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Stuttgart 21: Seele enthüllt erste Stahl-Glas-Kuppel

(14.8.2025) Für das Infrastrukturprojekt Stuttgart 21 markiert die Fertigstellung der ersten Gitterschale „Staatgalerie” einen bedeutenden Meilenstein. Erstmals wird mit dieser eindrucksvollen Stahl-Glas-Konstruktion eine sichtbare Verbindung zwischen der neuen unterirdischen Gleishalle und dem städtischen Raum geschaffen. 

Mit einer Höhe von 8,5 m und einer Grundfläche von 32 mal 28 m beeindruckt die imposante Gitterschale, die aus einem komplexen Stahltragwerk mit knapp 110 Tonnen Stahl und 403 exakt gefrästen Knotenpunkten besteht. 725 dreieckige Glasscheiben sorgen für Transparenz und schaffen eine helle, freundliche Atmosphäre im lichtdurchfluteten Südeingang des neuen Bahnhofs.

Mit Entfernen der Schutzplane wurde erstmals der Blick auf die eindrucksvolle Stahl-Glas-Kuppel frei.
(Bild: DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH)
 

Die Besonderheiten dieses Baus liegen in der filigranen Dreiecks-Tragstruktur mit anspruchsvoller Profilgeometrie und komplexen 3D-gefrästen Knoten. Jedes Bauteil wurde aufgrund der flachen Glasscheiben und der kuppelförmigen Geometrie individuell angefertigt. „Diese Balance aus Ästhetik, Funktion und Struktur macht die Gitterschale zu einem einzigartigen Bauwerk, das höchste technische Kompetenz erfordert und gleichzeitig architektonische Leichtigkeit verkörpert”, sagt Andreas Hafner, Geschäftsführer Seele GmbH.

Die Gitterschale besteht aus 403 exakt gefrästen Knotenpunkten und einem komplexen Tragwerk aus rund 110 Tonnen Stahl. (Bild: DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH) 

Die Glaskonstruktion ruht auf filigranen, dreieckigen Strangpressprofilen aus Stahl, die mit ihrer präzisen gefertigten keilförmigen Geometrie der Struktur eine besondere Leichtigkeit verleiht. Betrachtet man sie von unten gegen den Himmel, scheinen die Profile nahezu zu verschwinden. Dank ihrer spitzen Silhouette verschmilzt die Konstruktion optisch mit dem Himmel – sie wirkt dadurch noch schlanker und transparenter. Zudem besticht die Ausführung der Knotenpunkte durch eine präzise Detailgestaltung und setzt Maßstäbe in Bezug auf Ästhetik und Ingenieurskunst. 

Statische Präzision

Die Tragwerksplanung der Gitterschale im neuen Stuttgarter Hauptbahnhof erfordert höchste ingenieurtechnische Expertise: Eigengewicht, Wind, Schnee und außergewöhnliche Druckwellen durch ein- und ausfahrende Züge wirken ebenso auf die Konstruktion wie große Temperaturunterschiede. Bei einer Länge der Gitterschale von ca. 32 m ergibt sich bei einer Oberflächentemperatur zwischen -15°C im Winter und +65°C im Sommer eine Längenänderung von 31 mm. Marie Kästner, Teamleiterin Design bei Seele erklärt: „Eine unserer größten Herausforderungen war es, die filigrane Erscheinung mit maximaler statischer Sicherheit zu verbinden.”

Ein digitales Rechenmodell bildete die Basis der Planung, welches alle Lastfälle berücksichtigt und präzise Nachweise für Bauteilbeanspruchungen und Verformungen liefert, mit einem besonderen Augenmerk auf der Lagerung: 27 Kalottenlager ermöglichen Bewegungsfreiheit und leiten hohe Kräfte zuverlässig in das Betonschalendach ein. Durch die sphärische Kontaktfläche ermöglichen die Lager simultane Bewegungen in mehreren Freiheitsgraden. Die Kombination aus hochfestem Stahl, tragfähigem Glas und präzisen ausgelegten Knotenpunkten macht die Konstruktion nicht nur stabil, sondern auch ästhetisch überzeugend.

Höchste Ingenieurskunst von Seele: Die filigrane Gitterschale verbindet architektonische Leichtigkeit mit maximaler statischer Sicherheit. (Bild: DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH) 

Montagearbeiten

Der Bau der Gitterschale erfolgte unter einem riesigen Zelt, was beim Schweißen und Beschichten für die richtige Temperatur sorgte und das Montageteam vor Wind und Wetter schützte. Stück für Stück entstand das Schalentragwerk: Nach einem anspruchsvollen Konstruktionsprozess erfolgte die Fertigung der Einzelsegmente der Gitterschale und der Verbundsicherheitsgläser. Die Montage startete im September 2024 mit dem Einheben der 36 Segmente und der exakten Ausrichtung mittels Montagestützen, woraufhin die Schweißarbeiten, die Verglasung der Gitterschale und die Versiegelung folgten. 

Bis auf die Türanlagen ist auch die Vertikalfassade mit 44 Einzelscheiben fertiggestellt, die später komplettiert werden, damit eine Materialanlieferung in den Tiefbahnhof weiterhin problemlos möglich ist.

Seele hat nach 27 Lichtaugen auch das erste Eingangsportal zur Bahnsteighalle des künftigen Stuttgarter Hauptbahnhofs fertiggestellt. (Bild: DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH) 

27 sichtbare Lichtaugen

Die zweite Gitterschale am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz ist ebenfalls fertiggestellt – hier wird derzeit noch die Schutz-Einhausung zurückgebaut. Bei der Gitterschale am Bonatz-Turm starten die Montagearbeiten in Kürze. Allerdings setzen nicht nur die Gitterschalen architektonische Akzente, sondern auch die charakteristischen „Lichtaugen”: Alle 27 Lichtaugen sind sichtbar. Denn diese markanten Oberlichter versorgen die unterirdische Bahnhofshalle mit Tageslicht. 

Mit der nun sichtbar werdenden Kombination aus Gitterschalen und Lichtaugen entfaltet die Gesamtarchitektur von Stuttgart 21 erstmals ihre volle ästhetische und funktionale Wirkung. Die Bedeutung des Projekts als architektonisches Wahrzeichen der Stadt Stuttgart wird durch diese sichtbare Verbindung von Technik, Design und Nachhaltigkeit unterstreichen. 

„Dank der ausgezeichneten Koordination konnten wir den komplexen Ablauf zwischen Konstruktion, Tragwerksplanung, Fertigung, Montage sowie den bauseitigen Gewerken und dem Kunden erfolgreich steuern und so dieses anspruchsvolle Projekt gemeinsam realisieren”, lobt Andreas Hafner die Zusammenarbeit aller Beteiligten.

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