Bündnis in der Bauwirtschaft zur „Gefahrstoff-Kommunikation in der Lieferkette“
(17.3.2013) Die Verbände der Hersteller, Händler und Arbeitgeber der Bauwirtschaft haben sich gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sowie Berufsgenossenschaften auf eine Branchenlösung „Gefahrstoff-Kommunikation in der Lieferkette“ geeinigt. Das neue Bündnis stellte sich am 12. März 2013 im Bundespresseamt vor. Grund: Die Beteiligten wollen den Umgang mit Informationen zu Gefahrstoffen im Einklang mit den rechtlichen Bestimmungen erleichtern.
Rechtliche Vorgaben machen die vorgeschriebenen Sicherheitsdatenblätter der Hersteller immer komplexer, so dass es für die Unternehmen kaum noch möglich ist, die Informationsflut zu bewältigen. Dabei sind die Hinweise der Sicherheitsdatenblätter notwendig, damit Baustoffe sicher verarbeitet werden können.
„Mit der neuen Branchenlösung wird nun allen Akteuren in der Lieferkette der Bauwirtschaft - Herstellern, Händlern und den Baubetrieben als Anwendern - ein zentraler Pool der rechtlich notwendigen Sicherheitsdatenblätter für gefahrstoffhaltige Baustoffe bereitgestellt“, sagte Klaus-Richard Bergmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU). Verständliche Informationen der Berufsgenossenschaft, die auf Verfahren und Verwender bezogen sind, liefern ergänzend einfache und leicht verständliche Hinweise, wie die Produkte sicher zu verarbeiten sind. Diese Informationen kommen vom Gefahrstoff-Informationssystem der BG BAU (GISBAU) und sind bereits erprobt. Die Bundesministerien für Arbeit und Soziales (BMAS), für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sowie für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) unterstüzen die Branchenlösung und betonen „den zukunftsweisenden Charakter“ dieser Initiative.
Mit Gefahrstoffen wird natürlich auch in anderen Branchen und Bereichen der gewerblichen Wirtschaft umgegangen. „Die Bauwirtschaft“, so Bergmann, „ist jedoch die erste Branche, bei der sich alle beteiligten Verbände und Organisationen auf ein gemeinsames Informationssystem einigen.“ Die Sicherheitsdatenblätter wurden durch die Vorgaben der europäischen REACH-Verordnung (Registration, Evaluation, Authorisation und Restriction of Chemicals) zunehmend unübersichtlich. Für die Praxis in den Betrieben sind diese Dokumente ohne Erläuterung kaum geeignet. „Das von GISBAU entwickelte Branchenportal erfüllt die besonderen Anforderungen der REACH-Verordnung zur rechtskonformen elektronischen Übermittlung von Sicherheitsdatenblättern und stellt zudem verständliche Informationen für die sichere Verarbeitung von Baustoffen zur Verfügung“, sagte Bernhard Arenz, Leiter der Abteilung Prävention der BG BAU.
Mit der Branchenlösung wird zudem einer weiteren Herausforderung begegnet: Alle Beteiligten der Lieferkette - 400 Hersteller, 2.500 Baustoff-Fachhändler und 460.000 Unternehmen der Bauwirtschaft - müssen die Sicherheitsdatenblätter zehn Jahre lang aufbewahren. In Papierform ist damit ein gewaltiger Verwaltungsaufwand verbunden. Die Informationsfülle ist riesig, der Verwaltungsaufwand gewaltig. Die Lösung: Ein zentrales EDV-gestütztes Branchenportal, betrieben durch die BG BAU, in dem die Sicherheitsdatenblätter und weitere Informationen über Gefahrstoffe vorgehalten werden. „Die Baubetriebe, der Fachhandel und die Hersteller werden von der Pflicht zur Aufbewahrung entbunden“, betonte Arenz. Das entlaste vor allem die vielen Klein- und Mittelbetriebe der Bauwirtschaft, die viel Aufwand und Geld sparen.
„Mit praxisgerechten Verfahren und Erläuterungen gewinnt der Arbeitsschutz, deshalb unterstützen wir diese Branchenlösung,“ ergänzte Michael Koll, Leiter der Unterabteilung Arbeitsschutz im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Das System funktioniert so:
- Hersteller und Lieferanten senden ihre Informationen über neue oder geänderte Gefahrstoffe und Sicherheitsdatenblätter online an den zentralen Datenpool.
