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Fazit: 5. Rosenheimer Tür- und Tortage 2008

(6.6.2008) Die 5. Rosenheimer Tür- und Tortage haben sich mit 315 Teilnehmern aus 15 Ländern und einem internationalen Besucheranteil von 30% als führender Branchentreff etabliert, der im Zweijahresturnus stattfindet. Die 26 Vorträge unter dem Motto "Türen und Tore - Wege in die Zukunft" haben den Nerv der Besucher offenbar getroffen. Der Institutsleiter des ift Rosenheim Ulrich Sieberath fasste es mit folgenden Worten zusammen: "Die Themen waren gut gewählt und auch die internationale Ausrichtung war richtig. Insbesondere hat mich gefreut, dass 50% der Besucher Hersteller waren - dies zeigt uns deutlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind".


Türen und Tore für neue Märkte - das ist die Herausforderung, der sich die Tür- und Torbranche stellen muss. Von der einfachen, kostengünstigen Tür für geringe Ansprüche bis zur Multifunktionstür mit hohen Anforderungen an Sicherheit, Schallschutz, Design und Komfort wird heute alles nachgefragt. So wundert es nicht, dass die Chancen im Sanierungsbereich und in den Exportmärkten in Osteuropa liegen. Der überalterte Baubestand in Deutschland (75% der Wohnbauten wurden vor 1979 errichtet), gesellschaftliche Veränderungen und die Forderungen nach Energieeinsparung sind die Gründe für einen langfristigen Sanierungsbedarf.

Ulrich Sieberath, Institutsleiter des ift Rosenheim, gab in seinem Vortrag einen umfassenden Überblick über die relevanten Einflussfaktoren, die sich aus Technik, Normung und Gesellschaft für die Hersteller von Türen, Toren und der Zulieferbranche ergeben. Die neuen europäischen Normen werden die Branche noch 2-3 Jahre beschäftigen; dann werde die Entlastung durch die Deregulierung nationaler Normen spürbar greifen. Der viel beschworene Sanierungsmarkt wird nicht nur durch energetische Verbesserungen der Bausubstanz angetrieben sondern auch durch Änderungen der Raumaufteilung und -nutzung, um den steigenden Bedarf nach kleineren Wohnungen mit offenen Grundrissen zu decken. Für diesen Markt werden multifunktionale, variable Türen mit Zusatzfunktionen an Bedeutung gewinnen, die nicht nur älteren Menschen mehr Sicherheit und Komfort bieten. Dies wird auch in Zukunft den Herstellern technisch anspruchsvoller Bauelemente realistische Exportchancen bieten, die es für das weltweite Premiumsegment zu nutzen gilt, beispielsweise für Hotels, Gewerbebauten sowie Wohn- und Appartementhäuser für gehobene Ansprüche.

Peter Richter, Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft WBG Nürnberg GmbH, machte deutlich, dass Wohnen und Bauen komplexe Themen sind und erklärte "Unser Produkt ist nicht die Wohnung sondern das Wohnen inklusive dem Wohnumfeld, denn wenn wie in Neapel der Müllberg vorm Haus stinkt, ist auch die Wohnung nichts mehr wert". Die Qualität der Baustoffe ist ein wichtiger Aspekt, der besonders von kaufkräftigen Haushalten wie den "Golden Agers" geschätzt wird, die rund 60% des deutschen Wohneigentums besitzen. Auch Wohnbaugesellschaften betrachten die Qualität und die Werterhaltung einer Immobilie genau, denn die Erstellungskosten einer Immobilie machen weniger als 20 % der Gesamtkosten über die gesamte Nutzungszeit aus.

Dr. Andreas Peppel, Abteilungsdirektor Volkswirtschaft und Research der Deutschen Industriebank AG bestätigte diese Argumentation. Die ständig steigenden Energiekosten schaffen eine sehr positive Stimmung für energetische Sanierungen, die in den USA schon zu kuriosen Erscheinungen führt, beispielsweise TV-Sendungen, in denen Geistliche für fallende Ölpreise und steigende Immobilienpreise beten.

"Der Renovierungstrend wird sich nicht von selber einstellen", erklärte Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI), anlässlich seines Vortrages über die Exportinitiative GermanDoor. Deshalb müssen gezielte Informationskampagnen für Handel und Sanierungsinteressierte gemeinsam durchgeführt werden. Die Exportchancen in den boomenden osteuropäischen Ländern können nur durch eine konsequente Analyse und einen professionellen Umgang mit bestehenden Handelshemmnissen genutzt werden, die besonders in den Bereichen Technik und Regulierungen liegen.

Nachhaltigkeit als Megatrend

Auch wenn der bislang ungebrochene Konsum etwas anderes erwarten lässt - die Diskussion um nachhaltiges Bauen ist bei den europäischen Nachbarn schon in vollem Gange und gewinnt auch bei uns an Dynamik. Insbesondere die Immobilienbranche fordert im Zuge der Immobilienkrise verlässliche Aussagen und Bewertungskriterien für Nachhaltigkeit und Wertbeständigkeit von Immobilien sowie ein einfaches Zertifizierungssystem. Baudirektor Hans-Dieter Hegner (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) stellte nicht nur die politischen Strategien für die Energiewende mit konkreten Maßnahmen wie der Energieeinsparverordnung (EnEV) vor, sondern zeigte, wie mit Forschungsprojekten unter dem Motto "Zukunft Bau" die deutsche Branche fit gemacht wird. Die Bausubstanz mit energetisch optimierten Konstruktionen und gesundheitlich unbedenklichen Baustoffen sowie variable und zukunftsfähige Nutzungskonzepte spielen hierbei eine große Rolle. Die konkreten Konzepte für die Bewertung von nachhaltigem Bauen und die notwendigen Spielregeln für die geplanten Zertifizierungen werden in einem Leitfaden gebündelt, den das Ministerium im Juni fertig stellen wird (siehe auch Beitrag "Auch 2008 gibt es Fördermittel für die Bauforschung" vom 17.2.2008).


