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ISO 16890 ante portas: Wer „Feinstaubfilter“ sagt, sollte auch PM1-Partikel meinen

(10.8.2016; überarbeitet am 5.1.2017) Ende 2016 soll die ISO 16890 zur Prüfung und Bewertung von Luftfiltern eingeführt werden. Nach einer Übergangszeit von circa 18 Monaten wird die neue Prüfnorm die alte EN 779:2012 ablösen. In Zukunft werden dann die Ergebnisse aus dem Labor erheblich mehr dem Verhalten von Luftfiltern in realen RLT-Anlagen ge­recht. In Anlehnung an Veröffentlichungen der Weltgesund­heitsorganisation (WHO) und von Umweltbehörden ersetzen die Feinstaubfraktionen ISO ePM1, ISO ePM2,5, ISO ePM10 sowie Grobstaub mit ISO coarse die bisherigen Filterklassen G1 bis F9. Außerdem informiert ein Produktlabel über die prozentuale Abscheideleistung des Fil­ters für seine höchste Feinstaubgruppe. Diese Modifikatio­nen versprechen Planern, Gebäudebetreibern und Anwendern zielgerichtetere Pla­nungs­möglichkeiten in Bezug auf die gesundheitlichen und hygienischen Aspekte ihrer Immobilie. Experten sehen in der Normumstellung eine große Chance, Entscheider für die Feinstaubgefahr speziell im PM1-Bereich zu sensibilisieren.

Die Betreiber von raumlufttechnischen Anlagen sollten es mit der neuen Prüfnorm leichter haben, maßgeschneiderte Filterlösungen zur Erfüllung ihrer Gesundheits- und Hygieneansprüche auszuwählen. Das liegt an der veränderten Herangehensweise der Filterprüfung: Mit Einführung der ISO 16890 wird das Abscheideverhalten hinsichtlich aller in der Außenluft vorkommenden Partikelgrößen zwischen 0,3 und zehn Mikrome­tern (μm) ermittelt - statt wie bisher ausschließlich Partikel von 0,4 μm. Diese Modifi­kation führt zu Prüfergebnissen, die sich im späteren Filtereinsatz deutlich stärker wi­derspiegeln. Aus diesem Grund wird in Zukunft der Abscheidegrad des Filters nur noch ohne vorherige Staubbeladung bewertet.

Vier neue Filtergruppen

Um die Filterauswahl auf die gewünschte Luftqualität abstimmen zu können, wird ne­ben der neuen Einteilung in vier Gruppen auch eine Ausweispflicht der jeweils prozen­tualen Abscheideleistung des Filters eingeführt.

„ePM1 60%“ steht beispielsweise für eine Abscheideeffizienz (e = efficiency) von 60% hinsichtlich Partikeln ≤ 1 μm (PM = Particulate Matter). Ein Produkt kann nur dann ei­ner Gruppe zugeordnet werden, wenn es mindestens 50% der jeweiligen Partikelgröße abscheidet. Alle Filter, die weniger als 50% PM10 abscheiden, werden dem Grobstaub-Segment ISO coarse zugeordnet.

Gruppeneinteilung nach ISO 16890
ISO ePM1 ePM1, min ≥ 50% z.B. Bakterien, Viren, Nano- und Verbrennungspartikel < 1 μm
ISO ePM2,5 ePM2,5, min ≥ 50%  z. B. Pollen, Sporen und organische Partikel < 2,5 μm
ISO ePM10 ePM10 ≥ 50% z. B. gröberer Feinstaub und organische Partikel < 10 μm
ISO coarse ePM10 < 50% z. B. sichtbarer Grobstaub, Sand, Haare und sonstige große organische Partikel

  
Übersetzungshilfe

Spätestens nach der gewährten Übergangsfrist von 18 Monaten bringt die neue Norm für jeden Anwender deutlich veränderte Auswahl- und damit Einkaufsbedingungen mit sich. Deshalb haben VDI und SWKI[2] einen Übersetzungsschlüssel verabschiedet, der Orientierung beim Wechsel vom alten zum neuen Filterklassen-System gibt:

Empfehlung der VDI-/SWKI-Expertenarbeitsgruppe „Luftfiltration“ für alle Komfort-RLT-Anlagen
Filterklasse ISO ePM1 ISO ePM2,5 ISO ePM10
M5 - - ≥ 50%
F7 ≥ 50% ≥ 65%  
F9 ≥ 80%    

  
Filterwahl: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Gebäude-Manager, die sich heute bei der Reinigung von Zuluft für einen Feinstaubfil­ter der Klasse F7 entscheiden und keine spezifischen Prozesse absichern müssen, ha­ben in der Regel ein Ziel: Gute Bedingungen hinsichtlich Gesundheit und Hygiene zu schaffen. Da die Einführung der ISO 16890 das Auswahlverfahren für geeignete Luft­filter ohnehin grundsätzlich verändert, möchte Camfil die Entscheider für ein bislang vernachlässigtes Einsatzfeld sensibilisieren: „Trotz dieses Anspruchs hinsichtlich gu­ter Innenraumluft ist vielen Verantwortlichen nicht bewusst, wie wichtig es ist, ein besonderes Augenmerk auf die Abscheidung von PM1-Partikeln zu richten, die kleiner als ein Mikrometer sind“, so Zimmer. 


© Camfil

Feinstaub ist generell gefährlich, weil der menschliche Körper keine natürlichen Schutzmechanismen dagegen aufbieten kann. Er wird über die Atemwege aufgenom­men und ein erheblicher Anteil seiner PM1-Partikel kann sogar über die Lunge in den Blutkreislauf gelangen. Die Konsequenzen sind fatal. So sterben laut internationaler Energieagentur weltweit 6,5 Millionen Menschen pro Jahr vorzeitig an den Folgen von Luftverunreinigungen in Innen- und Außenbereichen; davon rund 600.000 in der Euro­päischen Union. Die häufigsten Todesursachen sind Herz-Kreislauf-, Krebs- und Atem­wegserkrankungen. Auch der Einfluss auf Demenzerkrankungen ist inzwischen nachge­wiesen. Mit den negativen Auswirkungen auf die Gesundheit sind außerdem immense Kosten für Gesellschaft und Wirtschaft verbunden.

PM1-Luftschadstoffe haben sich in diesem Zusammenhang als die größten Krankheits­verursacher erwiesen. In städtischer Außenluft machen sie sogar mehr als 90% aller darin befindlichen Feinstaubpartikel aus.

Was die Außenluftqualität betrifft, ist bereits eine Reihe an emissionsreduzierenden Maßnahmen und Gesetzen eingeleitet worden. Da sich der Mensch jedoch überwie­gend in geschlossenen Gebäuden aufhält (zumindest in europäischen Breitengraden), ist es naheliegend, dass die Raumluftqualität die Gesundheit jedes einzelnen entschei­dend beeinflussen kann. „Die Modifikation der Prüfnorm und einiger damit zusammen­hängender Richtlinien erfordert ein generelles Umdenken aller Verantwortlichen. Das Thema Innenraumluftqualität im Allgemeinen und PM1-Partikel im Besonderen erfordert dabei eine viel größere Aufmerksamkeit. Da es nahezu jeden Menschen betrifft, der nicht gerade in einer Einöde lebt, hoffe ich sehr auf künftig noch verantwortungsvolle­re Entscheidungen bei der Filtrierung von Zuluft“, ergänzt Zimmer.

Weitere Informationen zu Luftfiltern in RLT-Anlagen können per E-Mail an Camfil angefordert werden.

siehe auch für zusätzliche Informationen:

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