Neue, hoch aufgelöste TRY-Daten erleichtern energie- und klimaoptimiertes Planen und Bauen
(29.6.2017) Testreferenzjahre (TRY) sind Datensätze, die für jede Stunde eines Jahres meteorologische Informationen enthalten, die ortsbezogen einen typischen Witterungsverlauf repräsentieren. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) und der Deutsche Wetterdienst (DWD) haben nun die Datensätze aktualisiert. Sie liegen fortan für jeden Quadratkilometer des Bundesgebiets vor. Die Protagonisten verabschiedeten sich damit von dem Konzept einer Einteilung Deutschlands in 15 TRY-Klimaregionen mit je einer Repräsentanzstation, für die ein entsprechender Testreferenzjahr-Datensatz erstellt wurde.
CDC-Portal / CDC-Klimaberatungsmodul (Screenshot vergrößern) |
TRY-Daten können Planer und Ingenieure dazu nutzen, Innenraumtemperaturen von Gebäuden und deren Energieverbrauch besser zu simulieren und die Heiz-, Klimatisierungs- und Lüftungstechnik optimal auf lokale Klimaverhältnisse abzustimmen.
„Die neuen Klimadaten tragen umfassend zu einer nachhaltigen und klimagerechten Gebäudeplanung bei“, erwartet der stellvertretende Leiter des BBSR, Dr. Robert Kaltenbrunner. „Immer mehr Hausbesitzer setzen für Heizung, Kühlung oder Warmwasser auf erneuerbare Energien wie Solarenergie und Photovoltaik. Gerade um diese Energiequellen wirtschaftlich zu nutzen, müssen sie die klimatischen Bedingungen vor Ort genau kennen.“
„Mit der gewählten Herangehensweise wurde absolutes Neuland betreten und durch den DWD im Rahmen der Projektbearbeitung umfangreiche wissenschaftliche Entwicklungsarbeit geleistet“, betont der Vizepräsident des DWD, Dr. Paul Becker. „Der zur Ableitung der neuen TRY-Datensätze entstandene Basisdatensatz von stündlich aufgelösten Rasterdaten vieler Klimaparameter wird durch den DWD zusätzlich über das ,Climate Data Center‘ (CDC) bereit gestellt.“
Da heiz- und raumlufttechnische Anlagen auch für extreme Belastungen ausgelegt werden, erstellten die Forscher zusätzlich Datensätze für je ein Jahr mit ...
- einem sehr kalten Winterhalbjahr (Oktober bis März) und
- einem sehr warmen Sommerhalbjahr (April bis September).
Um auch bei langen Nutzungsdauern eine nachhaltige Planung der Gebäudehülle und der technischen Anlagen zu ermöglichen, entwickelten sie auf Basis von zwölf regionalen Klimamodellen zusätzlich Testreferenzjahre für den Zeitraum 2031 bis 2060. Sie sind wie die übrigen TRY-Datensätze aufgebaut.
Die neuen Datensätze stammen aus einem von der Forschungsinitiative Zukunft Bau geförderten Projekt. Zur Erinnerung: Mit der Forschungsinitiative Zukunft Bau unterstützen das Bundesbauministerium und das BBSR die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit der Bauwirtschaft. Die Initiative stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Bauwesens und sorgt insbesondere für einen Wissenszuwachs und neue Erkenntnisse im Bereich technischer, baukultureller und organisatorischer Innovationen.
Die ortsgenauen Testreferenzjahr-Datensätze 2017 stehen jedermann auf dem CDC-Portal zum kostenfreien Download zur Verfügung. Zur Nutzung ist es allerdings dennoch erforderlich, einmalig einen User-Account einzurichten.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- CDC-Portal
- PDF: Handbuch zu den neuen Testreferenzjahren
- PDF: Projektbericht zu den neuen Testreferenzjahren
- Ortsgenaue Testreferenzjahre (TRY) von Deutschland für mittlere und extreme Witterungsverhältnisse auf der Web-Site des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
- Testreferenzjahre (TRY) auf der Web-Site des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
- Forschungsinitiative Zukunft Bau
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ausgewählte weitere Meldungen:
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- „Formel-App“ für die Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche (7.2.2014)
- „Energieberater 18599 3D PLUS“ zur gesamtenergetischen Bewertung von Gebäuden (30.1.2014)
siehe zudem:
- Klimatechnik im Raumlufttechnik-Magazin und TGA-Programme im Bau IT-Magazin auf Baulinks
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