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„Zukunftsraum Schule“ (nicht nur) aus bauphysikalischer Sicht

„Zukunftsraum Schule“
  

(17.11.2015) Am intensivsten lernen die meisten Menschen während ihrer Schulzeit und im Rahmen der Berufsqualifikation. Diese Zeit ist prägend für den weiteren Lebensweg. Der Ort des Lernens spielt dabei eine wesentliche Rolle, denn in Umge­bungen, in denen wir uns wohl fühlen, fällt das Lernen leichter. Der Neu- bzw. Umbau einer Schule sollte deshalb im gemeinsa­men Interesse aller schulischen und außerschulischen Akteure sein. Vor diesem Hintergrund verantwortet das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) zum 4. Mal den Kongress „Zukunftsraum Schule“ am 17. und 18. November 2015 in der Carl Benz Arena, Stuttgart.

Der 4. Kongress „Zukunftsraum Schule - Schulgebäude nachhaltig gestalten“ ist mit mehr als 600 Teilnehmern ausgebucht. © Fraunhofer IBP (Bild vergrößern)

„Die Anwendung bauphysikalischer Grundsätze kombiniert mit intelligenter Technik ist der Schlüssel zu einer ganzheitlichen Gestaltung der Lernumgebung“, erklärt Prof. Dr. Klaus Peter Sedlbauer, Ordinarius des Lehrstuhls für Bauphysik an der Technischen Universität München und Leiter des Fraunhofer IBP, die Zusammenhänge. Es gelte, die integrale Wirkung von bauphysikalischen Parametern in komplexen Systemen zu erfor­schen, um dadurch zu zielgenauen Lösungen zu kommen. Untersuchungen des Fraun­hofer IBP zur psychologischen Wirkung von Helligkeit auf den Menschen belegten bei­spielsweise, dass ...

  • eine helle Umgebung das logische Denken fördere und
  • im Gegensatz dazu eine dunklere Umgebung die Kreativität unterstützen würde.

Bisher wurde der Lichtqualität in Schulen oft noch zu wenig Beachtung geschenkt. Hingegen ist die Bedeutung der Luftqualität in Klassenräumen in den letzten Jahren mehr in das Bewusstsein gerückt.

Plus-Energie-Bildungsgebäude

Eine gesellschaftliche Vorbildfunktion nimmt der „Effizienz Plus“-Standard ein, der seit Januar 2015 auch für Bildungsgebäude gilt. Diese Richtlinien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) fördern den Bau und die Sanierung von Bildungsbauten, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Das Förderprogramm deckt eine größtmögliche Bandbreite von Schulbauten ab - ausge­hend von Kindertagesstätten bis hin zu Universitäten, von Volkshochschulen bis zu Laborgebäuden. Mit Modellvorhaben von Plus-Energie-Bildungsgebäuden und durch Bereitstellung von Planungsinstrumenten für das nachhaltige Bauen unterstützt das BMUB Bauherren, Architekten und Fachplaner dabei, Schulen entsprechend fit zu machen. Der Einbau von energiegewinnenden Systemen - wie beispielsweise Solar­thermie oder Photovoltaik - ist nur einer der Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Eine zentrale Aufgabe, die in Zukunft in diesem Zusammenhang gemeistert werden muss, ist die „Einbettung“ von Technik in die Struktur und Architektur von Ge­bäuden. Die Ergebnisse der geförderten Modellprojekte sollen über Innovationen in­formieren und zur Nachahmung anregen.

Gute Raumakustik für 1% der Bausumme

Investitionen in eine gute Akustik lohnen sich ebenso wie in gute Luft- und Lichtqua­lität. Bei Neubauten und umfassenden Sanierungen liegen die Zusatzkosten für nut­zungsgerechte Akustik bei einem Prozent der Bausumme. Für die Raumakustik gilt laut Fraunhofer IBP, dass ein Quadratmeter Raum so viel kostet, wie die Akustikde­cke für ein ganzes Klassenzimmer. Aber weder ist Fläche durch gute Akustik er­setzbar, noch umgekehrt. Als konkrete Hilfestellung zur akustischen Gestaltung von Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen hat das Fraunhofer IBP mit Förderung des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur des Landes Baden-Württemberg eine neue „Richtlinie zur akustischen Gestaltung von Lebensräumen für Erziehung und Bildung“ entwickelt. Die Richtlinie behandelt die wesentlichen Gestaltungskate­gorien für den baulichen und technischen Schutz gegen Lärmquellen innerhalb und außerhalb des Gebäudes. Es geht um ...

