Lockstoff Farbe mit Le Corbusiers „Polychromie architecturale“ à la Keim für ein Designhotel
(26.5.2015) Ohne ein Faible für gepflegte Morbidität könnte man das Potenzial und die einzigartige Atmosphäre des ehemals mondänen Kurortes Bad Gastein leicht übersehen. Und ohne eine Schwäche für schmucklose funktionale 60er-Jahre-Architektur könnte man auch vom Gasteiner Hotel Miramonte enttäuscht sein - doch nur auf den ersten Blick (siehe Google-Maps). Denn kaum tritt man durch die original erhaltene Eingangstür, wird man von betörender Farbigkeit, gekonntem Stilmix und hippem Retro-Chic empfangen.
Stilmix mit Farbe
Als Evelyn und Ike Ikrath, sie Hotelmanagerin und leidenschaftliche Gastgeberin, er Architekt, das Miramonte 2008 erwarben, wollten sie ganz bewusst seinen spröden 60er-Jahre Charme erhalten: Die Fußböden wurden aufgearbeitet, Holzeinbauten restauriert, Sessel aufgepolstert und neu bezogen. Dazu gesellten sich Designklassiker, die jedes Architektenherz höher schlagen lassen und Einzelstücke, die speziell für das Hotel entworfen wurden. Es ist dieser Mix aus Alt und Neu und der großzügige Einsatz von Farbe, der dem Haus seinen unverwechselbaren Charakter verleiht.
„Das Miramonte ist ein Hotel für Freigeister mit Interesse an Design, Kunst und Architektur und es ist ,work in progress‘“, erklärt Ike Ikrath. „Wir entdecken ständig neue Aspekte und lieben die Veränderung. Farbe spielt dabei eine ganz wichtige Rolle.“
Le Corbusiers Farbklaviaturen
Aktuelles Projekt ist die farbkünstlerische Weiterentwicklung des Hauses mit der „Polychromie architecturale“ von Le Corbusier und den Innenraumfarben „poLyChro®-intérieur made by KEIM - siehe auch Baulinks-Beitrag „Le Corbusier-Farben manufactured by KEIM“ vom 17.12.2014.
Zur Erinnerung: Le Corbusier verwendete Farbe als zentrales Element seiner Bauten: „Die Farbe ist in der Architektur ein ebenso kräftiges Mittel wie der Grundriss und der Schnitt. Oder besser: die Polychromie, ein Bestandteil des Grundrisses und des Schnittes selbst.“ Mit der „Polychromie architecturale“ entwickelte Le Corbusier eine architekturbezogene und zeitlose Farbpalette. Sie umfasst insgesamt 63 Farben in zwei Reihen: die erste, bestehend aus 43 Farben in zwölf Stimmungen und mit so poetischen Bezeichnungen wie Raum, Himmel, Samt und Sand. 1959 ergänzte er diese um 20 tiefe, dynamische Farbtöne: leuchtende Buntnuancen, erdige, kraftvolle Farbwerte und sattes Schwarz.
Künstlerisches Farbkonzept
Die Poesie und das künstlerische Selbstverständnis der Le-Corbusier-Farben spiegeln sich in den neugestalteten Räumen des Hotel Miramonte wider. Das ist auch das Verdienst des Farbgestalters und Farbkünstlers Ernst Muthwill aus Hallein, der mit der Farbkonzeption beauftragt wurde. Er begleitet die Projekte von Evelyn und Ike Ikrath schon viele Jahre, seit die beiden durch einen Artikel in den Salzburger Nachrichten auf Muthwills faszinierenden Ansatz im Umgang mit Farbe aufmerksam wurden.
„Die Farbe ist eh schon da, denn jeder Mensch hat ein ganz intuitives und richtiges Gefühl für die Farben, die zu ihm passen und ihm guttun“, davon ist Muthwill überzeugt. „Ich helfe eigentlich nur dabei, dieses Wissen ans Licht zu bringen.“
Was so einfach klingt, ist große Kunst, die neben außergewöhnlichem Farbgespür hohe Sensibilität und Empathie voraussetzt, und die Fähigkeit, sich auf einen Prozess einzulassen, dessen Ergebnis offen ist.
Beim Ortstermin im Miramonte versammelte sich ein kleines Team Farbbegeisterter - Ernst Muthwill, Evelyn und Ike Ikrath sowie der neue Hotelmanager Georg Gassauer -, um gemeinsam in Sachen Farben durchs Haus zu gehen. Für Muthwill ist der Prozess der gemeinsamen Farbenfindung die Voraussetzung für eine gelungene Gestaltung: „Es geht darum, das Potenzial der Räume und das Lebensgefühl der Nutzer sichtbar zu machen. Mir ist es wichtig, dass eine Farbgestaltung für alle passt, denn nur dann ist sie authentisch und nur dann verwandeln sich Räume in Lebensräume.“
Faszinierende Farbkompositionen
Muthwill wählte anhand der poLyChro®-Farbkarte zarte, intensive und manchmal verwegene Farbkompositionen, denn er ist wie Le Corbusier davon überzeugt, dass alle Farbtöne der Polychromie harmonisch miteinander kombinierbar sind. Durch Vorschläge und Einwände aus dem Farbteam wurde die Gestaltung weiterentwickelt oder verändert, so lange, bis alle Beteiligten mit allen vorgeschlagenen Farben einverstanden waren. Das Ergebnis beeindruckt:
- Die Blautöne im Eingang bleu outremer foncé, bleu outremer 59 und céruléen vif wirken ungemein einladend.
- Der Speisesaal lockt mit warmem Orange orange vif und Rosa rose vif, aufgefrischt und stabilisiert durch zarte oder leuchtende Blau-Nuancen céruléen pâle, céruléen moyen und bleu outremer 59.
- In der Bar besticht ein Dreiklang aus Rot rouge vermillon 31, Ocker ocre jaune claire und Rosa rose pâle, der umso stimmungsvoller wirkt, je dunkler es wird.
- Warmes Grau ombre naturelle 59 erdet die Komposition aus zartem Rosa, leuchtendem Rot und kräftigem Gelbgrün des Coworking Space und leitet über zum frischen Blaugrau des Yoga-Raums.
So führt der Weg durch das Haus durch faszinierende Farbwelten, die jedem Raum seine ganz eigene Stimmung verleihen.
Weitere Informationen zu poLyChro®-intérieur können per E-Mail an Keimfarben angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- Farben im Innenausbau-Magazin auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Wandbelag bei Amazon