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Fachgerechte Wasserschadensanierung

(2.3.2008) Die Sachversicherer in Deutschland haben in den letzten Jahren ein enormes Ansteigen des Schadenaufwandes in der Leitungswasserversicherung verzeichnen müssen. Nach Angaben des VdS werden in Deutschland jährlich ca. 1,5 Millionen Schäden gemeldet. In sehr vielen Gebäuden sind die Wasser führenden Leitungen sanierungsbedürftig. Durch ein verändertes Wohnverhalten, luftdichtere Bauweise und ein gestiegenes Hygienebedürfnis geraten in den letzten Jahren zunehmend Feuchteschäden als Ursache für Schimmelpilzbefall in den Blickpunkt. Starke Stürme und immer stärker werdende Regenfälle tun ein Übriges, um ein weites Betätigungsfeld für Wasserschadensanierer zu schaffen. Unterteilt werden die Schäden in ...

  • akute Schäden, die so genannten Wasserschäden, und
  • Langzeitschäden, die so genannten Feuchteschäden.

Zu den Wasserschäden zählt man geplatzte Leitungen, Regenwassereinbruch, Überschwemmungen, Löschwasser, ausgelaufene Geräte. Feuchteschäden entstehen durch kleine Leckagen an Wasser führenden Leitungen, defekte Bauwerksabdichtungen, Kondensatbildung an kalten Außenwänden sowie erhöhte Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen ohne ausreichendes Heizen und Lüften. Bei den letztgenannten Nutzungsfehlern ist eine technische Trocknung nicht nötig. Wohl jedoch sind Aufklärungsarbeit und eine fachgerechte Schimmelbeseitigung notwendig. Vor der technischen Trocknung von Wasser- und Feuchteschäden ist es in jedem Fall zwingend erforderlich, dass die Schadensursache bei Beginn der Arbeiten bekannt und behoben ist! Ist dies nicht der Fall, werden in der Regel zunächst eine Leckageortung und anschließend die Reparatur der Schadenstelle durchgeführt. Akute Schäden erfordern besonders schnelle Reaktionszeiten. In diesen Fällen sollte innerhalb von zwei bis drei Stunden eine Sofortmaßnahme durchgeführt werden.

Die Schadensverhinderung durch Sofortmaßnahmen

Auf jeden Fall sind Gefahren für Personen, wie z.B. durch Stromschläge, zu vermeiden. Hierzu gehört auch eine evtl. Aufstellung von Warnschildern, Verstauung von Kabeln oder Rohren und die Absicherung von nassen Böden. Des Weiteren ist die Wasserzufuhr zu stoppen, sowie die Ausbreitung gefährlicher Substanzen zu verhindern. Durch Pumpen, Saugen, Schieben, Aufwischen des Wassers und den Einsatz von Kondensationstrocknern und Ventilatoren wird die weitere Schadensausdehnung verhindert. Je kürzer die Einwirkzeit auf die Bausubstanz und das Inventar ist, desto geringer sind spätere Schäden.


Wasserschaden bei einem Holzboden

Schäden durch Lösch- oder Heißwasser haben eine extrem rasche Korrosionsbildung zur Folge - daher muss die relative Luftfeuchte schnellstens auf entsprechende Werte runtergetrocknet werden. Sind Schadstoffe frei geworden, ist dies der zuständigen Berufsgenossenschaft zu melden. Inventar sollte möglichst geborgen, zumindest aber hochgestellt werden.

Wasserschäden treten oftmals an Wochenenden oder zu Zeiten auf, wo nur ein sofortiger Aufbau von Kondensationstrocknern und Ventilatoren möglich ist. In der Regel sind die feuchten Oberflächen innerhalb der ersten drei Tage soweit abgetrocknet, dass sich die verdeckten Schäden an Hohlräumen im Rahmen einer Schadensaufnahme erkennen lassen.

Sind die Ursachen der Durchfeuchtung, und somit der Austrittsort des Wassers, nicht bekannt, kommen als erstes die Messtechniker oder auch Leckorter zum Einsatz. Ausgestattet mit einer Bandbreite modernster Messtechnik werden über 90% der Leckagen innerhalb von zwei Stunden gefunden. Aufgrund der hochwertigen Technik und ihrer Erfahrung ist es den Messtechnikern möglich, den Schadensbereich gut einzugrenzen. So müssen Fußböden und Wände nicht großflächig aufgestemmt und kostenintensiv instand gesetzt, sondern es brauchen vielleicht nur zwei bis drei Fliesen zerstörungsfrei ausgelöst und nach der Leitungsreparatur wieder eingesetzt werden. Neben elektroakustischer Ortung, Thermografie, Endoskopie und Kanalkameras wird häufig auch Spürgas eingesetzt. Für das Aufspüren erdverlegter Leitungen eignet sich der Korrelator. Bei der Ortung von undichten Stellen in Flachdächern oder Parkdecks wird das Potential- oder Impulsstromverfahren eingesetzt. Diese Technik der Spezialisten ist heute ein wichtiger Bestandteil auf dem Markt geworden, um mit anderen Wasserschadensanierungsunternehmen konkurrieren zu können.