- Die BG BAU verknüpft diese Daten mit den GISBAU-Informationen, und
- sie übermittelt die ergänzten Daten automatisch über die BauDatenbank an den Baustoff-Fachhandel und an weitere zentrale Einrichtungen, wie ISi - das Informationssystem für Sicherheitsdatenblätter des Instituts für Arbeitsschutz.
„Für die Hersteller ergeben sich aus dem zentralen Datenpool der BG BAU mit seinen Schnittstellen zu weiteren zentralen Einrichtungen Vorteile, da Informationen über geänderte Produkte künftig schneller und mit weniger Aufwand rechtssicher kommuniziert werden können,“ so erläuterte Dr. Berthold Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Baustoffe - Steine und Erden, die Beteiligung der Baustoffindustrie an der Branchenlösung. „Der Baustoffhandel ist für viele unserer Hersteller der wichtigste Handelspartner. Durch eine direkte Anbindung des Baustofffachhandels an den Datenpool können wir unsere aktive Bringschuld rechtssicher erfüllen. Das Kundenmanagement der Hersteller wird dadurch maßgeblich vereinfacht.“
Der Baustofffachhandel ist bereits gut aufgestellt: Nahezu 80 Prozent aller in der Branche eingesetzten Unternehmenssoftware für Warenwirtschaft und Logistik sind bereits auf die Übermittlung der Gefahrstoff-Informationen eingestellt. „Von Seiten des Handels ist alles bestens vorbereitet“, berichtete Ulrich Schmidt-Kuhl von der BauDatenbank GmbH.
Die Fachhändler geben die Informationen aus dem
Branchenpool an ihre Kunden weiter. „Damit werden die Unternehmen der Branche
umfassend, aktuell und verständlich über die Gefahren bei der Arbeit mit
Gefahrstoffen und notwendige Schutzmaßnahmen informiert. So haben die Betriebe
die Möglichkeit, ein rechtskonformes Gefahrstoff-
Allen Nutzern des Branchenportals werden die Sicherheitsdatenblätter sowie zahlreiche GISBAU-Produktinformationen kostenlos zur Verfügung gestellt. So bekommt jeder Beteiligte der Lieferkette einfach und unkompliziert alles, was benötig wird. Dazu Michael Koll: „Durch die Erfüllung der umfassenden Anforderungen des Gefahrstoffrechtes und die Nutzung der durch GISBAU aufbereiteten Gefahrstoffinformationen für die Unterweisung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über mögliche Gefahren und Schutzmaßnahmen gewinnen letztendlich alle!“
Der Branchenpool der BG BAU wird bereits aufgebaut und soll allen Beteiligten der Lieferkette zum 1. Januar 2014 zur Verfügung stehen.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Online: Diskussionspapier zu asbesthaltigen Putzen, Spachtelmassen und Fliesenklebern (25.6.2015)
- BG BAU warnt - nicht zum ersten Mal - vor dem sorglosen Umgang mit Epoxidharzen (21.5.2015)
- GVSS: Asbesthaltige Spachtelmassen und Fliesenkleber in einem Viertel 20 Jahre alter Bauten (18.5.2015)
- Nationale Asbest-Profile behalten die gefährliche Altlast im Auge (1.2.2015)
- 2. Erfahrungsaustausch „Asbest“: Asbestsanierung bleibt große Herausforderung (8.11.2014)
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ausgewählte weitere Meldungen:
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- Stauberkrankungen am Bau: Gemeinsame Initiative soll Abhilfe schaffen (8.10.2012)
- Sachstandsbericht „Polyurethane in der Bauwirtschaft und Umwelt“ der Deutschen Bauchemie (17.9.2012)
- IG BAU und Deutsche Umwelthilfe fordern Filterpflicht für Baumaschinen (10.6.2012)
- Deponierung contra Recycling und Verwertung? (28.5.2012)
- REACh und Recycling-Baustoffe (7.6.2010)
- Broschüre informiert über Gefahrstoff Asbest (18.4.2010)
- Gesundheitsprobleme führen zu vorzeitigem Ausscheiden aus dem Bau-Arbeitsleben (27.12.2009)
- Berufsgenossenschaft warnt vor leichtfertigem Umgang mit Epoxidharzen (1.6.2008)
siehe zudem:
- Arbeitsschutz, Baustoff-Recycling und Bauchemie auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Mauerwerksbau, Schallschutz und Leichtbeton bei Baubuch / Amazon.de