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Gemeinschaftlich Planen und Bauen: Karlsruher Modellprojekt soll der Stadtflucht entgegenwirken

(21.5.2004) Wie in den meisten deutschen Großstädten sind auch in Karlsruhe kostengünstige, familiengerechte und architektonisch anspruchsvolle Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen mit verkehrsgünstiger Lage zur Stadtmitte kaum noch zu finden. Die Folge ist eine zunehmende Stadtflucht. Nicht jeder 'Abwanderer' kehrt Karlsruhe gerne den Rücken. Die entscheidenden Kriterien für die Wahl eines Standortes außerhalb der Stadtgrenzen von Karlsruhe sind in der Regel ein kinderfreundliches Wohnumfeld mit hohem Grünanteil, die Finanzierbarkeit von größeren Grundstücken und mehr Spielraum für individuelle Bauweisen.

Aus Sicht der Stadt ist das Ziel klar: Nicht nur der Mietwohnungsbau, sondern auch das Wohneigentum im Stadtgebiet muss gefördert werden. Denn die Abwanderungen aus Karlsruhe haben auch Konsequenzen für den Stadtkämmerer: Mit jedem wegziehenden Bürger verliert Karlsruhe rund 1.000 Euro an Steuereinnahmen pro Jahr.


Karlsruhe, Baugebiet Smiley-West, Ende März 2004 (Fotos: Volkswohnung GmbH)

Eine viel beachtete Maßnahme ist das Modellprojekt Smiley-West (siehe Google-Maps), welches in enger Abstimmung zwischen der Stadt Karlsruhe und der Volkswohnung GmbH entwickelt wurde. Auf einer Teilfläche einer ehemaligen Kaserne entstanden seit 2001 mehr als 150 moderne Einfamilien- und Reihenhäuser sowie Eigentumswohnungen, die in dieser Form ohne das Engagement der Volkswohnung nicht zu realisieren gewesen wären. Die Häuser wurden unter Beteiligung der späteren Eigentümer geplant. Den schlüsselfertigen Bau übernahm die Volkswohnung als Bauträger. Das Beteiligungsverfahren dieser ersten Baugruppen wurde von der Bau-Wohnberatung in Karlsruhe moderiert und koordiniert. Dazu wurde zu Projektbeginn ein Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Karlsruhe, dem Werkbund Baden-Württemberg, der Wüstenrot Stiftung und der Volkswohnung geschlossen und die BauWohnberatung ins Leben gerufen. Wissenschaftlich begleitet und dokumentiert wurde das Projekt von der Wüstenrot Stiftung.

In Smiley-West spiegeln verschiedene Hauskonzepte die individuellen Anforderungen der Bewohner an ihr Haus und an das nachbarschaftliche Wohnen wider. Die Grundlage aller Entwürfe sind städtebauliche Leitlinien, die von einem 'Runden Tisch' aus Architekten, Landschaftsplanern, Vertretern der Stadt und der Volkswohnung erarbeitet wurden. So sind die Standorte der Hausgruppen, die Anzahl der Geschosse, die Form der Dächer und Grundsätze zur Gestaltung der Außenanlagen festgelegt. Weitere Ziele sind die Verkehrsberuhigung als autoarme Siedlung und der Umweltschutz, zum Beispiel die energiesparende Bauweise, die Versorgung mit Nahwärme, die Regenwasserversickerung auf den Grundstücken und Dachbegrünungen.


"Würfelhäuser" im Baugebiet Smiley-West

Dennoch lassen die städtebaulichen Leitlinien einen großen Gestaltungsspielraum zu. Das belegen die bereits fertig gestellten Bauabschnitte in Smiley-West, in denen praktisch alle Haustypen vertreten sind. Neben Reihenhäusern in verschiedenen Gruppierungen, Ausführungen und Energiesparvarianten gibt es Doppelhäuser, freistehende Einfamilienhäuser sowie Geschosswohnungen. Einmalig in Deutschland ist, dass bei einer so großen Siedlung ein einziger Bauträger für die Stadtplanung, Erschließung, Architektur und den Bau verantwortlich zeichnet und so viele Interessenten direkt in die Planung eingebunden sind.

Im Vergleich zum herkömmlichen Bauvorhaben eines auf sich gestellten Häuslebauers bietet das Beteiligungsverfahren mehrere Vorteile für den späteren Käufer: Man lernt seine neuen Nachbarn und das Wohnumfeld frühzeitig kennen. Das Planen in der Baugruppe bewahrt vor Fehlern und es führt zu einem, den Wünschen und Bedürfnissen angepassten, aber dennoch kostengünstigen Haus. Da die Volkswohnung das finanzielle und unternehmerische Risiko des Bauprojektes trägt, haben die Käufer die absolute Planungs- und Kostensicherheit.


"Reihenhäuser am Innenhof" im Baugebiet Smiley-West

Der Erfolg des Projektes bestätigt die Erfahrung, dass eigenbestimmtes Bauen und Wohnen auch bei verdichteter Bauweise möglich ist. Im Frühjahr 2004 beginnen die Planungen für den dritten und letzten Bauabschnitt. Wie schon in den vorherigen Beteiligungsverfahren sind Interessenten dazu eingeladen, sich unter dem Stichwort 'Partizipatorisches Bauen' zu Baugruppen zusammenzuschließen, die dann gemeinsam mit den Architekten ihre Wunschhäuser planen. Das Beteiligungsverfahren für den dritten Bauabschnitt wird nach Planungen der Volkswohnung von Mai bis Dezember dauern.

Zu Beginn stehen Besichtigungstermine und Informationsveranstaltungen, in denen das Verfahren und das Bauen in Smiley-West vorgestellt werden. Interessenten mit gleichen Vorstellungen treffen sich dann regelmäßig zu Gruppenabenden, in denen sie gemeinsam mit den Architekten Konzepte, Grundrisse, Ansichten, Kosten und Termine erarbeiten sowie Sonderwünsche und Eigenleistungen festlegen. Auch in Finanzierungsfragen wird beratend geholfen. Ein möglicher Baubeginn für die ersten Baugruppen könnte Anfang 2005 sein.


"NettWork-Haus" im Baugebiet Smiley-West

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