Die Kraft der Farben in der Demenzpflege
(19.8.2010) Mit dem Schwinden der Erinnerungen kommt der Verlust der Eigeninitiative oder eine starke innere Unruhe greift um sich. Menschen mit Demenz zeigen ganz unterschiedliche Symptome und stellen große Anforderungen an die Pflege. Das Hamburger Max Herz-Haus geht als bundesweites Modellprojekt in der Betreuung von Demenzpatienten neue Wege mit dem Ziel, den Menschen trotz der Krankheitssymptome ein würdiges Leben zu erlauben und sie zu fördern. Die gezielte Auswahl oder auch der Verzicht von Farben und Mustern in der Inneneinrichtung soll den Erkrankten helfen, sich aus der eigenen Isolation zu befreien und ihre Unruhe zu mildern.
Gelbe Blumen, grüne Wiesen oder rote Ampeln – Farben haben einen großen Einfluss auf unsere Stimmung. Sie stimulieren, wecken Erinnerungen und Assoziationen, geben Orientierung. Eigenschaften, die in der Pflege von Menschen mit Demenz besonders wichtig sind. Bereits im Kindesalter lernen wir, Farben mit Gegenständen, Symbolen, Empfindungen und Verhaltensweisen zu verbinden. Schwarz ist die Farbe der Trauer, Rot warnt vor Gefahren und Gelb wird häufig mit Heiterkeit in Verbindung gebracht. Farbpsychologen wissen heute, dass Farbempfindungen durch eigene Erfahrungen, Instinkte aber auch den Kulturkreis geprägt sind. Farbliche Assoziationen bestimmen so Umwelt und Alltag, steuern Verhalten und Handlungen. Übertragen auf die Pflege von Menschen mit Demenz bedeutet dies, dass sich mit dem gezielten Einsatz von Farbkonzepten die Gefühlswelt und die Orientierungsfähigkeit der Erkrankten positiv beeinflussen lassen. Denn Menschen mit kognitiven Einschränkungen sind besonders auf eine harmonisch-wahrnehmbare Gestaltung ihrer Umwelt angewiesen, um Fähigkeiten, die sie durch ihre Krankheit verloren haben, durch visuelle Stimulation zu reaktivieren oder auszugleichen. Das Max Herz-Haus nimmt solche Erkenntnisse auf und bindet sie in das eigene Konzept zur Pflege von demenziell Erkrankten ein.
Akzeptanz als Schlüssel zum Erfolg
Im April 2004 startete die Einrichtung als ein vom Bundesgesundheitsministerium und der Stadt Hamburg gefördertes Modellprojekt. Erklärtes Ziel des Hauses ist es, neue Wege in der Betreuung von Demenzpatienten zu beschreiten. Dabei verfolgt das Max Herz-Haus einen milieutherapeutischen Ansatz mit dem Ziel, die äußere Umwelt und Lebenswelt an die Menschen und ihre Erkrankung anzupassen und nicht, wie so häufig, die Krankheit an die Bedingungen der Einrichtung. Die Bewohner sollen in einem stress- und angstfreien Wohnambiente mit den Symptomen ihrer Krankheit leben können. "Akzeptanz ist die Grundlage unseres Erfolgs", fasst Anita Graßl, Pflegedienstleiterin des Max Herz-Hauses, das Konzept der Einrichtung zusammen. "Das Verhalten der demenziell Erkrankten darf nicht als etwas Fremdes wahrgenommen werden. Stattdessen müssen alle am Leben in unserem Haus beteiligten Personen lernen, das Leben auch aus dem Blickwinkel eines Demenzkranken zu betrachten."
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