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Bauplatz für 1 Euro

  • So kommt man an Baugeld vom Bürgermeister

(29.4.2007) Der Kampf der Städte und Gemeinden um junge Familien ist voll entbrannt. Kräftige Rabatte beim Baulandkauf oder direkte Zuschüsse für den Hausbau werden gezielt eingesetzt, um Neubürger zu locken. Eine Internet-Datenbank zeigt jetzt erstmals, wo es wie viel Baugeld vom Bürgermeister gibt.


Foto aus dem Beitrag "Preisgekrönte Ziegel-Architektur" vom 23.1.2007

Haldensleben in Sachsen-Anhalt, zwischen Wolfsburg und Magdeburg gelegen (siehe Google-Maps), macht spektakulär vor, wie es gehen kann. Unter dem Motto "Haldensleben macht Bau-Platz" bietet die 20.000-Einwohner-Stadt Familiengrundstücke zum Kauf oder zur Erbpacht an. Die günstigsten Parzellen werden für gerade mal einen Euro verkauft. Dafür gibt es zwar keine Filetgrundstücke in Bestlage, "aber das sind keine Ladenhüter", betont Lutz Zimmermann, der in Haldensleben für das Stadtmarketing zuständig ist.

Abwanderung erzeugt Handlungsdruck

Seit der Staat Häuslebauern finanziell nicht mehr unter die Arme greift - beispielsweise mit der Eigenheimzulage - und die Mehrwertsteuer erhöht hat, ist der Weg ins Eigenheim noch steiniger geworden. Junge Familien mit Kindern können den finanziellen Kraftakt meist nicht alleine stemmen und müssen sich etwas einfallen lassen. Der Bewohnerschwund in vielen Städten und Gemeinden Deutschlands kommt ihnen entgegen. "Angesichts der demografischen Entwicklung drohen unserer Stadt Einwohnerverluste. Um junge Familien bei uns zu halten, müssen wir etwas tun", nennt Grit Strobel vom Stadtplanungsamt Haldensleben das Motiv.

Wettbewerb um junge Familien

"Im Werben der Kommunen um Menschen spricht man sogar schon von Einwohnerkannibalismus", sagt Stefan Bosse, Oberbürgermeister von Kaufbeuren (siehe Google-Maps). Die 42.000-Einwohner-Stadt im Allgäu gilt als eine Art Trendsetter für familienfreundliche Maßnahmen. Anfang 2006 startete sie die Kampagne "Familienziel Kaufbeuren", die neben einer Reihe von Vergünstigungen für Familien eine kommunale Eigenheimzulage umfasst: Es gibt Rabatte von bis zu 20.000 Euro auf städtische Wohnbaugrundstücke oder Baukostenzuschüsse von 5.000 Euro pro Kind. Damit wirbt Kaufbeuren auch um junge Eltern, die in München oder Augsburg arbeiten.

Je mehr Kinder, desto üppiger der Bonus

Auch andere Gemeinden und sogar Großstädte wie Hannover locken aus diesem Grund Häuslebauer mit Geld und Rabatten. Das Angebot ist vielfältig. Am häufigsten werden verbilligte Grundstücke verkauft, oft gibt es direkte Zuschüsse oder subventionierte Bau-Darlehen. Dabei gilt in der Regel: Je mehr Kinder, desto üppiger der Bonus. Gefördert werden längst auch Gutverdiener, die Einkommensgrenzen sind vielfach großzügig gesteckt. Die niedersächsische Landeshauptstadt bietet z.B. mit ihrem "Hannover-Kinder-Bauland-Bonus" einen Rabatt von zehn Prozent je Kind auf städtische Eigenheim-Grundstücke. Im schwäbischen Böblingen zahlen Familien mit Kindern für Baugrundstücke 45 Euro pro Quadratmeter weniger, außerdem gibt es pro Kind 9.000 Euro Zuschuss.

Alle 242 Förder-Programme im Internet

Einen schnellen Überblick über die verschiedenen Varianten von Baugeld für Familien gab es bislang nicht. Jetzt hat die "Aktion pro Eigenheim" diese Hürde beseitigt und eine Internet-Datenbank mit allen Förderprogrammen erstellt. 242 Städte und Gemeinden sind bereits erfasst, mit Fördermodalitäten und Kontaktadressen. Dadurch lassen sich solche Programme vergleichen und werden transparenter, sowohl für zukünftige Bauherren als auch für Stadtväter. "Wir wünschen uns, dass unsere Beispiele durch die Aufmerksamkeit jetzt Schule machen, und weitere Kommunen folgen werden", sagt Max Schierer, Präsident des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel und Mit-Initiator der "Aktion pro Eigenheim". Man wolle damit Mut machen, jungen Familien die Bildung von Wohneigentum zu ermöglichen.

Lokale Wirtschaft profitiert

Zu verschenken haben die Kommunen angesichts ihrer Finanzlage nichts. Doch Einwohnerschwund ist teurer als Familienförderung. Bevölkerungsexperten gehen davon aus, dass jeder abgewanderte Einwohner eine Stadt bis zu 1.000 Euro pro Jahr an verlorenen Steuern und Gebühren kostet. "Die Kämmerei hat errechnet, dass sich das am Ende refinanziert", sagt Stadtmarketing-Chef Zimmermann, "dadurch, dass die Leute nicht wegziehen, sondern hier bauen und sich an den Standort binden."

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