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Bepflanztes City-Mobiliar für die historische Altstadt Bad Wimpfen

(17.8.2023) Nicht nur Großstädte wie Hamburg und Berlin sind vom Wandel betroffen. Auch außerhalb der Metropolen gibt es Bestrebungen, autofreie Innenstädte mit mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Eine Ausgangssituation der besonderen Art für die Neugestaltung des öffentlichen Raumes ergibt sich derzeit in der vollständig denkmalgeschützten Altstadt von Bad Wimpfen.

Die idyllische Kurstadt mit ihren zahlreichen historischen Bau- und Kunstdenkmälern ist die erste Stadt, die an dem „Ortsmitten“-Projekt der baden-württembergischen Landesregierung teilnimmt. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen hunderte verkehrsberuhigte Ortskerne mit kostenlosen Pop-up-Stadtmöbeln entstehen. Derartige Verkehrsprojekte sind in deutschen Metropolen nach wie vor Gegenstand kontroverser Diskussionen. Wie ist die Akzeptanz in einer Kleinstadt mit einer überwiegend älteren und an Traditionen orientierten Bevölkerung? „Man muss die BürgerInnen bei der Reise mitnehmen, mit ihnen ins Gespräch kommen und die Vorteile aufzeigen“, sagt Andreas Zaffran (40), Bürgermeister von Bad Wimpfen. Der offene Diskurs ist gelungen. Die 12 teilweise bepflanzten Holz-Metall-Konstruktionen, die auch den stationären Einzelhandel und die Gastronomie hoffen lassen, werden als neue Verweilungsorte sehr gut angenommen.

Foto: Yannik Wegner 

Bad Wimpfen gehört zu den drei wertvollsten Städten Baden-Württembergs. Sie ist eine alte Kaiserfalz mit einer Stadt, die um sie herum gewachsen ist, mit viel Kopfsteinpflaster, Gassen und Gängen. Die Altstadt ist in ihrer Gesamtheit ein so genanntes denkmalgeschütztes Ensemble. Für die Umsetzung von baulichen Veränderungen oder Erneuerungen in diesem Bereich ist ein langer Atem erforderlich. „Wir müssen uns bei jedem Häuschen, das wir angehen, bei jeder Straße, die wir umstrukturieren wollen oder einem Mäuerchen, das wir neu verputzen wollen, mit dem Landesamt für Denkmalpflege abstimmen“, erzählt Bürgermeister Zaffran. Auch die Fußgängerzone und den teilweise aus dem Mittelalter stammende Kopfsteinpflasterbelag, der die Durchfahrt für Fahrradfahrer erschwert, betrifft dies beispielsweise. Bei einem Treffen der AGFK (Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen) nimmt Zaffran die spontane Einladung vom Verkehrsministerium an, mit Bad Wimpfen die erste Pilotstadt des Ortmitten-Projektes zu stellen. Bis zum Jahr 2030 hat sich das Land Baden-Württemberg zum Ziel gesetzt, hunderte lebendige und verkehrsberuhigte Ortskerne, Stadtteilzentren oder Teilorte entstehen zu lassen. Ziel ist es, bessere Bedingungen für die Fortbewegung zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu schaffen und mehr attraktive Verweilmöglichkeiten anzubieten.

Foto: Stadt Bad Wimpfen 

Neue Treffpunkte als Chance für Einzelhandel und Gastronomie

Es werden den Kommunen eine Reihe an Sitz- und Liegebänken, Parklets und Fahrradstationen als zentrale Maßnahme zur Umgestaltung kostenlos gestellt. Die Sperrung einer bisher befahrenen Straße für den Autoverkehr und die fußgängerfreundliche Umgestaltung ist Voraussetzung für die Teilnahme. „Die Tatsache, dass die Module flexibel gestellt werden können, ohne in die bestehende Infrastruktur eingreifen zu müssen, war für mich in Anbetracht des Denkmalschutzes der ausschlaggebende Punkt“, erzählt Zaffran. 

Im Herbst 2023 wird der Gemeinderat entscheiden, ob die Pop-Up-Möbel nur temporär genutzt werden oder dauerhaft ihren Platz in der Altstadt von Bad Wimpfen finden. Zu diesem Zeitpunkt werden Meinungen, Stimmungen und Umsatzzahlen von Einzelhandel und Gastronomie ebenfalls ausgewertet. 

v.l. Robin Lang und Wulf Kramer. (Foto: City Decks) 

Stadtmöbel als Impulslösung für autofreie Innenstädte 

Die Designer und Architekten Robin Lang und Wulf Kramer stellen mit ihrem Mannheimer Unternehmen City Decks in Deutschland begrünte Stadtmöbel her, mit denen sie karge und ungenutzte Platzlandschaften in lebendige Orte der Begegnung und des Austausches verwandeln. Sie wollen die Stadt aktiv neugestalten und sind der Meinung, dass Deutschland zu vorsichtig ist und mehr Mut zur Veränderung braucht. 

Für ihre Vision einer autofreien, menschenfreundlichen Innenstadt haben die Nachhaltigkeitsarchitekten unter anderem Deutschlands erstes kühlendes Stadtmöbel entworfen. Bis zu 40 Arten heimischer Gräser, Kräuter und Wildblumen lassen sich auf einem Modul unterbringen. Die pflegeleichten Wiesen werden durch ein autarkes Bewässerungssystem ganzjährig grün gehalten. Die Sitzkombination hat durch die natürliche Oberfläche einen deutlich spürbaren, kühlenden Effekt in heißen Sommermonaten und lädt mit einer echten Wiese zum Verweilen ein. 

Weitere Informationen können per E-Mail an City Decks angefordert werden.

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