TÜV: Zu viele Klimaanlagen arbeiten trotz gesetzlicher Pflicht nicht ausreichend effizient
(7.11.2014) Die Bundesregierung versteht die Energieeinsparverordnung (EnEV) als wesentlichen Mosaikstein der von ihr proklamierten Energiewende. U.a. soll der EnerÂgieverbrauch von Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik verringert werden, indem die energetische Inspektion von Anlagen mit einer Nennleistung von über zwölf Kilowatt verpflichtend wurde. Doch Betreiber von Nicht-Wohngebäuden sind sich oftmals ihrer Pflicht (noch) nicht bewusst. Dabei könnten laut Udo Bräuning, Projektleiter EnergieÂeffizienz beim TÜV NORD, bereits mit einfachen Maßnahmen enorme EnergieeinsparunÂgen erzielt werden.
Zur Erinnerung: Bereits 2013 stellte eine Studie des Instituts für Luft- und KälteÂtechnik Dresden und Schiller Engineering fest, dass trotz gesetzlicher Pflicht nach PaÂragraf 12 der EnEV bis zum Zeitpunkt der Studie weniger als drei Prozent der KlimaanÂlagen in Deutschland energetisch inspiziert wurden - siehe auch Baulinks-Beitrag vom 1.7.2013.
Die Energieeffizienz-Experten von TÜV NORD schätzen aktuell, dass bislang nur etwa jeder 50. Betreiber von Nicht-Wohngebäuden dieser verpflichtenden Verordnung nachÂgekommen ist. Dabei droht sogar ein Bußgeld von bis zu 15.000 Euro, wenn die InÂspektion nicht oder nicht rechtzeitig durchgeführt wird. Die seit 1. Mai 2014 gültigen Änderungen der EnEV lassen jedoch auf Besserung hoffen. „Wir merken, dass einige Betreiber mit der neuen EnEV langsam die Notwendigkeit und Dringlichkeit sowie den Nutzen der energetischen Inspektion erkennen“, erkennt Udo Bräuning an. Doch das Potenzial sei längst nicht ausgeschöpft.
Energetische Inspektion deckt Einsparpotenziale von bis zu 30% auf
Die energetische Inspektion ist (nicht nur) aus Sicht des TÜVs mehr als eine gesetzÂliche Pflichterfüllung. Mit ihr wird die Energieeffizienz von Lüftungs- und Klimaanlagen unter Beachtung der Behaglichkeit im Gebäude bestimmt. Die Diagnose und die daraus abgeleiteten Maßnahmen können Betreibern von Büro- und Verwaltungsgebäuden, Krankenhäusern, Kultur- und Produktionsstätten dabei unterstützen, die EnergiekosÂten unter Umständen erheblich zu reduzieren.
Nach Erkenntnissen der TÜV-Experten kann eine durchgeführte energetische InspekÂtion Kostenersparnisse von bis zu 30 Prozent aufdecken. „Viele Betreiber wissen oft nicht, wo die meiste Energie im Gebäude verbraucht wird“, bestätigt Udo Bräuning, der selbst auch als Inspekteur tätig ist. „Die Inspektion ist komplex, da viele einzelne Komponenten geprüft werden müssen. Nicht zuletzt auch aufgrund unserer fachlichen Kompetenz haben wir deshalb immer den Anspruch, nicht nur die Typenschilder der Anlage abzulesen, sondern aktive Messungen durchzuführen.“
Neben der Technik ändern sich auch Voraussetzungen
Speziell bei Klimaanlagen, die älter als zehn Jahre sind, stellt der TÜV wohl vergleichsÂweise häufig fest, dass sich die Raumnutzung oder -belegung geändert hat - nachÂvollziehbar. Demzufolge ist auch der Versorgungsauftrag nicht mehr derselbe, wie zum Zeitpunkt der Errichtung, so dass die Nutzung der Anlage unter neuen AnforderungsÂpunkten betrachtet werden muss.
„Noch zu viele Anlagen arbeiten aufgrund fehlender Wartung, Wartungsmängeln oder unsachgerechtem Betrieb nicht effizient genug. Als Energieeffizienz-Experten decken wir deshalb auch die Schwächen veralteter Technik auf“, erklärt Bräuning. Die im InÂspektionsbericht aufgeführten Maßnahmen sind ein erster Schritt für einen energieÂeffizienten Betrieb, der die Energiekosten unter Umständen erheblich reduziert.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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- EnEV 2014: Pflicht zur energetischen Inspektion und Registrierung von Klimaanlagen (21.4.2014)
siehe zudem:
- Klimatechnik im Raumlufttechnik-Magazin sowie Energieeinsparverordnung auf Baulinks
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