  • Vermeidung von Lärm,
  • Minimierung von Störungen sowie um die
  • Sicherstellung von Sprachverständlichkeit in den Lebensräumen für Erziehung und Bildung.

Die Vorstellung dieser Richtlinie ist/war Teil des Kongresses „Zukunftsraum Schule“ am 17. und 18. November 2015.

Projektinitiative „Lauter Sport in leisen Hallen“

In Turnhallen wird der Schulraum zum Bewegungsraum. Schulsport geht selten leise vonstatten, jedoch sind gute akustische Lehr- und Lernbedingungen Voraussetzung dafür, dass Sportlehrkräfte effizient unterrichten und Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten gewährleisten können.

Vielerorts besteht bislang große Unzufriedenheit mit den akustischen Bedingungen in Sporthallen, denn oftmals werden weder beim Neubau noch bei Sanierungen die heu­tigen bau- und raumakustischen Anforderungen eingehalten. Dabei gibt es gute Lö­sungen. Das zeigt auch die durch das Fraunhofer IBP ins Leben gerufene Projektinitia­tive „Lauter Sport in leisen Hallen“, die sich der Akustik in Sport- und Schwimmhallen insbesondere mit schulischer Nutzung widmet. Als sachkundige Begleiter unterstützen die Unfallkasse Baden-Württemberg und eine Reihe von kompetenten Unternehmen das Projekt. Ziel ist eine zusammenfassende Darstellung der Argumente und Instru­mente für gute Akustik in Sport- und Schwimmhallen.

Heterogenität im Klassenzimmer

Vielfalt im Klassenzimmer ist nichts Neues, doch noch nie war Heterogenität so offen­sichtlich wie heute. Vor allem in den Großstädten steigt die Zahl der Kinder aus Zu­wandererfamilien. In ländlichen Gebieten hingegen müssen Schulen unterschiedlicher Art aus Schülermangel zusammengelegt werden.

  • Wie können Lehrkräfte mit den unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, In­teressen und Potenzialen der Schülerinnen und Schüler, mit vielfältigen kultu­rellen und sprachlichen Hintergründen konstruktiv umgehen?
  • Ist die neue Vielfalt im Klassenzimmer eine der größten Herausforderungen für den Zukunftsraum Schule?

Als lebenslanger Lernprozess sichert Bildung wirtschaftliches Wachstum, langfristigen Wohlstand und Fortschritt in einer modernen Gesellschaft. Ein schwedisches Sprich­wort besagt, jede Schülerin und jeder Schüler habe nicht einen, sondern drei Lehrer: die Mitschüler, die Lehrer und schließlich den Raum.

  • Gibt es überhaupt einen direkten Zusammenhang zwischen gebautem Raum und pädagogischen Ansätzen?
  • Kann der Raum zum Impulsgeber für pädagogische Konzepte werden?
  • Können sich pädagogische Konzepte an gegebenen Räumen orientieren und sich davon inspirieren lassen?

Fest steht: in der Pädagogik geht es nicht um Effektivität, sondern vielmehr um Wir­kung. Wie der Raum wirkt und welche Synthese es zwischen modernem multifunktio­nalem Raumkontinuum und einer Aula in einem alten Gymnasium gibt, ist eines der vie­len Themen des Kongresses Zukunftsraum Schule.

Das Thema Schule hat in den letzten Jahren nichts an Brisanz verloren. Obwohl be­reits viel für Schulen getan wurde, bleibt die Frage: Wird die gesellschaftliche Heraus­forderung bewältigt, moderne, energieeffiziente und bauphysikalisch optimal gestalte­te Bildungsbauten bereitzustellen, die den Menschen die Freude am Lehren und Lernen erhält? Antworten darauf zu finden, haben sich die Experten auf die Fahnen geschrie­ben, die am 17. und 18. November zum Kongress „Zukunftsraum Schule“ in Stuttgart zusammenkommen/zusammenkamen.

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