Digitalisierte Sicherheit: Trends mit Apps und IT auf der Security Essen
(30.9.2016; Security-Bericht) Die Security Essen, die Weltmesse für zivile Sicherheit, hat einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand und absehbare Entwicklungen bei Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen gegeben. Maßgebliche Treiber sind ganz offensichtlich Entwicklungen in der IT- und Kommunikationstechnik. Insbesondere die drei folgenden Trends lassen sich erkennen:
1. Apps öffnen dem Home Security Markt neue Perspektiven
Der immer noch ungebrochene Smartphone-Boom (das erste iPhone erschien vor rund 9 Jahren) trägt in hohem Maße dazu bei, dass elektronische Sicherheitslösungen für private Haushalte attraktiver werden. Dank zahlreicher Apps werden Bedienung oder Überwachung leicht, schnell und überall nutzbar. Für die Hersteller sind sie somit der „Schlüssel“ zu einem bisher längst nicht ausgeschöpften Markt. Vielen Sicherheitsanbietern kommt dabei zugute, dass sie schon lange Zeit mit Produkten und Dienstleistungen für Fernüberwachung, Fernwartung oder Fernbedienung arbeiten. Die Smartphone-App für Kameras und andere Sensoren war somit meist nur ein vergleichsweise kleiner Entwicklungsschritt.
Beispiel: AirKey von Evva ist ein Zutrittskontrollsystem, bei dem das
Smartphone als Schlüssel verwendet wird. Foto © Evva (Bild vergrößern)
Die aktuelle Herausforderung liegt nun darin, den Schutz auf ein akzeptables Niveau zu bringen bzw. dieses zu halten. Der Direktvertrieb von Sicherheitssets oder Smart-Home-Paketen mit Sicherheitskomponenten über Web-Shops macht die Systeme zwar günstig, bedeutet aber auch, dass dann Heimwerker - und damit keine ausgebildeten Sicherheitsexperten - die Sicherheitstechnik projektieren und installieren.
Auch in anderen Bereichen der Sicherheit sind mobile Endgeräte zu unverzichtbaren Arbeitsmitteln geworden:
- Bei der Organisation von Sicherheitsdienstleistungen,
- bei der Überprüfung und Wartung von Sicherheitstechnik oder
- bei der Reaktion auf Sicherheitsvorfälle
... unterstützt die Kombination aus Sprachkommunikation, mobiler Rechenkapazität und online-Datenverbindung Entscheidungen, beschleunigt Prozesse und spart so Kosten. Für nahezu alle internetfähigen professionellen Sicherheitslösungen - insbesondere in der Gefahrenmeldetechnik und der Videoüberwachung - werden von allen relevanten Ausstellern Apps für die gängigen Plattformen angeboten.
Nicht selten sind die Apps auch Kernelement für neue Lösungskonzepte. Deutlich zeigt sich dies bei der Türsteuerung und der Zutrittskontrolle. Die Apps übernehmen hier die Funktion des Schlüssels oder anderer Berechtigungsnachweise.
2. Smart Home und Smart Building fordern Prozessintegration statt Insellösungen
Vor allem Bedarfsträger in der Wirtschaft erwarten zunehmend, dass sich Sicherheitslösungen mit anderen Technologien verknüpfen lassen. Sie sollen möglichst einfach und kostengünstig, aber ohne funktionale Einbußen in die Prozesse von Produktion, Logistik, Verwaltung oder Gebäudemanagement integriert werden.
Sicherheitsanbieter stellen sich deshalb zunehmend auf die Anforderungen von Industrie 4.0 und moderner Gebäudetechnik ein. Die besondere Störanfälligkeit von hochkomplexen Prozessen eröffnet der Sicherheitstechnik aber nicht nur neue Einsatzchancen, sie fordert sie auch in einem besonderen Maße:
- Einerseits müssen sich die Sicherheitskomponenten problemlos in das Gesamtsystem einbinden lassen,
- andererseits wird erwartet, dass sie ihre Schutzaufgaben auch bei einem Crash oder einem Angriff auf das System erfüllen können, also unabhängig von übrigen Prozessen ihre Funktionsfähigkeit bewahren.
Die Diskussion um sichere Schnittstellen steht deshalb innerhalb der Branche weit oben auf der Tagesordnung. Auf der Messe wurde dies u.a. im Mustergebäude „Smart Security“ der Messe Essen und des BHE Bundesverband Sicherheitstechnik thematisiert. Industrie 4.0 und die Optionen zur Einbindung der Sicherheitstechnik wurden des Weiteren im Rahmen der Fachkonferenz „Vernetzte Sicherheit“ aufgegriffen, die am 28. September stattfand.
Vernetzung bis in die Pushbar von Fluchttüren - gesehen bei Assa Abloy ©
AO
3. Auch Sicherheitstechnik verlangt sichere IT
Insbesondere die Einbindung der Sicherheit in produktive Unternehmensprozesse führt zu immer komplexeren Sicherheitsanforderungen. Es reicht nicht mehr, dass sich eine Sicherheitskomponente nur an den benachbarten Gliedern der Sicherheitskette orientiert - auch die Wechselwirkungen mit anderen Systemkomponenten dürfen nicht vernachlässigt werden. Gleichzeitig darf das Sicherheitsprodukt selbst nicht zum Einfallstor für Cyber-Angriffe werden.
Während proprietäre, abgeschottete Sicherheitssysteme seltener ins Visier von Angreifern gerieten, müssen Hersteller von Web-basierten Sicherheitslösungen, aber auch deren Anwender, heute regelmäßig für eine Anpassung der gerätespezifischen Schutzschilder sorgen. Gefragt sind daher updatefähige oder modulare Lösungen, die dem Anwender eine wirtschaftlich akzeptable Nutzungszeit versprechen.
Eine weitere Antwort des Sicherheitsmarktes auf die veränderten Anforderungen sind webbasierte Dienstleistungskonzepte. Wie aus der IT-Welt bekannt, werden nun auch in der klassischen Sicherheit „Security as a Service“-Lösungen angeboten ...
- sowohl für die Videoüberwachung (VSaaS - Video Surveillance as a Service)
- als auch für die Zutrittskontrolle (ACaaS - Access Control as a Service).
Hier stellt ein Dienstleister die Technik und bietet zudem den nötigen Rundum-Service, ist also auch für die Sicherheit der Lösung verantwortlich. Bildanalyse oder -speicherung bzw. Berechtigtenprüfung und -verwaltung finden dann in der Cloud statt.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Security Essen (27. bis 30. September 2016)
- Perimeter Protection 2018 größer und internationaler denn je (4.2.2018)
- Einführung gestaffelter KFW-Zuschüsse für Einbruchschutz-Maßnahmen (19.9.2017)
- Sicherheitsmarkt übertraf 2016 Erwartungen markant (2.7.2017)
- VDE: „Digital Germany“ bis 2025, sofern der Turbo zündet (25.4.2017)
- CERT@VDE: Cyber-Security für eine erfolgreiche Digitalisierung (25.4.2017)
- weitere Details...
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- VDE: „Smart Home wird 2025 Standard sein“ (18.7.2013)
siehe zudem: