Universal Design - Chancen und Konsequenzen (nicht nur) für Türen und Tore
(12.7.2012) Universal Design (UD) – ist das nur ein Trend oder auch eine echte Zukunftsaufgabe für die Tür- und Torbranche? Der Begriff steht für ein Konzept, Produkte für eine größtmögliche Gruppe von Menschen einfach und nachhaltig zu entwickeln. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema lohnt sich, da sich viele Ansprüche und Wünsche zukünftiger Käufer unter diesem Begriff bündeln.
Megatrends wie die Alterung der Gesellschaft, Digitalisierung, Globalisierung, dezentrale und regenerative Energieversorgung und die Ressourcenknappheit beeinflussen die Wirtschaft, die Arbeitswelt und auch unser privates Lebensumfeld. Gerade die dezentrale Kommunikation und der Konsum, die durch die Smartphone-Technologie erst möglich geworden sind, werden als Megatrend der nächsten 10 Jahre die Welt weiter intensiv verändern. Der demographische Wandel und neue Lebensstile zwingen zur unkomplizierten Bedienung und flexiblen Nutzung von Häusern, Räumen und Bauteilen. Für den Bauelementemarkt sind vor allem Trends wie die Digitalisierung, der Energiewandel, eine zunehmende Urbanisierung oder Mehrgenerationenhäuser relevant. UD ist dabei ein erfolgreicher Ansatz, zur wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit von Umwelt, Produkten und Dienstleistungen beizutragen.
Mit den Gestaltungsmerkmalen des Universal Designs kommen bei Türen und Toren zu den bekannten Leistungsmerkmalen wie Verformungsstabilität, Brand- oder Schallschutz soziokulturelle Kriterien hinzu. Hierzu zählen beispielsweise die einfache Handhabung und Nutzung. Dies hilft nicht nur Menschen mit Handicap, sondern praktisch jedem, weil sich bei einer langen Nutzungsphase häufig auch die psychische Konstitution der Nutzer ändert. In diesem Rahmen gibt es interessante Denkansätze wie das „UD“, das als internationales Design-Konzept wie folgt definiert wird „… universelles Design´ ist ein Design von Produkten, Umfeldern, Programmen und Dienstleistungen, die von allen Menschen im größtmöglichen Umfang genutzt werden können, ohne dass eine Anpassung oder ein spezielles Design erforderlich ist…“ (Definition im Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, Vereinte Nationen 2007).
Produkte sollen so flexibel sein, dass diese ohne Zusatztechnik oder Anpassung von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten (Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen) in unterschiedlichen Situationen benutzt werden können. Industriezweige wie Handy- oder Kraftfahrzeughersteller setzen sich bei der Produktentwicklung bereits sehr intensiv mit dieser Thematik auseinander. UD bietet neben den Diskussionen zur Bauproduktenverordnung, Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit deshalb Chancen, um die Wertigkeit von Türen und Toren gegenüber Kunden zu betonen. Natürlich müssen die relevanten Kriterien und Anforderungen für die unterschiedlichen Branchen ausgearbeitet, interpretiert und für die Praxis umsetzbar gemacht werden.
Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass „universelles Design“ nicht bedeutet, dass alle Menschen bzw. Anwendergruppen unter allen Umständen ein Produkt nutzen können. Denn es gibt kein Produkt, das die Bedürfnisse aller Nutzer vollständig erfüllen kann. Aber wenn die Bedürfnisse von so vielen Nutzern wie möglich in den Designprozess einbezogen werden, können Produkte entworfen werden, die von Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten in einer Vielzahl von Situationen verwendet werden können. Bei der Gestaltung von Produkten sollten deshalb die 7 Designprinzipien des UD berücksichtigt werden:
- Breite Nutzbarkeit (Kinder, Erwachsene, Senioren …),
- Flexibilität,
- Einfach und intuitiv bedienbar (Öffnungstaster Automatiktür),
- Mehr als einen Sinn ansprechen,
- Fehlertoleranz und Sicherheit,
- Minimaler physischer Aufwand,
- Zugänglichkeit und Erreichbarkeit (Griffhöhe bei Türen zur besseren Bedienbarkeit durch Kinder oder Rollstuhlfahrer).
Für Bauelemente hat das ift Rosenheim allgemeine Kriterien entwickelt, mit denen die Anforderungen in Abhängigkeit vom vorgesehenen Nutzerkreis bewertet werden können. Mit einer Kennzeichnung „UD“ wird transparent, ob ein Produkt die Anforderungen für einen bestimmten Nutzerkreis erfüllt. Dabei werden folgende Aspekte bewertet und beurteilt:
- Ausrichtung der Unternehmensphilosophie und Produktentwicklung hinsichtlich des UD,
- Berücksichtigung unterschiedlicher Nutzergruppen bei der Produktentwicklung sowie Maßnahmen zur Um-/Nachrüstung,
- Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Hygiene, Gesundheit und Gebrauchstauglichkeit über die gesamte Lebensdauer,
- Betrachtung der Ökologie und Nachhaltigkeit,
- Bewertung von Bestellmöglichkeiten, Verpackung und Lieferservice hinsichtlich unterschiedlicher Nutzergruppen,
- Beurteilung der Bedienungs- und Wartungsanleitung,
- Service und Nachbestellmöglichkeiten bzw. Austausch,
- Entsorgung und Recycling.
Der demografische Wandel und damit die Wünsche der kaufkräftigen Zielgruppe der „Silver Ager“ wird die Produkteigenschaften, die sich hinter dem Begriff UD verbergen noch viel stärker in den Vordergrund rücken. Hier sind grundsätzlich alle Branchen, aber in besonderem Maße auch die Baubranche und somit die Hersteller von Türen, Toren, Fenstern und Baubeschlägen betroffen. Bei der Planung und Produktentwicklung wird dies künftig in einem viel größeren Maß zu berücksichtigen sein. Um die Nachweisführung möglichst einfach zu gestalten, werden die relevanten ift-Zertifizierungsprogramme mit optionalen Anhängen zum UD erweitert. Damit erhalten Hersteller neutrale und glaubwürdige Informationen und Nachweise, die für Marketing und Vertrieb sowie für die Kundenkommunikation genutzt werden können.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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- Barrierefreie Übergänge DIN-gerecht: erstes Drainrostsystem zertifiziert (26.3.2004)
siehe zudem:
- Haustüren, Funktionstüren, Türtechnik und Fenstertüren bei Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Türen und Tore bei Baubuch / Amazon.de