Starkregen und Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten: Normen helfen bei Planung und Einbau

  

(15.3.2023) Extreme Wetterlagen nehmen zu. Damit sollten sich auch Planer und Betreiber von Abscheideranlagen auseinandersetzen. Denn Rückhalte- und Auffangsysteme müssen so geplant und dimensioniert werden, dass gefährliche Stoffe auch bei Starkregen sicher zurückgehalten werden. Vor diesem Hintergrund sind folgende Punkte zu beachten:

• Abwasserabfluss bei Starkregen: Zunächst denkt man bei Starkregen nur an die Flächen, die dem Regen direkt ausgesetzt und an einen Abscheider angeschlossenen sind - wie zum Beispiel Waschflächen sowie Park- und Hofflächen. Hier spricht man von der zulaufseitigen Betrachtung.
• Abwasser-Rückstau vom öffentlichen Kanal: Mittelbar sind jedoch alle(!) Abscheider betroffen, die an eine Mischwasserkanalisation angeschlossen sind, da Starkregen eine Hauptursache für Rückstau ist. Das heißt, alle Abscheideranlagen müssen normkonform ausgeführt und eingebaut werden, um sich gegen die indirekten Folgen von Starkregen zu schützen.

Foto © Mall 

Bemessung von Abscheideranlagen

Für die Bemessung von Abscheideranlagen wird Starkregen auf die Anwendungsbereiche beschränkt, in denen Schmutz- und Regenwasserabflüsse oder nur Regenwasserabflüsse zu behandeln sind. Je nach Gewichtung der beiden Abflüsse kann im Einzelfall beim Schmutzwasserabfluss berücksichtigt werden, dass die Schmutzwassermenge bereits hoch angesetzt ist (z.B. 2 l/s bei einer HD-Anlage, die in der Regel einen Abfluss von ca. 0,3 l/s erzeugt), um eine qualitativ starke Verschmutzung quantitativ zu berücksichtigen. Zusätzlich wird der Schmutzwasserabfluss bei der Bemessung in der Regel durch einen Erschwernisfaktor F_x nochmals verdoppelt.

Menge des Regenabflusses

Der Regenwasserabfluss wird als Produkt aus der zu entwässernden Fläche und der Regenspende ermittelt. Dabei sind alle Abläufe zu berücksichtigen, deren Wasser der Abscheideranlage zugeführt wird und die gesamte Fläche, die sie tatsächlich entwässern. Als Regenspende ist gemäß DIN 1999-100 der Bemessungsregen (r_5,2) nach KOSTRA-DWD 2020 anzusetzen.

Vorgänge im Abscheider

Jede Abscheidernennweite wird bei der Produktentwicklung auf dem Prüfstand mit dem vorgesehenen Bemessungszufluss geprüft. Dabei sind Sicherheitsfaktoren zu berücksichtigen, damit der Abscheider im Bemessungsfall nicht überlastet wird.

Die Eignung eines Abscheiders für Leichtflüssigkeiten muss durch Prüfung nachgewiesen sein. Dabei wird der Abscheider 20 Minuten lang mit einem Volumenstrom beaufschlagt, der dem Zahlenwert seiner Nenngröße in l/s entspricht. Bis zu diesem Wert ist die schadlose Behandlung des Abwassers nachgewiesen.

Man kann jedoch nicht ausschließen, dass Abscheideranlagen durch ein Extremregenereignis stärker hydraulisch belastet werden als ursprünglich berechnet. Nach einem extremen Starkregen muss eine Anlage unbedingt überprüft werden. Denn eine hydraulische Überlastung kann dazu führen, dass sich die selbsttätige Verschlusseinrichtung ungewollt schließt oder dass Einbauteile beschädigt werden. Geeignete Mittel zur Überprüfung sind die einfach durchführbaren Sichtkontrollen oder eine Wartung.

Tankstellen mit geschlossenen Auffangsystemen

Bei Tankstellen mit geschlossenen Auffangsystemen nach TRWS 781 ist das erforderliche Auffangvolumen ständig vorzuhalten. Nach AwSV ist hierfür ein zusätzliches Volumen zum Ausgleich des unvermeidbar anfallenden Niederschlagswassers vorzusehen. Da sich Starkregenereignisse häufen, ihre Intensität aber nicht vorhersehbar ist, kann dieses Volumen nur theoretisch bemessen werden.

Fazit

Wer bei der Planung und dem Einbau von Abscheideranlagen die DIN 1999-100 berücksichtigt und darüber hinaus auf Abscheideranlagen mit dem Gütezeichen RAL-GZ 693 (rechts) achtet, macht vieles richtig. Wichtige Einbau- und Ausführungshinweise enthalten auch die Unterlagen der Hersteller von Leichtflüssigkeitsabscheidern im GET. Die Firmen bieten auch Unterstützung bei der Dimensionierung, Auslegung und Auswahl geeigneter Anlagen an.