EU verbannt ineffiziente Klimageräte vom Markt
(10.6.2012) Der Stromverbrauch von Klimageräten soll in der EU deutlich gesenkt werden. Ineffiziente Geräte werden darum ab 2013 schrittweise vom Markt genommen. Gleichzeitig führt die EU eine bessere Kennzeichnung ein, die Verbraucherinnen und Verbraucher besser über den Stromverbrauch der Klimageräte informieren soll. Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) begrüßt die neuen EU-Regelungen: „Für den Umstieg in eine klimaverträgliche Energieversorgung sind Energieeffizienz und Energiesparen das A und O. Es ist beeindruckend, dass wir allein durch den Einsatz von energieeffizienten Klimageräten knapp drei Kohlekraftwerke in der EU überflüssig machen könnten.“ Da Klimageräte immer beliebter werden, könnte sich deren Stromverbrauch ohne die Regeln bis 2020 insgesamt mehr als verdoppeln. Dem wirkt die EU nun entgegen.
8% des Stromverbauchs für Kühlung und Klimatisierung
Bisherige Klimageräte haben einen hohen Stromverbrauch und setzen klimaschädliche Kältemittel frei. Beides belastet die Umwelt mit Treibhausgasen. In Deutschland wie in der EU sind die Verkaufszahlen seit 2005 stark angestiegen. Hierzulande werden etwa 100.000 bis 140.000 Klimageräte pro Jahr verkauft, in Italien und Spanien jeweils etwa das Zehnfache. Infolgedessen steigt auch der Stromverbauch für Kühlung und Klimatisierung. Dieser betrug in Deutschland 2008 etwa 8% des Gesamtverbrauches. Zwar gibt es bereits effizientere Klimageräte, vor allem solche, die mit dem umweltschonenden Kältemittel Propan arbeiten. Doch oft reichen ein paar einfache Maßnahmen aus, die ein Klimagerät unnötig machen:
- Nachts mit Durchzug lüften,
- tagsüber Fenster schließen und die Jalousien herunterlassen,
- Wärmequellen wie Elektro-Geräte und Lampen nur anschalteen, wenn sie genutzt werden.
- Alternativ helfen auch Ventilatoren, die weniger Strom verbrauchen.
Falls dennoch ein Klimagerät nötig ist, rät das UBA zu sparsamen Geräten mit hohen Energieeffizienzklassen, wie sie die EU nun auch in ihren Regelungen festgelegt hat.
Klimageräte bis zu einer Kühl- oder Heizleistung von 12 Kilowatt
Ein einzelnes Klimagerät mit 7 Kilowatt (kW) Kühlleistung kann im Jahr 900 Kilowattstunden (kWh) verbrauchen, ein kleines Einkanal-Klimagerät mit 2,2 kW etwa 400 kWh. Das kostet 225 bzw. 100 Euro pro Jahr. Die neuen EU-Regelungen betreffen solche Klimageräte bis zu einer Kühl- oder Heizleistung von 12 Kilowatt. Dazu zählen in erster Linie so genannte „Split-Klimageräte“, die Kälte draußen erzeugen und sie ins Gebäudeinnere leiten. Sie bekommen zum 1. Januar 2013 eine Kennzeichnung von A bis G, die schrittweise bis 2019 auf A+++ erweitert wird. Klimageräte die diese Anforderungen erfüllen, brauchen weniger Strom, indem sie ihre Leistung stufenlos an den tatsächlichen Kühlbedarf anpassen und gleichmäßig arbeiten können.
