Fachbeitrag: sichtbares Licht, unsichtbare Wirkung auf die Gesundheit
(30.10.2013) Seit etwa 4,6 Milliarden Jahren sendet die Sonne elektromagnetische Strahlen zur Erde - eine kostenlose Energiequelle, von der die meisten physiologischen Prozesse auf diesem Planten direkt oder indirekt abhängen. Pflanzen beispielsweise nutzen die Energie des Lichts zur Photosynthese und versorgen die Atmosphäre so mit Sauerstoff. Und viele Organismen haben Lichtsinnesorgane entwickelt, um sich mit Hilfe des Sonnenlichts visuell zu orientieren - das menschliche Auge zum Beispiel kann die Strahlung zwischen 380 und 780 nm wahrnehmen und so Gegenstände, die das Licht reflektieren und deren Farben erkennen.
Neben diesen offensichtlichen Effekten, besitzt das sichtbare Licht auch „unsichtbare“ Wirkungen. Es beeinflusst Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit, steuert hormonale Prozesse, die sich unmittelbar auf Körperfunktionen auswirken und fungiert somit als wichtiger Zeitgeber für die „innere Uhr“ des Menschen. Dieses Wissen lässt sich für die Entwicklung ganzheitlicher Lichtkonzepte nutzen. Innovative Beleuchtungslösungen bieten dem Auge, angepasst an das jeweilige Einsatzgebiet, optimale Sichtverhältnisse. Gleichzeitig unterstützen sie die gewünschten physiologischen Prozesse im Körper - entsprechend dem natürlichen Vorbild – durch die richtige spektrale Zusammensetzung des Lichts.
Das richtige Licht zur richtigen Zeit
Zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Wirkung des Lichts auf Biorhythmus, Konzentrationsfähigkeit und Wohlbefinden. Neben Schulen stehen dabei beispielsweise auch Intensivstationen von Krankenhäusern sowie Seniorenheime und Pflegeeinrichtungen im Fokus. Besonders bedeutsam sind die Möglichkeiten des „Neuen Lichts“ für Demenzkranke, die nicht nur unter altersbedingten Gebrechen, sondern unter einem ausgeprägten Krankheitsbild leiden.
Der Begriff der Demenz fasst ca. 50 verschiedene Krankheitsformen zusammen. Die häufigste davon ist mit ca. 80 Prozent der Alzheimer-Typ. Allen gemeinsam sind der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit und plötzliche Stimmungsschwankungen vom Lachen zum Weinen, vom Brüllen zum Flüstern. Darüber hinaus gehören Ängste und Orientierungslosigkeit zu den typischen Symptomen von Demenz-Patienten. Aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass maßgeschneiderte Beleuchtungslösungen den Alltag der Patienten erleichtern und die Symptome der Krankheit mindern können.
Kühles, tageslichtweißes Licht zur Aktivierung
Eine typische, auch bei Demenzpatienten weit verbreitete Alterserscheinung, ist der gestörte „circadiane Rhythmus“. Die innere Uhr gerät aus dem Takt, so dass der Betroffene tagsüber antriebslos und müde ist und nachts nicht schlafen kann. Bei einem gesunden Menschen wird der etwa 24 Stunden umfassende Tag-Nacht-Zyklus mit den Schlaf- und Wachphasen unter anderem durch blaues Licht getriggert:
- Morgens und in den Vormittagsstunden enthält das Sonnenlicht einen besonders hohen Blaulicht-Anteil. Durch das Auge gelangt die Blaulicht-Information ins Gehirn, zur Zirbeldrüse, wo sie die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin hemmt. Als Folge sinkt der Melatoninspiegel tagsüber - der Mensch ist wach.
- Weil der blaue Lichtanteil im Sonnenlicht im Laufe des Tages abnimmt, steigt der Melatoninspiegel gegen Abend wieder an. Der Mensch wird müde.
Bei Demenzkranken ist dieser taktgebende Einfluss des blauen Lichts gestört. So ist z.B. die Mobilität der Patienten durch die Erkrankung deutlich reduziert, so dass sie seltener dem natürlichen Sonnenlicht ausgesetzt sind. Und selbst dann gelangt nur noch ein Bruchteil des Lichts wegen der altersbedingten Linsentrübung durch das Auge ins Gehirn. Ein Lichtkonzept, das um diese physiologischen Prozesse und Rahmenbedingungen weiß, kann den Tag-Nacht-Rhythmus bei Demenzpatienten gezielt unterstützen. Dazu zählen z.B. Leuchten, die ihre Lichtfarbe analog zum Tageslicht dynamisch verändern und die morgendlichen Blaulichtanteile in ausreichender Intensität emittieren, um die im Alter zunehmende Linsentrübung auszugleichen.
