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besonders wirtschaftliches Wasser-Recycling-Verfahren für Schwimmbäder ermöglicht eigenes Finanzierungsmodell

(16.2.2003) Ein sehr aktuelles Thema wird unter verschiedenen Stichworten diskutiert: schlicht "Wasser-Recycling", "Schlammwasseraufbereitung" oder etwas vornehmer "alternative Wasserversorgung". Dabei verbergen sich unterschiedliche Ansätze hinter den Begriffen: Schlammwasseraufbereitung zielt lediglich darauf, das Schlammwasser aus den Filterspülungen wieder zu neuem Spülwasser aufzubereiten. Weiter gehende Ansätze haben das Ziel, nicht nur Schlammwasser, sondern darüber hinaus auch abgebadetes Beckenwasser wieder zu Füllwasser gemäß DIN 19643 aufzubereiten, so dass annähernd ein Kreislaufbetrieb im Beckenwasserkreislauf erreicht wird. Dabei ist es möglich, den Füll- und Abwasserbedarf für die Becken um 80% zu reduzieren, wie es beispielsweise in der Deutschen Sporthochschule Köln mit dem Verfahren AquaREC-Herten gelungen ist. Entsprechend hoch ist die Ersparnis an Füll-, Abwasser- und Energiekosten.

Nachdem Wasser-Recycling in Schwimmbädern vor einigen Jahren noch als Randthema galt, haben sich mittlerweile - laut AquaREC-Herten - im Wesentlichen zwei Verfahren durchgesetzt: die Wasseraufbereitung durch Umkehrosmose sowie das eigene Verfahren der vierstufigen Aufbereitung inklusive Oxi-Igel, das durch einen patentierten Verfahrensschritt auf die technisch aufwändige Umkehrosmose verzichten kann.

Vier Hygienebarrieren sorgen für Sicherheit

Entwickelt wurde das AquaREC-Verfahren von den Hertener Stadtwerken gemeinsam mit wissenschaftlichen und technischen Beratern von führenden wissenschaftlichen Instituten und weltweit tätigen Partnerfirmen. Vertrieben wird es von dem Tochterunternehmen der Stadt Herten H.T.V.G. mbH. Insgesamt vier Hygienebarrieren sorgen für größtmögliche Sicherheit. Seit neuestem ermöglicht ein automatisches Vorfilter den vollautomatischen Betrieb, um den zusätzlichen Zeitaufwand für das Badpersonal maximal zu reduzieren. Dipl.-Ing. Franz Gilles, als technischer Leiter bei der H.T.V.G. für das System AquaREC-Herten zuständig: "Damit haben wir jetzt das gesamte Verfahren voll automatisiert. Das Vorfilter war die letzte Komponente, die noch regelmäßig von Hand gereinigt werden musste. Jetzt übernimmt die automatische Steuerung vollständig das Kommando. Trotzdem ist es natürlich gut, wenn jemand regelmäßig eine Sichtkontrolle vornimmt. Alle wesentlichen technischen Daten können wir aber auch über die Fernüberwachung von Herten aus kontrollieren." Die kontinuierliche Erfassung und Speicherung der wesentlichen Wasserwerte sorgt zudem dafür, dass die Anlage nicht im "Blindflug" betrieben wird. Gilles: "Die Mess- und Steuerungsanalytik ist zwar nicht ganz billig, doch als Markenhersteller legen wir großen Wert auf Sicherheit und Transparenz. Andere Hersteller sparen hier meiner Meinung nach an der falschen Stelle."

