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ÖKO-TEST-Urteil über Energiesparlampen in harscher Kritik

(7.10.2008) Energiesparlampen sparen viel weniger Energie, als die Hersteller behaupten. Sie erzeugen ein schlechteres und ungesünderes Licht als Glühbirnen, verursachen Elektrosmog und gehen viel zu schnell kaputt. Zu diesem vernichtenden Urteil kommt eine Untersuchung von 16 verschiedenen warmweißen Energiesparlampen, die das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST in seiner Oktober-Ausgabe veröffentlicht.

Energiesparlampen sind kein wirklicher Fortschritt und keine echte Alternative zu Glühbirnen. So schlicht lassen sich die verheerenden Ergebnisse der ÖKO-TEST-Untersuchung zusammenfassen. Selbst die Hersteller sollen hinter vorgehaltener Hand zugegeben haben, dass es sich lediglich um eine Übergangstechnologie handle. Gerade in einer Zeit, wo Strom immer teurer wird, satteln viele Verbraucher auf Energiesparlampen um - allerdings sei das tatsächliche Sparpotential deutlich geringer, als angenommen. Statt 80 Prozent gegenüber einer Glühlampe würden die meisten untersuchten Modelle lediglich 50 bis 70 Prozent Energie sparen. Unterm Strich spare das nicht mehr als 7,50 Euro im Jahr. Die Swiss Lights Classic 68 verbrauche sogar mehr Strom als die klassische Glühbirne.

Besonders bedenklich seien die Ergebnisse für die Lichtqualität. Die Lichtfarbe sei - anders als bei Glühbirnen - weit entfernt von natürlichem Licht. Zudem würden Energiesparlampen im bewusst nicht mehr wahrnehmbaren Bereich flackern wie ein Blitzlichtgewitter. ÖKO-TEST macht solch schlechtes Licht zum Beispiel für Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein, neurologische Störungen bis hin zu Hormonproblemen verantwortlich.

Contras und Widerreden

Das ÖKO-TEST-Ergebnis stößt - nicht nur, aber auch - bei der Elektronikindustrie auf massive Kritik: Die Untersuchungsmethoden des Energiesparlampen-Tests seien unzureichend. Darüber hinaus sei es verantwortungslos, den Verbrauchern vom Kauf von Energiesparlampen als Ersatz für Glühlampen abzuraten. "Energiesparlampen bleiben nicht hinter den Erwartungen zurück, bedürfen aber sauberer Messungen", meint Jürgen Waldorf, Geschäftsführer des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI).

Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) empfiehlt, beim Kauf von Energiesparlampen auf Qualität zu achten. Im Vergleich zu herkömmlichen Glühlampen würden gute Energiesparlampen eben doch bis zu 80 Prozent weniger Strom verbrauchen und bares Geld sparen. Damit widerspricht auch die dena der Untersuchung der Zeitschrift ÖKO-TEST: "Energiesparlampen lohnen sich", kommentierte dena-Geschäftsführer Stephan Kohler. "Die hochwertigen Produkte geben angenehmes Licht und senken die Stromkosten deutlich. Wer anderes behauptet, verunsichert die Verbraucher in unverantwortlicher Weise. In ein paar Jahren wird es keine Glühlampen mehr geben, weil sie die EU-Vorschriften für Energieeffizienz nicht einhalten können."

Auch die von mittlerweile 34 Energieversorgungsunternehmen unterstützte Initiative PRO Energiesparlampe bemängelt die einseitige Betrachtungsweise und greift speziell die folgende Aussage auf: "Statt 80 Prozent gegenüber einer Glühlampe sparen die meisten untersuchten Modelle lediglich 50 bis 70 Prozent Energie. Unterm Strich spart das nicht mehr als 7,50 Euro im Jahr."
"Unterstellt man einem durchschnittlichen Haushalt die Verwendung von z.B. 10 Energiesparlampen, so liegt die Ersparnis bei 75 Euro im Jahr. Über diesen Betrag gilt es nachzudenken, wenn man im Sinne des Energieverbrauchers handelt und schreibt. Lediglich 50 bis 70 % Energie zu sparen ist vor dem Hintergrund der derzeitigen Energiepreisdiskussion eine unglaubliche Betrachtungsweise!" erklärt Markus Dürr, Geschäftsführer der local energy GmbH, für die Initiative PRO Energiesparlampe, die im März 2007 gestartet ist und u.a. von der Europäische Kommission - Generaldirektion Verkehr und Energie, der Deutschen Umwelthilfe und dem Bund der Energieverbraucher unterstützt wird.

Als abstrus und wissenschaftlich haltlos kritisierte auch Dr. Manfred Müllner, stellvertretender Geschäftsführer des österreichischen Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), immer wieder auftauchende Mythen über mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Energiesparlampen: "Es ist umso ärgerlicher, dass bei den Konsumenten unbegründete Ängste geschürt werden, da Energiesparlampen in Wahrheit auf einer für den Menschen sicheren Technologie beruhen und in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Schonung unserer Umwelt leisten werden. Allein in Österreich könnte bei einem sinnvollen Umstieg der Privathaushalte auf Energiesparlampen der CO₂-Ausstoß um 1 Million Tonnen reduziert werden. Die Konsumenten sollten wissen und könnten darauf vertrauen, dass es keine Bedenken gegen den Umstieg von herkömmlichen Glühbirnen auf Strom sparende Energiesparlampen gibt", stellte Müllner klar und fasste anschließend den Wissensstand zu den Themen "bläuliches Licht", "Quecksilber" und "elektromagnetische Felder" bei Energiesparlampen zusammen.

