböden zeichne sich der vielseitige Formstoff durch eine hohe Beständigkeit gegen viele Chemikalien und Feuchtigkeit aus. So kämen immer mehr Beschäftigte in Kontakt mit Epoxidharz.

Schutzmaßnahmen wichtig - für Handwerker und Heimwerker

Die Epoxidharze und Härter können bereits nach wenigen Ta­gen Verätzungen an Händen, Beinen und im Gesicht sowie schlimme und anhaltende Hautallergien auslösen. Nicht aus­reichend informiert über die Gesundheitsrisiken sind insbeson­dere private Anwender und Heimwerker, die oft völlig sorglos mit von Baumärkten oder Discountern angebotenen Epoxid­harz-Produkten drauflosspachteln, z.B. um schadhafte Stellen an Fliesen oder Badewannen oder Wasserrohren abzudichten. Wie Prof. Dr. med. Johannes Geier vom Informationsverbund Dermatolo­gischer Kliniken (IVDK) auf der Fachtagung ausführ­te, schließt der IVDK aus den vorliegenden Untersuchungswer­ten, dass in Deutschland etwa 200.000 Menschen gegen Epo­xidharz allergisch sind.

„Epoxidharze gehören nicht in die Hände von Heimwerkern!“

„Daher sind die Kenntnis der Gefahren sowie Schutzmaßnahmen im Beruf unerlässlich. Und im privaten Bereich haben Epoxidharze gar nichts zu suchen“, betonte Dr. Rein­hold Rühl, Leiter des Bereichs Gefahrstoffe der BG BAU. Heimwerker seien mit dem Verstehen und der genauen Berücksichtigung der Produktangaben zu den hoch reak­tiven Chemikalien auf den Verpackungen überfordert.

Lüften, Atemschutz, kein Hautkontakt!

Rühl mahnt auch eine ausreichende Lüftung bei der Arbeit an, und bei Spritzverfah­ren und beim Einsatz von lösemittelhaltigen Produkten sei zusätzlich ein Atemschutz nötig. Insbesondere müsse aber ein direkter Hautkontakt mit Epoxidharzen verhindert werden - auch schon beim Mischen der Komponenten Harz und Härter. Am besten lasse sich das mit Hilfe von Verarbeitungsgeräten mit Spritzschutz, langstieligen Rol­lern, Wisch- und Verteilgeräten oder Handrührwerken mit stufenlos regelbarer Rühr­geschwin­digkeit sicherstellen.

Selbstverständlich sollte das Tragen von geeigneten Schutzanzügen, wie Overall, Schutzhose oder Schürzen, sowie von Schutzbrillen und speziellen Handschuhen sein.

  • Bei lösemittelhaltigen Epoxidharzen sind oft nur Handschuhe aus Fluorkautschuk geeignet.
  • Für die Arbeit mit lösemittelfreien Epoxidharzen empfiehlt die BG BAU spezielle Chemikalienschutz-Handschuhe aus Nitril oder Butylkautschuk.

 Rühl unterstrich abschließend noch einmal die Pflicht der Betriebe zur Schulung ihrer Mitarbeiter über Gefahren und Schutzmaßnahmen, und dass diese schon vor Beginn der Arbeit einer arbeitsmedizinischen Vorsorge zu unterziehen seien. Bezüglich des Einsatzes der richtigen Werkzeuge, notwendiger Schutzmaßnahmen sowie Ersatz­stoffen berieten die Fachleute der BG BAU ihre Mitgliedsunternehmen.

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