Feuerverzinktes Fahrradparkhaus am Mainzer Hauptbahnhof unter einer Brücke
(7.12.2021) Die zunehmende Fahrradnutzung schafft eine wachsende Nachfrage nach Fahrradstellplätzen - beispielsweise im Umfeld von ÖPNV-Knotenpunkten. Oft stellt sich hierbei die Frage nach geeigneten Flächen für den Bau von Fahrradparkanlagen. Im Gegensatz dazu stellt sich selten die Frage, welcher Werkstoff verwendet werden soll, da feuerverzinkter Stahl hier der Standard ist.
Ein gutes Beispiel für eine kreative Flächennutzung ist das Fahrradparkhaus am Mainzer Hauptbahnhof, das unter einer Brücke entstand (siehe Google-Maps). Es geht auf eine Projektidee von Schoyerer Architekten SYRA aus dem Jahre 2004 zurück. Die Besonderheit des Vorschlags besteht darin, die vorhandenen baulichen Gegebenheiten auf der Rückseite des Bahnhofs, nämlich die ca. 2.000 m² große Brachfläche unter der Hochstraße am Binger Schlag umzunutzen und auf diesem Wege ein extrem wirtschaftliches und städtebaulich sinnvolles Fahrradparkhaus zu realisieren.
Seit der Erstellung der Hochstraße im Jahr 1969 diente dieser „Unort“ bis zum Bau des Fahrradparkhauses bestenfalls als Lager für Müll und Unrat. Seine Nutzung vereinigt gleich mehrere Vorteile:
- Die ohnehin um den Hauptbahnhof knapp dimensionierten Flächen werden nicht für ein Fahrradparkhaus gebraucht.
- Durch die vorhandene Hochstraße ist schon eine Dachfläche vorhanden, so dass lediglich leichte Seitenwände fehlten, um eine sichere Unterbringung von ca. 1000 Fahrrädern zu gewährleisten.
- Zudem wird der vorhandene Ort zu einem Raum mit Aufenthaltsqualität.
Das Fahrradparkhaus mit insgesamt 1.000 Fahrradstellplätzen beherbergt einen Zahlbereich für ca. 400 Fahrräder mit Spinden und Ladestationen für E-Bikes und einen kostenlos nutzbaren Bereich für etwa 600 Fahrräder sowie einen räumlich abgeschlossenen Bereich zur Unterbringung von Fundrädern. Den Auftakt des etwa 135 m langen Fahrradparkhauses bildet die Service-Station mit dem großen Schaufenster direkt am West-Zugang des Hauptbahnhofes:
Aus konstruktiver Sicht zeichnet sich das Parkhaus durch eine offene Bauweise aus feuerverzinkten Stahlstützen aus, deren feuerverzinkte Streckmetall-Bekleidung eine ständige Querlüftung sichert. Im vorderen Bereich wurde eine feuerverzinkte Rahmenkonstruktion mit einer darüber befindlichen Wartungsebene aus feuerverzinkten Gitterrosten ausgeführt, die für die vielbefahrene Hochstraße als Wartungsdeck für die regelmäßig stattfindenden Brückenprüfungen dient. Die feuerverzinkte Streckmetall-Bekleidung hat eine Materialdicke von 2 mm mit einem freien Querschnitt von mindestens 37%. Dieser Querschnitt wird aus brandschutztechnischer Sicht benötigt, um für das als offene Konstruktion ausgeführte Parkhaus eine ausreichende Querlüftung sicherzustellen. Darüber hinaus trägt die transparent gestaltete Fassade positiv zur Belichtung bei und erhöht die soziale Kontrolle und das Sicherheitsempfinden.
Zur Sicherstellung eines einheitlichen Fassadenbildes ist das vorgelagerte Servicegebäude ebenfalls mit vorgehängten feuerverzinkten Streckmetallflächen verkleidet. Das große Schaufenster sowie die Haupteingangstür werden von feuerverzinkten Stahlblechen eingerahmt und bilden so einen räumlich gestalteten Abschluss der Fassadenelemente.
Zum Abstellen der Fahrräder wurden feuerverzinkte Doppelstockparker und feuerverzinkte Fahrradbügel für Sonder- und Lastenräder vorgesehen. Die Norm DIN 79008-1 „Stationäre Fahrradparksysteme“ macht diesbezüglich die Anmerkung, dass feuerverzinkter Stahl nach DIN EN ISO 1461 als korrosionsbeständig gilt und damit für „Stationäre Fahrradparksysteme“ sehr gut geeignet ist.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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siehe zudem:
- Stahlbau sowie Parksysteme im Haustechnik Magazin und Public Design auf Baulinks
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