  • Im Farbspektrum von Energiesparlampen sind auch geringe Mengen an ultraviolettem Licht enthalten. Es besteht jedoch keinerlei Gefahr, denn das bläuliche Licht, die UV-Komponente, ist um ein Vielfaches geringer als das UV-Licht, das in Tageslicht enthalten ist. An einem durchschnittlichen Sommertag ist man einer 80.000fach höheren UV-Strahlung vom Tageslicht ausgesetzt, als sie von normalen Energiesparlampen ausgeht. Energiesparlampen schädigen weder das Auge noch stellen sie ein Risiko für die Netzhaut dar. Im Übrigen werden Energiesparlampen inzwischen standardmäßig in der Farbtemperatur "warmweiß" erzeugt. Dieses Licht von niedrigerer Farbtemperatur wird als angenehmer empfunden und ist auch eine Entlastung für photosensitive Augen.
     
  • Quecksilber ist das Leuchtmittel einer Energiesparlampe, also jener Stoff, der von den Elektronen zum Leuchten gebracht wird. Die Technologieentwicklungen der letzten Jahre stellen sicher, dass nur mehr sehr geringe Mengen an Quecksilber, rund 2 Milligramm, in einer Energiesparlampe verwendet werden. Das gesamte Quecksilber bleibt bis zur fachgerechten Entsorgung und Verwertung in der Energiesparlampe, denn es kann vor, in und nach Betrieb nicht entweichen. Würde das passieren, könnte die Energiesparlampe aufgrund des fehlenden Leuchtmittels nach kurzer Zeit nicht mehr leuchten. Selbst wenn eine Lampe versehentlich zerbricht, ist die enthaltene Quecksilbermenge so gering, dass sie für Menschen unbedenklich ist. Im Übrigen werden bei der konventionellen Stromerzeugung durch die Verbrennung von Kohle weit größere Mengen an Quecksilber freigesetzt. Somit helfen Energiesparlampen auch, Quecksilber zu sparen. Da sie 80% weniger Strom brauchen, können 80% Quecksilber bei der Stromerzeugung durch kalorische Kraftwerke eingespart werden.
     
  • Elektromagnetische Felder gehören für Menschen in Industrieländern zum täglichen Leben. Wie jedes Gerät, das mit Strom funktioniert, haben auch Energiesparlampen elektromagnetische Felder. Sie bewegen sich allerdings im Rahmen der Felder herkömmlicher Glühbirnen. Das zeigt eine im Auftrag des schweizerischen Bundesamts für Gesundheit und des Bundesamts für Energie durchgeführte Studie. Zum Schutz vor elektromagnetischen Feldern gibt es außerdem international anerkannte Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO und der International Radiation Protection Agency. Diese Grenzwerte werden auch von Energiesparlampen um ein Vielfaches unterschritten.

Ach ja: das ÖKO-TEST-Test-Ergebnis:

Mit der Note "befriedigend" gingen die Testmarken von Attralux, Obi, General Electric, IDV (Megaman), Osram und Real aus dem Rennen. Probleme hätten diese Produkte insbesondere mit der Lichtqualität. Zudem erzeugten sie Elektrosmog. Besonders teuer und schlecht sei die Swiss Lights Classic 68 Energiesparlampe 10 W. In Sachen Helligkeit, Haltbarkeit und Energieeffizienz erziele das Modell katastrophale Ergebnisse.

... und nun?

Zur Beurteilung der Qualität von Energiesparlampen sind die Angaben zur Energieeffizienz auf der Verpackung wichtig. Lampen werden in verschiedene Energieeffizienz-Klassen unterteilt: von "A" (sehr effizient) bis "G" (ineffizient). Energiesparlampen gehören zur Energieeffizienzklasse A oder B. Glühlampen rangieren in der Regel in der Klasse D.

Weitere Qualitätskriterien für Energiesparlampen sind die Lebensdauer und die Schaltfestigkeit. Die Lebensdauer sollte 10.000 bis 15.000 Stunden betragen. Die Schaltfestigkeit wird durch eine Vorheizfunktion erhöht. In der Produktbeschreibung wird diese auch "Warmstart" oder "preheating" genannt. Ungewohnt ist für viele, dass Energiesparlampen, anders als Glühlampen, ihre volle Helligkeit mit Verzögerung erreichen, da sie erst ihre optimale Betriebstemperatur erreichen müssen. Die Lichtfarbe der Lampen kann nach Geschmack und Bedarf ausgewählt werden. Die dena beispielsweise empfiehlt für Wohnräume "warmweiß" oder "extra warmweiß"; für Arbeitsplätze ist auch "tagweiß" geeignet.

"Energiesparlampen sind selbst nach den ÖKO-TEST-Ergebnissen die durchgängig bessere Lösung und damit eindeutig eine ökologisch sinnvolle Alternative zu Glühlampen", betont Waldorf vom ZVEI. Der Experte weist darauf hin, dass es beim Vergleich von Leuchtmitteln normierte Verfahren gebe, um etwa die Lichtstärke zu messen. "ÖKO-TEST hat den Lichtstrom auf einer Fläche gemessen", kritisiert Waldorf. Die Geometrie der Energiesparlampe nehme jedoch Einfluss auf den Lichteinfall auf die Fläche, besonders wenn die Leuchte nicht für die Lampe gebaut sei. "Auf dem Markt werden Billiglösungen angeboten, die auch der ZVEI nicht gutheißen kann. Dem Verbraucher ist zu empfehlen, beim Kauf auf etablierte Marken zu setzen und zur Information vorzugsweise die Testergebnisse von Stiftung Warentest heranzuziehen", erklärt Waldorf. Darin sei jede dritte untersuchte Lampe mit "gut" bewertet worden - siehe Beitrag "test: 177 Euro Strom und 10 Glühlampen gespart" vom 28.2.2008.

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