„movable house“ geht in die Testphase
(27.8.2018) Nach rund vier Monaten Herstellungs- und einem Monat Aufbauzeit beginnt nun die Testphase des „movable house“. Das Wohnhaus von Rahbaran Hürzeler Architekten ist ein Prototyp, der - wie der Name prägnant zum Ausdruck bringt - für keinen bestimmten Ort entwickelt ist, sondern „bewegbar“ bleiben soll. Der Bauherr möchte das Gebäude nämlich langfristig an einem anderen Standort nutzen.
Voraussetzung für das schnelle Abbauen und Aufstellen ist ein leichter und effizienter Transport der Gebäudeteile. Darüber hinaus vereint das Projekt verschiedene Aspekte des nachhaltigen Bauens, gepaart mit technischen Spezialitäten, statischen Herausforderungen sowie funktionellen und nutzungsneutralen Räumen.
Kombination von Element- und Modulbau
Die Optimierung des Element-und Modulbaus begann bereits während der Herstellung der einzelnen Segmente in der Werkstatt. Im Vergleich zu herkömmlichen massiven Betondecke wurden bei der vorfabrizierten Rippendecke 70% Beton eingespart; die Materialeinsparung der Konstruktion senkt die Umweltbelastung und Investitionskosten auf ein Minimum und vereinfacht den möglichen Rück- und Wiederaufbau.
Außergewöhnlich ist auch die Kombination dieses neu entwickelten vorfabrizierten Deckensystems mit dem Holzelementbau. Das Aufrichten der vorgefertigten Holzkerne und des Deckensystems vor Ort erfolgte in zwei Tagen.
Materialeinsparung bedeutet jedoch auch Reduktion der Speichermasse. Aus diesem Grund wurden Phasenwechselmaterialien (PCM) in Form von Salz- und Wachsmodulen im Betonboden eingelassen. Diese Module können gegenüber herkömmlichen Baumaterialien ein Vielfaches an Energie speichern und verzögert wieder an den Raum abgeben. Dies führt zu einem ausgeglichenen Raumklima.
Forschung am Objekt
Nach der Vollendung liefert das Gebäude seit August erste Messdaten, die vom Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) gesammelt werden. In 10-Minuten-Intervallen messen Sensoren die Temperatur des Raumes, des Fußbodens und des Erdreichs sowie den gesamten Stromverbrauch und die Stromproduktion der Photovoltaik-Anlage, aber auch den Verbrauch von Heizung und Wasser. Die Heizung, Kühlung sowie die Erzeugung von Warmwasser und Strom erfolgen komplett aus erneuerbaren Energien. Dies wirkt sich in Kombination mit der energieeffizienten Gebäudehülle positiv auf den Energieverbrauch aus; durch den winterlichen Wärmeschutz und die optimierte Nutzung von Solarstrom vor Ort werden die gesetzlichen Anforderungen an den Heizwärmebedarf um 40 Prozent unterschritten.
Gleichzeitig übersteigt die Jahresproduktion der Solaranlage den gesamten Strombedarf des Gebäudes. Neben dem reduzierten Energiebedarf für Herstellung, Transport, Lagerung und Betrieb verfügt das Gebäude auch über einen flächeneffizienten Grundriss. Eine vierköpfige Familie teilt sich eine Grundfläche von rund 100 m². Dies steht für eine nachhaltige Nutzung auch im soziokulturellen Sinn.
Auf kleinstem Raum - hohe Qualität
Im Zentrum des pavillonartigen Gebäudes steht der kreisrunde Bibliotheks- und Rückzugsraum; alle Wohnräume werden von diesem internen Verteiler diagonal erschlossen. Dieses Konzept schafft ein fließendes Raumkontinuum und eine offene Atmosphäre.
Der kreuzförmige Grundriss wird durch die vier geschlossenen Kerne gegliedert. Diese enthalten den schmalen Eingangsraum, die reduzierten, aber individuellen Nasszellen und die großzügigen Einbauschränke. Gemeinsam tragen diese vier Holzstrukturen die auskragenden Dachelemente aus vorgespanntem Beton.
Das erstellte Pilotprojekt in Basel soll wegweisend für Nachfolgeprojekte sein. Aus den Erkenntnissen der Herstellung des vorfabrizierten Baukastensystems ergeben sich Grundlagen für die industrielle Produktion. Die Testphase ermöglicht konkrete Vergleichsmöglichkeiten der thermischen Simulation mit dem tatsächlichen Energieverbrauch im Betrieb. Ziel der anwendungsorientierten Forschung ist es, langfristige, marktfähige Produkte und Projekte zu entwickeln.
Weitere Informationen zum „movable house“ können per E-Mail an Rahbaran Hürzeler Architekten angefordert werden.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
- Rahbaran Hürzeler Architekten
- Institut Energie am Bau der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW)
- WEISSWERT – Claire Morin & Matthias Indermaur
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siehe zudem:
-
Festpreishäuser, Holzbau und serielles Bauen im Fertigbau-Magazin und Architektur bei Baulinks