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Qualitätssiegel für Bauprodukte: Welche Siegel bedeuten was?

(6.4.2004) Gesundes Leben und Umweltschutz sind von zentraler Bedeutung. Immer mehr Menschen wollen Lebensmitteln, Kleidung und Pflegeprodukte, die frei sind von krankmachenden Inhaltsstoffen und die die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen erhalten. Doch meist steht der Verbraucher ratlos vor den Regalen: Öko steht zwar heute fast überall drauf, was aber steckt wirklich in den Produkten drin? Das gilt in besonderem Maße für Bauherren, die ja meist als Laien nicht hinter die komplizierten Produktaussagen der Hersteller blicken können. Aufschluss geben Labels, die von Instituten und Organisationen vergeben werden.

Die Vielzahl der Labels auf dem Markt lässt sich zunächst grob in zwei Gruppen unterteilen: In die erste Gruppe fallen Siegel, die nach technischen Kriterien vergeben werden. Hierzu gehören das Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen) sowie das Konformitätszeichen der Europäischen Gemeinschaft (CE-Zeichen). Derart gekennzeichnete Produkte erfüllen die Vorgaben der Bauregellisten. Diese Zeichen sind zwingend erforderlich für die Inverkehrbringung aller sicherheitsrelevanten Bauprodukte. Ebenfalls vorwiegend nach technischen Gesichtspunkten verleiht das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. das RAL-Gütezeichen an geprüfte Bauprodukte.

Die Zertifikate der zweiten Gruppe werden nach Tests vergeben, die z.B. auch baubiologische und ökologische Aspekte berücksichtigen; dazu zählen:

Das AUB-Label wird von der Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt e.V. vergeben, einem freiwilligen Zusammenschluss von Bauproduktherstellern, Vertriebsfirmen und Bauausführenden. Da Zeichengeber und Zeichennehmer übereinstimmen ist die Zeichenvergabe bedingt unabhängig und verliert an Glaubwürdigkeit. Allerdings haben die Hersteller für die bereitgestellten Informationen eine Nachweispflicht; z.B. Prüfergebnisse, die durch unabhängige Institute ermittelt wurden. Die Deklaration umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Baustoffes, beginnend bei Rohstoffgewinnung und Zusammensetzung der Ausgangs- und Grundstoffe über Herstellung und Verarbeitung sowie die Nutzung bis hin zur Endverwendung.
 
Der Blaue Umweltengel ist mit das älteste Öko-Label. Für die Vergabe verantwortlich sind die RAL zusammen mit dem Umweltbundesamt. Das staatliche Umweltzeichen wird an Produkte vergeben, die sich gegenüber anderen Modellen als umweltfreundlicher, aber ebenso praktisch und gebrauchstüchtig herausgestellt haben. In dieser relativen und zeitlich nicht fixierten Beurteilung liegt einer der Kritikpunkte am Umweltengel.
 
Mit dem Eco-Zertifikat vom eco Umweltinstitut Köln werden Materialien gekennzeichnet, die auf gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft und weitestgehend umweltverträglich sind. Die strenge Prüfung umfasst den gesamten Lebenszyklus von Herstellung und Verarbeitung, über die Nutzung bis hin zu Recycling und/oder Entsorgung.
 
Das IBR-Prüfsiegel wird vom Institut für Baubiologie Rosenheim GmbH vergeben. Ausgezeichnet werden umweltschonend erzeugte und gesundheitlich unbedenkliche Baustoffe und Produktionsverfahren. Als Grenzwerte werden in der Regel die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt.
 
Das noch relativ junge Öko-Prädikat natureplus wird an umweltgerechte, gesundheitsverträgliche und funktionelle Bauprodukte verliehen. Die Anforderungen sind spezifisch: Nur Materialien erhalten die Auszeichnung, die zu 85 Prozent aus nachwachsenden und/oder mineralischen Rohstoffen bestehen. Am Produkt muss zudem eine Volldeklaration der Inhaltsstoffe erfolgen. Das TÜV-Umweltsiegel "UT21" ist übrigens in das Qualitätszeichen "natureplus" aufgegangen. Die TÜV Süddeutschland Bau und Betrieb GmbH ist Gründungs- und Vorstandsmitglied von natureplus e.V.
 
Im Gegensatz zu "UT 21" wird das TÜV-Siegel "Schadstoff Geprüft" vom TÜV Produkt und Umwelt GmbH weiterhin vergeben. Dieses Siegel können - im Unterschied zu "natureplus" - auch Produkte mit synthetischen Materialien erhalten, die schadstoff- und emissionsarm hergestellt sind.

Die Europäische Teppich-Gemeinschaft e.V. (ETG), in der rund 40 europäische Hersteller von Qualitätsteppichboden zusammen geschlossen sind, vergibt das Teppich-Siegel. Voraussetzung für die Vergabe des Siegels ist eine Prüfung durch unabhängige Institute wie das Textiles & Flooring Institute GmbH (TFI). Entspricht der Teppichboden den Qualitätsanforderungen, erhält er das "rote T". Seit dem 1. Januar 2001 wird die Auszeichnung mit dem Teppich-Siegel zusätzlich vom TÜV Rheinland/ Berlin-Brandenburg überwacht.
Für den Verbraucher wichtig zu wissen: Das Qualitätszertifikat hat nur dann Gültigkeit, wenn eine Kontrollnummer angegeben ist. Damit alles seine Richtigkeit hat, sind in ganz Deutschland ETG-Beauftragte unterwegs, die Kontrollen im Markt durchführen und die Einhaltung der Richtlinien prüfen. Herstellern, die sich nicht an die Vorschriften halten, droht der Entzug des Zertifikats.

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