Die EU-Regelungen erfassen auch Ein- und Zweikanal-Klimageräte. Diese Geräte haben eine ungleich schlechtere Energiebilanz. Für sie gilt bereits ab 1. Januar 2013 eine erweiterte Skala der Energieverbrauchskennzeichnung, so dass die effizientesten Geräte die Effizienzklasse A+++ erhalten. Ohne diese Regeln könnte der Stromverbrauch durch Klimageräte in der EU von 30 Terawattstunden (TWh) in 2005 auf bis zu 74 TWh in 2020 steigen. So wird mit einem Anstieg auf bis zu 63 TWh gerechnet.
mit Angaben zur Lärmemission
Die Energieverbrauchskennzeichnung enthält auch Angaben zur Lärmemission. Die Grenzwerte für die Lärmemission in der Ökodesign-Verordnung sind aus Sicht des UBA nicht besonders ambitioniert. Daher empfiehlt das UBA beim Kauf auf Geräte zu achten, auf denen Lärmemissionswerte innerhalb von Gebäuden bis maximal 45 dB(A) bzw. 55 dB(A) nach außen angegeben sind.
Ab 2013 wird zudem die Leistungsaufnahme von „Komfortventilatoren“ wie Tisch-, Decken- oder Standventilatoren im Aus-Zustand und im Bereitschaftszustand auf 1 Watt begrenzt, ab 2014 auf 0,5 W. Deren Energieeffizienz bei der Luftförderung muss angegeben werden.
Hintergrund: Ökodesign und Kennzeichnung in der EU
Mit der Richtlinie 2010/30/EU kann die
EU-Kommission für einzelne Produktgruppen EU-Verordnungen über die Kennzeichnung
ihres Energieverbrauchs und andere Eigenschaften erlassen. Die
Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG verankert das Prinzip der umweltgerechten
Gestaltung von Produkten, die Energie verbrauchen oder den Energieverbrauch
anderer Produkte beeinflussen, im europäischen Recht. Sie ermöglicht der
EU-Kommission, Mindestanforderungen an einzelne Produktgruppen in direkt
geltenden EU-Verordnungen zu erlassen. Das
Energieverbrauchsrelevante-Produkte-
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Delegierte Verordnung (EU) Nr. 626/2011 vom 4. Mai 2011 über die Energieverbrauchskennzeichnung von Luftkonditionierern
- Verordnung (EU) Nr. 206/2012 der Kommission vom 6. März 2012 über Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von Klimageräten und Komfortventilatoren
- Ökodesign-Richtlinie
- Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz
- Umweltbundesamt
- EnergieSparRatgeber
- Klimaanlagentest: Fest installierte Geräte sind erheblich effizienter (28.7.2014)
- Sanierungsstau: Trotz §12 EnEV weniger als 3% der Klimaanlagen energetisch inspiziert (1.7.2013)
- Nachlassende Konjunktur dämpft Energienachfrage; Erneuerbare wachsen weiter (21.12.2012)
- Private Haushalte verbrauchen immer weniger Energie (21.12.2012)
- 5. Deutsche Wärmekonferenz: „Fatale Blockade der Energiewende im Heizungskeller“ (2.12.2012)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- Berliner Designhotel Casa Camper mit Sonnenschutzfolien nachgerüstet (9.6.2012)
- Studie des ITRS zum „Dynamisch gesteuerten Wärmeschutz“ (6.6.2012)
- Aktualisierter FGK-Marktführer: "Energieeffiziente Raumklimageräte und Wärmepumpen" (20.8.2011)
- Regelungsvorschlag zu (nicht)vorbefüllten Split-Klimageräten (20.8.2011)
- Brummendes Ärgernis: Wohnungseigentümer musste Klimaanlage entfernen (2.5.2011)
- Fraunhofer ISE: Solare Kühlung ist marktreif (30.6.2010)
- Comeback für grüne Klimaanlage mit indirekter Verdunstungskühlung (3.8.2009)
- Energielabel für RLT-Zentralen ein (26.6.2009)
- Klimaanlagen sind oft überflüssig (17.9.2008)
siehe zudem:
- Klimageräte, Lüftung, Raumlufttechnik und Sonnenschutz auf Baulinks
- Literatur / Bücher zu den Themen Klimaanlage, Lüftung, Raumlufttechnik bei Baubuch / Amazon.de