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BAU 2005: über das Potential moderner Fliesen

(22.6.2004) Fliesen sind für den Architekten im Innen- und Außenbereich von Gebäuden interessante Gestaltungselemente, sei es als Bodenbelag, als Fassaden- oder Wandelement. Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zielen darauf ab, aus Fliesen "intelligente" Baukomponenten zu machen. Wissenschaftler arbeiten daran, die Eigenschaften und Struktur der Oberflächen weiter zu verbessern. Auch die Palette der Farben ist noch lange nicht ausgeschöpft. Den aktuellen Stand von Forschung und Technik, Formen und Farben in diesem Bereich präsentiert die BAU 2005, Europas führende Baustoffmesse, vom 17. bis 22. Januar auf der Neuen Messe München. Fachleute, vom Fliesenleger bis zum Architekten, finden auf 18.000 m² Fläche aktuelle Fliesenkreationen der führenden Hersteller aus Deutschland, Italien, Spanien und Portugal.

Neue Fertigungsprozesse

Entwicklungsarbeiten der Fliesenindustrie richteten sich zum einen gegen Wettbewerbsmaterialen wie Natursteine (Granit und Marmoroptik verbunden mit der chemischen Resistenz, Dichtheit und Festigkeit von Fliesen) oder Glas (glatte, glänzende Oberflächen, zum Teil mit "intelligenten" Oberflächen). Die enge Zusammenarbeit der Zulieferer der Fliesenhersteller (Maschinenbauer mit Produzenten von keramischen Glasuren und Pigmenten) hat in den letzten Jahren neue Fertigungsprozesse hervorgebracht, die nicht nur die Natursteinoptik perfekt nachempfinden, sondern auch die Unregelmäßigkeiten dieser Naturstoffe bei Klein- und Großformatfliesen imitieren können. Enge Fugen oder Intarsienarbeiten werden durch (Wasserstrahl-) Schneiden problemlos möglich. Glanz- und Brillanz kann durch Polieren und/oder entsprechende Glasuren erzeugt werden. Die Farbpalette keramischer Pigmente kann natürliche Materialien täuschend imitieren aber auch beinahe grenzenlos erweitern.

Neue Oberflächen und Materialien: Sonderschau Makro-Architektur

Eine weitere Entwicklungstendenz ist die Modifizierung der Oberflächeneigenschaften. Angefangen bei altbekannten rutschhemmenden Belägen hin zu leicht zu reinigenden Oberflächen. Letzteres hat die Flachglasindustrie, genauso wie die Hersteller von Fliesen bzw. Sanitärkeramik aber auch von Dachziegeln intensiv beschäftigt. Lösungsansätze gab es viele, sei es die Einstellung von hydrophilen Oberflächen (Spreitung des Wassers) oder hydrophoben bzw. mikrorauhen Oberflächen, die zu Abperleffekten führen.

Betondachsteine, Dachpfannen, Dachsteine, Dächer, Dachdeckung, selbstreinigende Dachpfannen, selbstreinigende Dachsteine, Polymerbeschichtung
Benetzung bei hydrophoben, hydrophilen und photokatalytischen Oberflächen (Bild aus der Meldung: Selbstreinigendes Glas (über hydrophobe, hydrophile und photokatalytische Oberflächen) vom 15.2.2004)

Mit neuen Oberflächen und Materialien, deren Funktion und Wirkung, beschäftigt sich auch eine Sonderschau, die in Halle A6 im Bereich der Fliesen-Präsentation angesiedelt ist. 5 Architekten aus führenden Architekturbüros in Deutschland präsentieren die Ergebnisse eines Workshops zum Thema "Makro-Architektur". In der Form von haptisch erlebbaren Collagen werden verschiedene Materialien und Oberflächen der Gegenwart und der Zukunft präsentiert. Die Visionen der Zukunft zeigen die Anforderungen, die Architekten an zukünftige Baumaterialien stellen. Die Ausstellung "Makro-Architektur" wird somit zur Kommunikationsplattform zwischen Architekten und Industrie.

Photokatalyse: Antibakterielle Reaktionen

Die Photokatalyse ist ein Fachgebiet der Nanotechnologie und hat bereits eine neue Fliesengeneration mit "added value" hervorgebracht. UV-Strahlung und damit das Tageslicht sowie die Sonne wirken als Initiator antibakterieller Reaktionen. Submikron-feine Anataspartikel (TiO₂) in der Glasuroberfläche sind ihr Katalysator. Da diese Feinstteilchen durch einen thermischen Prozess in der Glasur dauerhaft eingebaut werden, unterliegen sie keinen Alterungserscheinungen. Untersuchungen japanischer Wissenschaftler zeigen, dass mit Wolframtrioxid als Katalysator solche photokatalytische Reaktionen schon durch das Licht einer 10 W- Glühbirne ausgelöst werden.

Integration elektronischer Schaltungen

Neben funktionellen Oberflächen sind aber noch andere Funktionen bei Fliesen denkbar. Bedient man sich Erkenntnissen weiterer Forschungsgebiete, dann ist auch ein hoch poröses, leichtgewichtiges "Fliesenmaterial" möglich, das extrem Schall-absorbierend oder Wärme-isolierend ist. Es gibt auch schon Forschungsarbeiten hinsichtlich der Integration von elektronischen Schaltungen, die Bewegungssensoren oder Elemente zur Temperaturregelung einbinden.

"Earth ceramic"

Die Werkstoffwissenschaften für Keramik-Materialien haben heute viel zu bieten. In Japan wurden auch schon eine "earth ceramic" entwickelt, die bei nur 900 °C gesintert schon Festigkeiten von Standardfliesen bereits bei 5 mm Schichtstärke erreichen. Diese feinporösen Werkstoffe können nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch unangenehme Gerüche absorbieren.

Vereinfachung von Verlege- und Installationstechniken

Auch im Bereich der Vereinfachung von Verlege- und Installationstechniken gibt es Bestrebungen, die Fliesen für Bauherrn und Architekten noch bedienerfreundlicher zu machen. Bei Elementen für Glasfassaden kann man hier einiges lernen. Kurze Installationszeiten haben auf Grund des Preisdrucks beim Bau höchste Priorität. Lösungen können vorgefertigte Elemente sein oder der Einsatz von Verlege-Robotern. Zu einem Stillstand der Entwicklungsarbeiten auf dem traditionellen Gebiet der Fliesenherstellung wird es noch lange nicht kommen. Zumal der Wettbewerb aus Billiglohnländern mit "commodity"-Produkten weiter zunehmen wird und nur über neue attraktive Produkte eine Überlebensstrategie der europäischen Anbieter gesichert werden kann.

Hersteller aus aller Welt arbeiten fieberhaft an der Fliese, die mehrere Funktionen in sich vereint, formschön ist und auch farblich im Trend liegt. Viele der zukunftsweisenden Innovationen, die aus Fliesen intelligente Baukomponenten machen, werden während der Bau 2005 in München zu sehen sein.

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