AUB stellt neue Umweltdeklarationen für Bauprodukte vor
(6.2.2006, zuletzt upgedatet am 28.6.2013) Am 14. Februar 2006 hat die Arbeitsgemeinschaft umweltverträgliches Bauprodukt (inzwischen umbenannt in Institut Bauen und Umwelt, IBU) in Stuttgart ihre neuen Umweltdeklarationen für Bauprodukte der Öffentlichkeit vor. Die Initiative natureplus sieht diese Deklarationen als sinnvolle Ergänzung auf dem Weg zum nachhaltigen Bauen.
Nach dem europäischen Muster der "Environmental Product Declaration" (EPD) werden in der AUB-Umweltdeklaration wissenschaftlich ermittelte Werte aus der Öko-Bilanz verschiedener Bausteine, Holzwerkstoffe, Dämmstoffe, Baumetalle oder Ziegel nach einem einheitlichen Schema zusammengefasst. Für inzwischen neun Produktgruppen legen 18 Hersteller und Industrievereinigungen diese Daten offen. Die EU will mit diesen EPD’s den "mündigen Verbrauchern" die Auswahl unter verschiedenen Produkten erleichtern und Anhaltspunkte für eine umweltbewusste Kaufentscheidung geben.
Die EPD's der AUB sollen den Bauexperten wichtige Informationen über Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen durch Baumaterialien während ihrer ganzen Lebensdauer liefern, beispielsweise über CO₂-Emissionen bei deren Herstellung oder das Ozonabbaupotenzial dieser Produkte. Damit können Wissenschaftler und Projektplaner mit entsprechenden Computerprogrammen die Gebäudekonzeption mit der geringsten Umweltbelastung auswählen. Auch den Herstellern selbst wird der Umweltschutz durch "Benchmarking" erleichtert, weil sie erfahren, wo sie etwas verbessern können, und ob ihnen die Konkurrenz voraus ist.
Ebenso enthalten die Deklarationen - neben einer beschreibenden Dokumentation des Lebenszyklus - Messergebnisse, beispielsweise zu organischen Emissionen oder zum Auslaugverhalten. Mit Hilfe dieser Kennwerte kann dann im Kontext mit der Anwendung berechnet werden, ob die eingebauten Baumaterialien einen Nutzer beeinträchtigen. Dies ist nach Ansicht des Internationalen Vereins natureplus, der sich dem nachhaltigen Bauen und Wohnen verschrieben hat, auch bitter nötig, denn das Bauen hat enorme Umweltwirkungen und entsprechend große Verbesserungspotenziale. Nicht nur der Heizenergiebedarf von Gebäuden trägt zur Umweltbelastung bei und verbraucht wertvolle Ressourcen. Auch die Baustoffe und Einrichtungsgegenstände selbst zeigen gewaltige Unterschiede hinsichtlich der Umweltverträglichkeit ihrer Herstellung. Deshalb dient es einem nachhaltigen Umgang mit Natur und Umwelt, wenn die enormen Materialströme bei der Herstellung von Bauprodukten verringert werden. Genau das wird durch den Qualitätswettbewerb mit der AUB-Umweltdeklaration gefördert.
Allerdings darf man eine EPD, also eine Deklaration der umweltrelevanten Produkteigenschaften, nicht mit einer Auszeichnung oder einem bewertenden Siegel verwechseln. Darauf weist der Umweltverband natureplus hin. Denn das Wesen einer Deklaration besteht in der Offenheit des Zugangs - jeder kann mitmachen und seine Daten offen legen. Eine Bewertung der Produkte ist damit nicht verbunden. Erst der Vergleich der verschiedenen EPDs im Zusammenhang mit der jeweiligen Konstruktion liefert dem Fachmann die Entscheidungsgrundlage, welches der Produkte die geringeren Umweltbelastungen für eine bestimmte Anwendung mit sich bringt.
Für den weniger informierten Kunden und auch für den Bauprofi, der ein gutes Produkt auf den ersten Blick erkennen will, eignen sich daher eher bewertende Umweltzeichen. Hier müssen die ausgezeichneten Produkte konkrete Anforderungen erfüllen. Hier finden auch Prüfungen statt, ob diese Anforderungen tatsächlich eingehalten werden.
Wichtig sind den Verbrauchern vor allem solche Zeichen, die nicht allein auf die Umweltaspekte abzielen, sondern auch Aussagen zur Gesundheitsverträglichkeit der Produkte integrieren. Denn es besteht ein enormer Handlungsbedarf bei der Vermeidung von Raumluftbelastungen aus Bauprodukten, unter denen vor allem Allergiker und andere sensible Personen häufig leiden.
Produkte mit besonders guten Umwelteigenschaften erkennt man an den bekannten Siegeln, wie dem "Blauen Engel" oder am natureplus - Qualitätszeichen, in dem inzwischen die wichtigsten unabhängigen Öko-Siegel für Bauprodukte zusammengefasst sind.
siehe auch:
- Bei Bauvorhaben auf genehmigungsfähige Baustoffe achten (1.5.2007)
- Fraunhofer untersucht Umwelteigenschaften mineralischer Werkmörtel (20.4.2007)
- Seminar Gebäudeschadstoffe: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt (3.3.2007)
- Neue DIN-Norm zur Dioxinproblematik im Innenraum (3.3.2007)
- Broschüre informiert über Emissionen aus Bauprodukten (22.11.2006)
- weitere Details...
ausgewählte weitere Meldungen:
- "Buying green" befaßt sich mit umweltorientierter Beschaffung (25.10.2006)
- Gibt es ein Haftungsrisiko bei Wohngebäuden ohne Lüftungsanlage? (30.1.2006)
- Thermo-Hanf "wohnmedizinisch empfohlen" (26.1.2006)
- ÖKO-TEST-Jahrbuch Bauen, Wohnen & Renovieren für 2006 (12.1.2006)
- DIE ZEIT berichtet: Holzheizungen sind gesundheitsschädlich (14.12.2005)
- Forschergemeinschaft gegen Algen auf Dächern und Fassaden (26.9.2005)
- Kostenloses NaturBaustoffBuch erschienen (19.9.2005)
- Frauen bauen umweltschonender (26.7.2005)
- Wohnen Sie gesund? ÖkoPlus' Schadstoffdetektiv zeigt, was Sache ist. (18.5.2005)
- "Gesünder wohnen – aber wie? Praktische Tipps für den Alltag" (29.4.2005)
- Qualitätssiegel für Bauprodukte: Welche Siegel bedeuten was? (6.4.2004)
- natureplus - Qualitätszeichen für Bauprodukte will Verbrauchern mehr Sicherheit geben (8.4.2003)
siehe zudem:
- Literatur / Bücher zum Thema Baubiologie bei Amazon
- Baubiologie auf Baulinks