Es geht los

Sind keine Dämmschichten oder Hohlräume betroffen, bleibt es in der Regel bei der einfachen Raumtrocknung, gegebenenfalls kommt es zu Wandtrocknungen mittels Folienzelt oder so genannten  IRDF-Platten. Meistens sind jedoch auch Hohlräume betroffen, so dass zusätzlich z.B. Schächte, Holzbalkendecken, Flachdachdämmungen oder Trittschalldämmung zu trockenen sind. Sind alle technischen und kaufmännischen Gegebenheiten in Absprache mit dem Auftraggeber (Eigentümer) und der Versicherung abgestimmt, kann die technische Trocknung begonnen werden.


Adsorptionstrockner im Einsatz

Bei der Trocknung des Bodenaufbaus (Estrich und Trittschalldämmung) unterscheidet man das Überdruckverfahren und das Vakuumverfahren. Bei beiden Verfahren werden vorzugsweise Adsorptionstrockner und dazu bemessene Seitenkanalverdichter eingesetzt.

  • Beim Überdruckverfahren wird stark vorgetrocknete Luft in die Dämmschicht gepresst; die trockene Luft strömt durch die feuchten Baustoffe, nimmt dabei Feuchte auf und tritt über die Randfuge oder über Entlastungsbohrungen mehr oder weniger unkontrolliert wieder aus.
  • Beim Vakuumverfahren kann der Austritt kontrolliert erfolgen. Die gleichmäßige Durchströmung wird an der geöffneten Randfuge mittels Anemometer gemessen. Außerdem müssen geeignete Maßnahmen getroffen werden, damit keinerlei Wasser oder Feststoffe in den Seitenkanalverdichter gelangen und diesen beschädigen können. Befindet sich in der Dämmschicht freies Wasser, muss bei diesem Verfahren generell dem Verdichter ein Wasserabscheider vorgeschaltet werden.

Wegen der möglichen Verwirbelung von Schadstoffen und Sporen wird zunehmend das Vakuumverfahren eingesetzt. Grundsätzlich bedarf das Thema Schimmel bzw. künstliche Mineralfasern (KMF) in diesem Zusammenhang besonderer Beachtung. Nicht selten ist es bereits vorgekommen, dass durch unbedarfte "Sanierungsarbeiten" Schimmelpilzsporen und KMF innerhalb eines kompletten Gebäudes verschleppt wurden. Ursprünglich nicht befallene Bereiche wurden somit unnötig kontaminiert. Dabei wäre der gezielte Einsatz von HEPA-Filtern und geeigneten Desinfektionsmitteln eine weitere Einnahmemöglichkeit für den Handwerker gewesen.

Überwachung und Kontrolle des Trocknungserfolges

Während des gesamten Trocknungsvorgangs werden Messungen durchgeführt, um den Trocknungsfortschritt im Material zu kontrollieren und zu dokumentieren. Dies geschieht im Allgemeinen in einem systematischen Rhythmus. Um unnötige Fahrzeiten zu vermeiden gibt es heutzutage internetgestützte Systeme zur Fernabfrage von Messwerten. Eine lückenlose Dokumentation ist zur Bewertung des Trocknungsfortschritts und als Nachweis für spätere Zwecke sehr wichtig. Über alle Messungen wird ein Messprotokoll erstellt. Die wichtigsten Messmethoden, um den Trocknungsfortschritt zu dokumentieren sind die induktive Feuchtigkeitsmessung, die Widerstandsmessung und die Luftfeuchtigkeitsmessung. Bei der Anschaffung eines Messgerätes sollte darauf geachtet werden, dass dieses qualitative Aussagen über den Zustand des Bauobjektes geben kann. Außerdem sollte der Einsteiger sich vor dem Kauf erkundigen, ob das Messgerät erweiterungsfähig ist.

Mit dem Abbau kann begonnen werden, sobald Vergleichsmessungen ergeben, dass die aus dem Hohlraum ausströmende Luft den gleichen absoluten Feuchtigkeitsgehalt wie die eingeblasene Trockenluft besitzt. Zusätzlich sollten die Messwerte der Materialfeuchte von zugänglichen Bauteilen den Vergleichswerten entsprechen. Nun sind alle involvierten Parteien wie Eigentümer, Mieter und Versicherung unverzüglich über die Fertigstellung zu informieren, damit eventuelle Nachfolgegewerke ohne Verzug die restliche Sanierung beenden können. Im Durchschnitt dauert eine Hohlraumtrocknung 14 Tage. Dies ist aber u.a. abhängig von der Dämmschichtart und der Dämmschichtdicke.

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