Warmweißes Licht zur Beruhigung
Tagsüber ist die Melatonin-hemmende Wirkung des Blaulichts physiologisch sinnvoll und gewünscht. Nachts dagegen soll die Zirbeldrüse ungestört das Schlafhormon Melatonin produzieren. Daher sollte das Licht in Pflegeeinrichtungen abends wenig blaue, aktivierende und möglichst viele rote, beruhigende Anteile enthalten, und zwar in allen beleuchteten Räumen. Für ältere Patienten ist in diesem Zusammenhang das Badezimmer beispielsweise besonders wichtig, da sie es nachts häufig aufsuchen, wobei das falsche Licht im Bad den Biorhythmus stören kann. Nicht minder bedeutsam ist das Licht für das Pflegepersonal, das nachts arbeitet und langen künstlichen Lichtphasen ausgesetzt ist. Auch wenn bisher noch nicht alle Zusammenhänge zwischen Licht und Gesundheit abschließend geklärt sind - fest steht, dass der natürliche Melatonin-Rhythmus durch nächtliche Zufuhr von blauem Licht gestört wird. Eine Beleuchtungslösung für Nachtarbeit sollte deshalb so konzipiert sein, dass sie den natürlichen Hormonrhythmus möglichst wenig beeinflusst. Nachtlicht ohne blaue Lichtanteile ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Licht ohne Schatten, ohne Blendungen
Neben der spektralen Zusammensetzung des Lichts kommt auch der Lichtstärke und Leuchtdichte eine wichtige Rolle in der Pflege zu. Ein gesunder 75-Jähriger benötigt auf Grund der altersbedingten Degradationsprozesse des Auges etwa 20 Mal stärkeres Licht um sich zu orientieren als ein 20-Jähriger. Deshalb werden in vielen Pflege- und Seniorenheimen besonders leistungsstarke Beleuchtungskörper eingesetzt. Aber eine helle Lichtquelle ist noch lange keine altersgerechte Lichtlösung. Denn ältere Augen sind nicht nur schwächer - sie reagieren auch besonders empfindlich gegenüber Blendeffekten. Ungünstige beleuchtungstechnische Rahmenbedingungen, die auch nicht an Demenz erkrankte ältere Menschen verunsichern können, werden für Demenzpatienten schnell zu unüberwindlichen Hindernissen:
- Dunkle Bereiche, Schlagschatten und Schemen lösen Ängste aus,
- spiegelnde Flächen suggerieren Nässe und Glätte.
Eine alters- und pflegegerechte Lichtlösung leuchtet Räume und Flure gleichmäßig aus und ermöglicht den Patienten durch eine gleichmäßige Leuchtdichte die angst- und blendfreie Orientierung.
Tageslicht nutzen, Kunstlicht zusteuern, Energie sparen
Dimmer ermöglichen eine gute Anpassung an die bestehenden Lichtbedingungen - noch smarter und energiesparender ist allerdings ein tageslichtabhängiges Lichtmanagementsystem. Es misst kontinuierlich und in Echtzeit, wie viel Tageslicht in welcher Zusammensetzung im Raum vorhanden ist - und steuert nur die Lichtmenge und Wellenlänge zu, die benötigt wird, um das gewünschte Beleuchtungsszenario zu erreichen. Wenn jede Leuchte im Raum über ihren eigenen Mess- und Regelkreis verfügt, kann es vorkommen, dass die Leuchten in Fensternähe ausgeschaltet bleiben, während sie in der Raummitte gedimmt werden und in Wandnähe mit maximaler Leistung strahlen. Das führt nicht nur zu einer konstant gleichmäßigen Ausleuchtung des Raumes, sondern auch zu einer maximalen Energie- und Kosteneffizienz. Im Vergleich zu einer Beleuchtungslösung ohne tageslichtabhängiges Regelsystem lassen sich so bis zu 67% der Energie für die Beleuchtung einsparen. Weniger Stromkosten und eine geringere CO₂-Emission sind die Folge.
LEDs mit viel Potential
Auch wenn sich dynamische und kosteneffiziente Beleuchtungssysteme mit konventionellen
Beleuchtungsmitteln realisieren ließen, bietet die LED-Technologie
doch eine Reihe von Vorzügen: Außer mit besonders geringen
Installations-, Betriebs- und Wartungskosten und einer extrem
langen Lebensdauer punkten LED-Lösungen durch die flexible und
dynamische Regulierbarkeit der Lichtfarbe. In den hocheffizienten
weiß-
Weitere Informationen zu Licht im Gesundheitswesen können per E-Mail an Trilux angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Online-Fachseminar „Alters- und demenzsensible Architektur in Theorie und Praxis“ am 2.2.2021 (18.1.2021)
- Clean II: Reines Licht à la Zumtobel (27.7.2020)
- Maßgeschneiderte Lichtkonzepte von Lindner für Healthcare, OPs, Reinräume und Labore (27.7.2020)
- Human Centric Lighting-Basic Starter Kit von Trilux (7.5.2019)
- Demenzsensible Architektur auf 247 Seiten (2.9.2018)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
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- Praxishandbuch: „Wasserhygiene in Gesundheitseinrichtungen“ (19.11.2012)
- Trilux Broschüre „Neues Licht in der Pflege“ (7.8.2012)
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- „Farben der Gesundheit“: Planungshandbuch für Gestalter im Gesundheitsbereich (23.5.2012)
- Die Kraft der Farben in der Demenzpflege (19.8.2010)
- Barrierefreie Elektroinstallationstechnik (3.7.2009)
- Kriterienkatalog für Demenzfreundliche Architektur (20.1.2008)
siehe zudem:
- technische Leuchten, Krankenhausbau und barrierefrei Bauen auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Badezimmer, Wellness und Gerontologie bei Baubuch / Amazon.de