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Minimierung der Grünbildung durch ein- und zweischalige Ziegelwandkonstruktionen

(12.3.2003) Die Besiedlung von Fassadenoberflächen durch Algen und Pilze stellt eine über Deutschland hinaus bekannte, akute Bauschadensproblematik dar, die nur durch interdisziplinäre Forschung gelöst werden kann. Nach Auffassung des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e.V., Bonn, sind derartige Risiken in der Praxis jedoch von vornherein durch die Verwendung ein- oder zweischaliger Ziegelwandkonstruktionen zu minimieren. Vor allem in Norddeutschland gilt dies für die traditionell heimische zweischalige Wandkonstruktion mit Klinkerfassaden. Hauptgeschäftsführer Martin Roth: "Vor dem Hintergrund der WDVS-Problematik und der hohen Lebensdauer sowie dem geringen Instandsetzungs- und Pflegeaufwand von Vormauerziegeln und Klinkern werden sich die anfänglich höheren Investitionskosten für die zweischalige Wand bereits nach kurzer Zeit amortisieren, auch im Geschosswohnungsbau." Im Süden der Republik habe sich dagegen der monolithische, einschalige Wandaufbau mit abgestimmten, wärmetechnisch optimierten Putzsystemen bewährt. Ob ein- oder zweischalig - diese seit Jahrhunderten verwendeten Wandaufbauten sollten deshalb wieder verstärkt in das Bewusstsein von Planern und Bauträgern gerückt werden.

Hinsichtlich der Problematik "Algenwachstum" hat die Rechtssprechung zwischenzeitlich Fakten geschaffen. Das Landgericht Frankfurt/Main bestätigte bereits in einer vor längerem ergangenen Urteilsbegründung (AZ: 3-13 0 104-96-1), dass Algenwachstum durch Vollwärmedämmung begünstigt wird und einen optischen Mangel darstellt. Nach Auffassung des Gerichtes hat der Außenputz auf der Vollwärmedämmung neben seiner bauphysikalischen zugleich eine ästhetische Funktion. Es bedarf keiner näheren Begründung, dass diese bedeutende weitere Funktion und Ausgestaltung durch Mängel im Erscheinungsbild - wie z.B. Algen und Pilze - beeinträchtigt ist. Die Rechtssprechung bezieht sich auf ein Seniorenzentrum, dessen ästhetische Funktion der Außenfassade durch die gräulich-grün und somit verschmutzt wirkende Fassade nicht unerheblich gestört sei.

Zur Erläuterung: Für die Wachstumsbedingungen von Mikroorganismen an Außenwänden ist nach Expertenaussagen ein komplexes Zusammenspiel zwischen Niederschlagsfeuchtigkeit und Oberflächenkondensation, Wärmespeicherfähigkeit sowie weiteren bauphysikalischen Parametern entscheidend. Der Grund für die Verhinderung des Risikos von Algenwachstum bei Einsatz von Ziegeln als Wetterschutzschicht vor der Wärmedämmung liegt in der größeren Wärmespeicherfähigkeit des keramischen Baustoffs, die einer Unterkühlung durch langwellige Abstrahlung entgegen wirkt. Fehlendes Wasser an der Wandoberfläche vermindert das Risiko der Algenbildung.

Die aktuelle Brisanz dieser Thematik wird durch das 4. Dahlberg-Kolloquium "Algen und Pilze auf Fassaden II" (8. und 9. Mai 2003) belegt. Heute werden algenbefallene Fassadenoberflächen von Mietern und Eigentümern nicht mehr klaglos hingenommen. Ein Trend, den auch Wohnungsbaugesellschaften verzeichnen, denen die Mieter wegen unansehnlich gewordener Fassaden nicht selten davon laufen. Auch der bislang einzige Lösungsansatz, Algen und Pilze auf WDVS-Systemen zu verhindern, findet auf Grund des gewachsenen Umweltbewusstseins in der Öffentlichkeit kaum Akzeptanz: Denn die gebräuchlichste Methode bestehe darin, so die Ziegelindustrie, algizide und fungizide Wirkstoffe - also Gifte - den Putz- und Farbschichten beizumengen. Allerdings können Biozide nur dann wirksam werden, wenn sie eine gewisse Löslichkeit besitzen, da sie sonst von den Mikroorganismen nicht aufgenommen werden. Durch die notwendigen Auswaschvorgänge ist die Dauerhaftigkeit dieser Maßnahme begrenzt. Renommierte Experten bestätigen, dass bauphysikalische Lösungsansätze in den Kinderschuhen stecken und noch nicht zur Anwendungsreife gelangt seien. Planer, aber auch bauausführende Unternehmen seien gehalten, bei Einsatz einer Vollwärmedämmung den Bauherren von vornherein auf die Gefahr bzw. das Risiko von Verunreinigungen durch Algen und Pilze hinzuweisen.

Nach Experten-Auffassung bestehen die Anforderungen an eine Außenwandkonstruktion nicht nur in der Erfüllung baulichen Wärmeschutzes, sondern auch im Schutz der Gebäudehülle vor Schäden aus klimabedingten Feuchteeinwirkungen, thermischer Beanspruchung sowie in der Schaffung eines thermisch behaglichen Raumklimas für die Bewohner. Bei Auswahl bzw. Festlegung der Außenwandkonstruktion müssen daher bautechnische, bauphysikalische und wirtschaftliche Aspekte in Einklang gebracht werden.

Einschalige Ziegelwände mit homogenem Querschnitt bieten gute Voraussetzungen, dieses Anforderungsprofil dauerhaft zu erfüllen. Mit einem abgestimmten mineralischen Leichtputz stellen sie einen wirksamen Schutz gegen Algen und Pilzbefall dar. Der Grund liegt vor allem in den hygrothermischen Eigenschaften des mineralischen Putzsystems. Das Risiko der Tauwasserbildung wird minimiert. Zudem wird die Wärmespeicherfähigkeit deutlich besser bewertet als die vergleichsweise dünne Putzüberdeckung eines Wärmedämmverbundsystems. Auch die Alkalität der mineralischen Putzsysteme wirkt sich hemmend auf das Wachstum von Algen und Pilzen aus. Dabei ist unstrittig, so Martin Roth, "dass auch monolithisches Ziegelmauerwerk mit WDVS ausgestattet werden kann". Dies sei zwar nicht zwangsläufig erforderlich, da die verschärften Anforderungen der EnEV auch ohne Zusatzdämmung erfüllt werden. "Zum wirtschaftlichen Einsatz im Geschosswohnungsbau ermöglichen insbesondere die Druckfestigkeitsklassen des Ziegelmauerwerks hohe zulässige Spannungen bei gleichzeitig schlanken Ziegelaußenwand-Konstruktionen."

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