IW-Studie zum Wohnflächenkonsum: Weniger Deutsche brauchen mehr Wohnfläche
(6.9.2015) Deutschlands Bevölkerung schrumpft (noch?), dennoch wächst die Nachfrage nach Wohnflächen. Und dieser Trend wird anhalten, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt. Ein Grund dafür ist der demografische Wandel.
Die Deutschen mögen es offensichtlich komfortabel: Wohnte eine Person 1991 durchschnittlich auf 36,1 m², so waren es 2013 schon 46,2 m². In 15 Jahren wird der Durchschnittsdeutsche sogar auf 51,5 m² wohnen - davon gehen zumindest die IW-Wissenschaftler aus und begründen das damit, dass die Bevölkerung immer älter wird und mit zunehmendem Alter die Wohnfläche wächst, da auch das Einkommen mit dem Alter meist steigt: Derzeit wohnen über 80-Jährige auf durchschnittlich 63,7 m², unter 18-Jährige hingegen nur auf 30,5 m². Außerdem bleiben Senioren häufig nach dem Auszug oder Tod anderer Familienmitglieder in ihren - verhältnismäßig großen - Häusern und Wohnungen wohnen. Zugleich tritt der sogenannte „Kohorteneffekt“ auf, wonach sich die Menschen von Generation zu Generation an mehr Platz zum Leben gewöhnen.
IW: „Wohnflächenkonsum wird jedes Jahr um 0,6% steigen“
Wie sich der Wohnflächenbedarf künftig entwickeln wird, hängt auch davon ab, wie sich die Immobilienpreise, die Mieten, die Energiekosten und das verfügbare Einkommen entwickeln. Einfluss haben zudem der Trend zu immer mehr Einpersonenhaushalten und die Bevölkerungsentwicklung. All dies berücksichtigten die IW-Forscher in ihrem Prognosemodell, mit dem sie die zukünftige Nachfrage nach Wohnraum ermitteln. Demnach wird der Wohnflächenkonsum jedes Jahr um 0,6 Prozent steigen:
- In Westdeutschland steigt die Pro-Kopf-Wohnfläche laut IW bis ins Jahr 2030 von 47,4 auf 52,4 m²,
- in Ostdeutschland von 41,5 auf 46,7 m².
„Die steigende Pro-Kopf-Wohnfläche wird viele ländliche Wohnungsmärkte stabilisieren", erwartet Ralph Henger, IW-Immobilienexperte und Mitautor der Studie. Dies sei aber kein Grund zur Entwarnung: „Der demografische Wandel stellt gerade Regionen, deren Bevölkerung schrumpft, vor große Herausforderungen. Denn dort steigen das Leerstandsrisiko und der Investitionsbedarf in den Wohnungsbestand.“
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- PDF: „Die Bedeutung des zukünftigen Kohorteneffekts auf den Wohnflächenkonsum“ von Philipp Deschermeier / Ralph Henger
- Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
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siehe zudem:
- Immobilien auf Baulinks
- Literatur / Bücher zum Thema Bauwirtschaft bei Baubuch / Amazon.de