Niedriger Druck sorgt für wenige Reparaturen

Das Vorfilter übernimmt die Aufgabe, die nachgeschaltete Ultrafiltration von groben Verunreinigungen frei zu halten. Gilles: "Auf diese Weise erhöhen wir die Standzeit der Ultrafiltrationsmodule und können fünf Jahre Lebensdauer garantieren." Vorfilter und Ultrafiltration stellen die erste Verfahrensstufe des Systems dar. Anschließend durchströmt das so von allen korpuskulären Stoffen, sowie Viren und Bakterien gereinigte Wasser den patentierten Oxi-Igel. Gilles: "Er stellt den eigentlich Clou des Verfahrens dar. Wir brauchen keine Umkehrosmose und können sogar Solewasser aufbereiten." Der Trick der Hertener: durch eine raffinierte Verfahrenskombination und Computersteuerung gelingt es ihnen, gezielt nur die unerwünschten Schadstoffe (organische Substanzen) durch Oxidation aus dem Wasser zu entfernen. "Wir erzeugen also kein totes, destilliertes Wasser, das künstlich wieder aufmineralisiert werden muss. Der Oxi-Igel erlaubt es, ein natürliches Wohlfühlwasser mit guten Eigenschaften für die Wasserchemie zu erzeugen," erläutert Gilles. Durch die Beseitigung des gebundenen Chlors und Rückführung des Permeats verbessert sich nach Installation der Anlage die Wasserqualität im Beckenwasser deutlich und die THM-Belastung in der Hallenluft sinkt erheblich. Nach dem Oxi-Igel wird das Wasser noch durch eine Adsorptionsstufe (Polizeifilter, Stufe 3) geführt und abschließend gechlort (Stufe 4). Somit ist selbst bei einem theoretischen Ausfall einer Reinigungsstufe die Wasserqualität gesichert.

Das gesamte Verfahren kann mit einem maximalen Wasserdruck von deutlich weniger als zwei Bar betrieben werden. Gilles: "Daher kommen wir mit ganz konventioneller Technik aus, kleine Pumpen verbrauchen äußerst wenig Strom, so haben wir nur sehr wenige Störungen und Reparaturen in der Anlage."

Bei dem Verfahren AquaREC-Herten werden nicht nur die Filter mit keimfreien Permeat rückgespült, zudem wird das AquaREC-Wohlfühlwasser wieder dem Beckenwasserkreislauf zugeführt. "Wir produzieren das Füllwasser gewissermaßen selbst," so Gilles, daher auch die Bezeichnung "alternative Wasserversorgung".

Vollautomatik und hohe Zuverlässigkeit erlaubt völlig neue Finanzierung

Vertriebsleiter Dr. Christoph Wesselmann betont die finanziellen Vorteile des Verfahrens. Er stellt den Kunden ein völlig neuartiges Finanzierungsmodell vor: "Wir haben gelernt, dass viele Betreiber einfach kein Geld haben, um in eine alternative Wasserversorgung zu investieren, obwohl sie damit schon nach kurzer Zeit viel Geld sparen könnten. Deshalb übernehmen wir die Investition und liefern einfach preiswertes Wasser. Der Kunde muss nichts investieren und uns lediglich sein Abwasser zur Verfügung stellen." Was sich wie die Lizenz zum Gelddrucken anhört, funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Dr. Wesselmann: "nach einer Prüfung der Bedingungen vor Ort übernehmen wir die vollständige Wartung und alle Reparaturen und damit das vollständige Betriebsrisiko. Da wir aus dem Abwasser hochwertiges Füllwasser in Trinkwasserqualität herstellen können, verkaufen wir dieses an unsere Kunden. Die verdienen vom ersten Tag der Betriebs sofort bares Geld." Die Idee zu dieser Finanzierungsvariante ist im Gespräch mit potenziellen Kunden entstanden, "eigentlich wollen die Bäder doch keine Filteranlagen, sondern eine Top-Wasserqualität für ihre Gäste. Das können wir ihnen liefern. Also übernehmen wir das Wasser-Recycling und liefern ideales Wasser zu minimalen Preisen mit garantierter Top-Qualität."

Das neue Finanzierungsmodell können die Hertener auch deswegen anbieten, da sie eng mit den Hertener Stadtwerken kooperieren, die auch finanziell die Gewähr für langfristige Verträge übernehmen. Dr. Wesselmann: "Natürlich mussten wir auch erst über einige Jahre Erfahrungen sammeln und beweisen, dass die Anlagen zuverlässig laufen und Top-Werte liefern. Durch den vollautomatischen Betrieb können wir jetzt in jeder Hinsicht mit ruhigen Gewissens den Kunden anbieten: Ihr liefert uns das Abwasser – wir liefern 1A-Badewasser zu Minimalpreisen. Davon haben alle einen Vorteil: der Badbetreiber verdient an den gesenkten Wasser-, Abwasser- und Energiekosten, die Gäste und das Personal freuen sich über die tolle Wasser- und Luftqualität."

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