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Dem Glauben einen neuen (Schiefer-)Boden bereitet

(16.8.2010) Ihr junges Alter von gut 49 Jahren sieht man der Bonner Trinitatiskirche deutlich an. 1957 geweiht, zeichnet sich das Gebäude durch seine rechtwinklige Gliederung und reduzierte Formen- und Materialsprache aus (siehe auch Bing-Maps und/oder Google-Maps). Beton, Klinker, Glas, Schiefer, Holz und Muschelkalk ergeben ein klares und durchaus strenges Raumgefüge. Analog zu säkularen Gebäuden wandelten sich Nutzung und Orte in dem Kirchenbau im Laufe der Zeit, passten sich den Bedürfnissen und Ausdrucksweisen der Menschen an. Auch aus diesen Gründen stand schon seit längerem eine Überplanung und bauliche Erneuerung an.

Konkrete Planungen

Mit der Einsetzung einer Kirchenraumkommission seitens der Gemeinde vor Ort begannen 2008 und 2009 konkrete Überlegungen. Notwendige Sanierungen wie die der Orgel und der großen Fensterbänder aufgrund korrodierter Stahlkonstruktion beschleunigten zudem die Entscheidungen. In Abstimmung mit dem landeskirchlichen Bauamt beauftragte das Presbyterium drei Architekturbüros mit Konzeptionen. Größte Zustimmung fand der Entwurf der Bonner Architektinnen Ruth Sassen und Barbara Obermann. In enger Beratung mit der Kirchenraumkommission wurde der Entwurf modifiziert und in reduzierter Form Anfang 2006 umgesetzt.

Notwendige Erneuerungen

Zu den bis dahin feststehenden Veränderungen zählt die Anpassung der Elektroinstallationen und Belichtung an aktuelle Bedürfnisse und den Stand der Technik. Die aufgrund von Korrosionsschäden stark in Mitleidenschaft gezogenen senkrechten Fensterbänder werden erneuert und dank Doppelverglasung auch energiesparender ausgeführt. Auch soll es hier zu einer künstlerischen Gestaltung der Fensterfront kommen. Eine neue Beschallungsanlage soll die Akustik nachhaltig verbessern. Zudem wird im Boden eine Induktionsschleife für Hörgeschädigte verlegt. Die ehedem statt traditioneller Kirchenbänke genutzten Stühle zur variablen Bestuhlung des Kirchenraums sollen ebenfalls erneuert werden. Beide im Kirchenraum vorhandene Orgeln saniert in der zweiten Jahreshälfte eine Fachfirma.

Weitere maßgebliche Veränderung erfährt der Kirchenraum durch die Neuanschaffung der Prinzipalstücke. Hiermit sind die Hauptorte einer Kirche gemeint. So trägt man die bisherige Kanzel, die zu weit von den Hörern entfernt angeordnet war, vollständig ab und ersetzt sie durch ein mobiles Predigtpult, Ambo genannt. Dazu passend neu gestaltet erhält die Kirche Altartisch - ebenfalls mobil -, Taufbecken und Kerzenständer. Auch wird der Boden der Fläche, die bisher zur Bestuhlung diente erneuert. Denn der abgetretene und teilweise auch schadhafte Gussasphalt war ebenfalls sanierungsbedürftig.

Der vorhandenen Optik angepasst

Ursprünglich sahen die beiden Architektinnen in ihrem Entwurf die Sanierung des Bodens mit einem anthrazitfarbenen, kunststoffvergüteten Fließestrich vor, jedoch einigte man sich später auch mit der Kirchenleitung auf eine Anpassung an das vorhandene Bodenmaterial: Schiefer. Bei der Erstellung der Kirche hatte man den Boden der für die Kirchenbänke vorgesehene Fläche kostengünstig in Gussasphalt ausgeführt, die restlichen Flächen jedoch mit hochwertigen Schieferplatten. Im Zuge der Veränderungen gab es auch das Projekt "Kirche ohne Bänke", bei dem die Kirchenbänke einer individuell gestaltbaren Bestuhlung wichen. Die ehemalige Bodenausführung passte nicht mehr zum aktuellen Nutzungskonzept und wird im Rahmen der aktuellen Sanierung ausgetauscht.

