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natureplus fordert besseren Schutz vor Formaldehyd

natureplus, Bauprodukte(15.8.2006) Dass Formaldehyd die Atemwege reizt, Augen tränen lässt und Allergien auslöst, ist bekannt. Jetzt steht auch die offizielle Einstufung des Schadstoffes als krebserregend bevor. natureplus, der internationale Verein für gesünderes und nachhaltiges Bauen, fordert deshalb schärfere Richtwerte zum Schutz der Verbraucher.

Nachdem die International Agency for Research on Cancer (IARC) Formaldehyd bereits seit Mitte 2004 als krebserzeugend ansieht, kommt nun auch das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in einer unlängst vorgestellten Untersuchung zu dem Schluss, dass die Substanz beim Menschen Tumore des Nasen-Rachenraums auslösen kann, wenn sie über die Atemluft aufgenommen wird. Als wichtigste Quelle für Formaldehyd hat das BfR Holz-Werkstoffe identifiziert. Gemeint sind vor allem Holzspanplatten, die als wesentlichen Bestandteil Formaldehydharze enthalten. Abhängig von Luftfeuchtigkeit und Temperatur setzen diese Formaldehyd frei. Auch aus Vinyl-Tapeten, Laminat-Bodenbelägen und Schimmelschutzfarben entweicht nach Recherchen des BfR Formaldehyd in die Raumluft. Darüber hinaus ist die Substanz in Klebstoffen, Reinigern und Papierprodukten enthalten.

"Geplanter Richtwert ist zu hoch"

Als sicheren Wert für die Konzentration von Formaldehyd, unterhalb dem keine Krebsgefahr besteht, leitet das BfR eine Konzentration von 0,1 Teilen Formaldehyd pro einer Million Teile Luft (0,1 ppm) ab. Dieser so genannte Innenraumrichtwert stößt bei der internationalen Organisation natureplus, die sich dem gesünderen und nachhaltigen Bauen und Wohnen widmet, auf Widerspruch: "Für empfindliche Personen, Schwangere, Kranke und Kinder ist dieser Wert zu hoch", sagt natureplus-Geschäftsführer Thomas Schmitz-Günther. So liegt der Wert für die Maximale Formaldehyd-Konzentration am Arbeitsplatz (MAK) gerade beim Dreifachen dieses Werts. Üblicherweise werde ein weit größerer Abstand zwischen Werten für Arbeitsplätze und für die Allgemeinbevölkerung gewählt. Und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht erst bei einem halb so hohen Richtwert von 0,05 ppm keinen oder nur geringen Anlass zur Sorge um die menschliche Gesundheit.

In jedem 20. Haushalt Krebsgefahr?

Das Problem ist "keineswegs nur akademischer Natur", so Schmitz-Günther. Die Belastung von Büros und Wohnungen mit Formaldehyd ist nahezu allgegenwärtig: Eine Auswertung verschiedener Studien, in denen Raumluftmessungen durchgeführt wurden, durch das BfR hatte ergeben, dass in fünf Prozent der deutschen Haushalte der vorgeschlagene "sichere Wert" von 0,1 ppm überschritten wurde. Das bedeutet für jeden 20. Haushalt die Gefahr einer Krebserkrankung.

Alternativen sind vorhanden

Da aus dem Richtwert des BfR auch entsprechende Werte für einzelne Bauprodukte abgeleitet werden sollen, müsse man einen deutlich größeren "Sicherheitsabstand" wahren, so Schmitz-Günther. Zur Zeit ist nach deutschem Recht ein Grenzwert von 0,1 ppm für Holzwerkstoffe in Innenräumen vorgeschrieben. "Angesichts der Verwendung vieler Holzwerkstoffe und anderen Formaldehydquellen auf engem Raum ist das deutlich zu hoch", sagt natureplus-Geschäftsführer Schmitz-Günther.

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Bild aus dem Beitrag "Alpina Silikatfarbe seit der Practical World 2006 natureplus-zertifiziert" vom 17.3.2006.

Deshalb müsse man aber nicht auf umweltfreundliche Holzwerkstoffe im Innenraum verzichten, denn es gibt sichere Alternativen: Bauprodukte, die das natureplus-Qualitätszeichen tragen, dürfen vier Wochen nach der Herstellung maximal 0,03 ppm Formaldehyd ausgasen, was von unabhängigen Prüfinstituten nach neuesten Methoden kontrolliert wird. "Wer auf der sicheren Seite sein will, muss Produkte einsetzen, die diesen Standards genügen", so Schmitz-Günther.

Nun muss sich die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes mit der Begründung eines Innenraum-Richtwertes beschäftigen. Die formale Einstufung von Formaldehyd als krebserzeugend soll auf Antrag von Frankreich durch die EU-Kommission erfolgen.

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