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Umweltfreundlichere Kunststoff- bzw. Acryl-Wannen - gefördert von der DBU

(1.4.2015; ISH-Bericht) Jährlich werden in Europa rund drei Millionen Dusch- und Ba­dewannen aus Kunststoff bzw. Acryl produziert. „Den meisten Menschen ist sicher nicht bewusst, dass für die Produktion der Sanitäranlagen ihrer Badezimmer sehr viel Energie gebraucht wird und umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien wie Sty­rol und Aceton eingesetzt werden“, vermutet Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekre­tär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit finanzieller und fachlicher Unter­stützung der DBU ist es der Firma Formatherm Kunststoff aus Mudau (Baden-Würt­temberg) nun wohl gelungen, in einem stromsparenden und emissionsreduzierten Ver­fahren den Styrolanteil von 45 auf 26% und den Acetonverbrauch um 33% zu senken. Erste Produkte sollen bereits am Markt verfügbar seien.

„Bisher wurden die Sanitärprodukte wie Bade- und Duschwannen mit dem so genann­ten Vakuum-Tiefziehverfahren hergestellt, das mit rund 35 Kilowattstunden pro Ob­jekt sehr viel Energie verbraucht hat. Dieser Verbrauch kann mit dem neuen Verfahren komplett eingespart werden. Im bisherigen Verfahrensschritt wurden die Schalen der Wannen aus einer durchgefärbten Acrylplatte geformt. Im zweiten Schritt sind diese Wannen mit einem glasfaserverstärktem Polyesterharz beschichtet worden. Diese Be­schichtung dient als zusätzliche Verstärkung des Wannenkörpers", erklärt Dieter Bu­beck, Projektleiter und Geschäftsführer von Formatherm.

Das große Problem sei neben dem hohen Energieverbrauch der Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichem Styrol als Reaktivverdünner, welches im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Es sei bislang verwendet worden, damit das Harz dünnflüssiger wird, um besser verarbeitet werden zu können. Bubeck: „Während der Verarbeitung werden Styroldämpfe freigesetzt, die es uns zunehmend erschweren, die vorgeschrie­benen Grenzwerte am Arbeitsplatz einzuhalten.“ Formatherm habe mit dem neuen Ver­fahren Alternativen zum Styrol entwickelt, um die Mitarbeiter am Arbeitsplatz besser zu schützen.

Ein zweites Umwelt- und Gesundheitsproblem, dessen Lösung sich Formatherm vor­genommen habe, sei die Verwendung des Lösungsmittels Aceton zum Reinigen der Fertigungsanlagen. Das Aceton verdampfe und könne durch seinen stechenden Ge­ruch zu Belastungen am Arbeitsplatz führen, etwa zu Kopfschmerzen, Allergien und Reizungen der Atemwege. Bubeck erläutert: „Mit der neu entwickelten Technologie wird im ersten Schritt eine Form mit einem so genannten Gelcoat (Hartlack) beschich­tet, das später die Sichtseite des Produktes darstellt. Danach wird diese Gelcoat­schicht mit einem glasfaserverstärkten Polyesterharz, das bereits styrolreduziert ist, verstärkt. Nach dem Entformen entsteht mit diesem Verfahren ein Endprodukt, das energie- und umweltfreundlicher hergestellt wurde.“ Das bringe nicht nur technologi­sche Vorteile wie günstige Werkzeugkosten, mehr Designmöglichkeiten und eine unbe­grenzte Farbenvielfalt, sondern das teure und energieintensive Tiefziehverfahren kön­ne vollständig ersetzt und ein deutlich geringerer Styrol- und Acetonanteil erreicht werden.

Der DBU-Referent für umwelt- und gesundheitsfreundliche Verfahren und Produkte, Dr. Michael Schwake, stellt den innovativen und modellhaften Charakter der neuen Ferti­gungstechnik heraus: „Formatherm ist es gemeinsam mit der Oldenburger Firma BÜFA Gelcoat Plus gelungen, mit dem Entwickeln styrolreduzierter Gelcoats bzw. Polyester­harze und einer angepassten Aufbringungstechnik eine komplett neue Verfahrenstech­nologie zu etablieren, die auch auf viele andere Anwendungen etwa im Bootsbau oder auf die Fertigung von Automobil- und Flugzeugzubehör übertragen werden kann. Da­mit erfüllt das Projekt in hohem Maße die Kriterien des produktionsintegrierten Umwelt­schutzes.“ Darauf aufbauend forsche Formatherm derzeit mit einer weiteren DBU-För­derung von über 240.000 Euro an der Weiterentwicklung der neuen Technologie. Da­bei soll unter Beachtung sehr hoher Qualitätsanforderungen der Styrolanteil weiter ge­senkt werden, um im Endergebnis möglichst eine styrolfreie Harzrezeptur zu erhalten.

Weitere Informationen zu vergleichsweise umweltfreundlichen Kunststoff- bzw. Acryl-Wannen können per E-Mail an Formatherm angefordert werden.

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