Abriß bis zum Rohbeton

Bevor die rund 150m² große Fläche saniert werden konnte, mussten Gussasphalt und der darunter liegende Magerbeton bis zur Rohbetondecke abgetragen werden. Erst danach begann die mit der Ausführung beauftragte Fliesen Daube GmbH aus Swisttal mit der Verlegung der Schieferplatten. Die Formate der neu zu verlegenden Schieferplatten orientierten sich in der Breite an dem bereits vorhandenen Belag, um das Verlegebild fortzuführen. Zum Einsatz kamen Primero Scala Bodenplatten des Remscheider Schieferspezialisten Primero-Schiefer GmbH. Die zwischen 15 und 25 mm starke Plattenware wurden zwar in den definierten Breiten von 15, 20, 25, 30 und 35 cm jedoch in unterschiedlichen Längen geliefert.


Unterkonstruktion am Rand des zu sanierenden Feldes (Bild vergrößern)  

Für den neuen Boden entstand ein komplett neuer Aufbau:

  • Zunächst brachte man vor der Verlegung unmittelbar auf der freigelegten Rohbetondecke einen Estrich zur Egalisierung der Fläche auf.
  • Hierauf verlegten die Facharbeiter eine Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit und nichtdrückendes Wasser mit selbstklebendem Dichtrand (siehe auch Bild rechts).
  • Zur sicheren Abtrennung in den Randbereichen des rechteckigen Feldes klebten sie zudem mittels Systemanschlussstreifen die Ränder ab.
  • Oberhalb dieser Abdichtung folgt eine PE-Folie als Trenn- und Gleitschicht.
  • Um den Schiefer zu verlegen, brachten die Fliesenleger zunächst eine Mischung aus Trasskalk, Portlandputzolan-Zement und Sand auf.
  • Auf diese Lage folgte als Dünnbettmörtel Ardex X7G, oberseitig mit Zement abgestreut.
  • Hierein verlegten sie im Dickbettverfahren dann die passend zu den Deckbreiten des vorhandenen Bodenbelages  vorsortierten, rückseitig mit Wasser abgewischten Schieferplatten mit einem Fugabstand von rund 3 mm.

Dabei wählten die Fliesenleger die Länge der jeweiligen Schieferplatten so aus, dass ein fachgerechter Verband entstand. Die entsprechenden Reihenendstücke wurden mit einem Nassschneider auf Maß gekürzt. Auf der gesamten Flächenlänge ordneten die Fachverleger zwei Dehnungsfugen an. Der gesamte umlaufende Randanschluß wurde ebenfalls mit einer flexiblen Fuge ausgeführt. Alle übrigen Flächenfugen füllten die Fachhandwerker mit Ardex BS Flex in antrhazit.


Randdetails

Unterhalb des neu erstellten Bodenbelages führen auch die Leitungsstränge der neuen Elektroinstallation entlang. Außerdem wurden in der Fläche zwei Bodenanschlußkästen angeordnet. Im Randbereich der neu erstellten Fläche brachten die Fliesenleger zudem die Induktionsschleife für Hörgeschädigte so in den Unterbau ein, dass sie relativ dicht unterhalb des neuen Schieferplattenbelages liegt.

Fazit: Neuer Boden – neue Optik

Mit dem Umbau- und Sanierungsmaßnahmen in der Bonner Trinitatiskirche konnte der Sakralraum sowohl den gewachsenen Bedürfnissen sowie dem aktuellen Stand der Technik angepasst werden. Insbesondere der neue Schieferboden unterstreicht bei flexibler Bestuhlung den ästhetisch reduzierten Charakter des Kirchenraums.

Weitere Informationen zu Schieferböden können per E-Mail an Primero-Schiefer angefordert werden.

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