Dauerfunktionsprüfstand ift-Rosenheim

Innentürnorm kommt

Auch die Innentüren können bald mit dem CE-Zeichen versehen und dann innerhalb Europas leichter gehandelt werden. Andreas Schmidt (ift Rosenheim) rechnet als Mitglied des Normenausschusses mit der Fertigstellung der DIN EN 14351-2 "Innentüren ohne Feuerwiderstand" bis 2010. "Die Umsetzung dürfte der Branche leicht fallen, da fast alle Prüfungen und Klassifizierungen bereits jetzt angewendet werden und weitestgehend bekannt sind" erklärte Andreas Schmidt. Zusätzliche Tabellen, Checklisten und weitere Unterstützung für eine einfache Anwendung sind beim ift Rosenheim in der Bearbeitung.

Richtige Glasprodukte für Ganzglastüren

Michael Rossa (ift Rosenheim) stellte die Besonderheiten im Umgang mit Ganzglastüren vor, die sich einer steigenden Beliebtheit erfreuen. Diese fallen in den Anwendungsbereich der DIN EN 14351-1 "Fenster und Außentüren bezüglich Eigenschaften an Feuerschutz und/oder Rauchdichtheit". Aber es müssen oft weitere Sonderbauvorschriften berücksichtigt werden, die beispielsweise für die Verwendung von Glas in Kindergärten Sicherheitsglas fordern. Deshalb ist für die Auswahl der richtigen Glasprodukte die Kenntnis des Einsatzzweckes unerlässlich. Hieraus leiten sich auch unterschiedliche Anforderungen an die Qualitätskontrolle, die Verarbeitung und die notwendigen Nachweise ab (siehe auch Beiträge "Beratungspflicht bei ESG und ESG-H" vom 15.5.2008 und "Sicherheitsgläser Durchwurf- bis Durchschuss-hemmend" vom 19.2.2008).

Die Tür als Maschine?

Die neue EG-Maschinenrichtlinie (MRL) bewegt die Branche seit 2006, denn wenn Türen mit Schließeinrichtungen zur Maschine werden, ergeben sich andere Anforderungen für Nachweise und Deklarierungen. Ulrich Kessels (CExpert) erklärte, dass die Sachlage bei elektrisch angetriebenen Türen eindeutig ist und diese nach der MRL mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet werden müssen. Anders sieht es bei Bausätzen aus oder wenn eine an sich funktionsfertige Tür mit Schließern und Antrieben nachgerüstet oder auf der Baustelle zusammengefügt wird. Hier spricht die MRL in Artikel 2, Absatz g von einer "... unvollständigen Maschine", die fast eine Maschine bildet, für sich genommen aber keine bestimmte Funktion erfüllen kann. Eine unvollständige Maschine ist nur dazu bestimmt, in andere Maschinen oder in andere unvollständige Maschinen oder Ausrüstungen eingebaut oder mit ihnen zusammengefügt zu werden, um zusammen mit ihnen eine Maschine im Sinne dieser Richtlinie zu bilden." Diese "unvollständigen" Maschinen dürfen nicht nach der MRL gekennzeichnet werden, sondern bedürfen ausführlicher technischer Unterlagen, einer Montageanleitung, einer Risikobeurteilung und einer Einbauerklärung, in der bestätigt wird, dass das vor Ort zusammengesetzte Produkt alle Anforderungen der MRL und gegebenenfalls weiterer Bestimmungen einhält. Hier blieben naturgemäß viele Detailfragen ungeklärt, und das ift Rosenheim sicherte eine Klärung und Ausarbeitung von praxistauglichen Hilfsmitteln zu, um die Hersteller von Türen und Toren im Umgang mit der MRL zu unterstützen.

Design mit Weiß

Hersteller von Innentüren sind in besonderem Maße gefordert, Designtrends frühzeitig zu erkennen. Claudia Küchen (Schattdecor) analysierte Trends, die sich aus Architektur, Möbel- und Autodesign ableiten und mit zeitlicher Verzögerung auch Innentüren prägen, da diese heute als Teil der Innenraumgestaltung verstanden werden. Wohnraum ist weltweit ein knappes und teures Gut; dies bedingt die Entwicklung kompakter und multifunktionaler Einrichtungen, beispielsweise Schiebetüren oder begehbare Kleiderschränke.

Die Menschen von heute wollen trotz geringer Wohnfläche Transparenz und Großzügigkeit im Wohnraum. Dies wird möglich durch offene Grundrisse, die Verwendung von Glas und hellen Farben sowie raumhohe Türen. Die Gestaltung der nächsten fünf Jahre werde deshalb von der Farbe Weiß geprägt, die als rein, hell und neutral gilt und positiv besetzt ist und gerne mit kräftigen Farben und natürlich wirkenden Holzstrukturen mit Ästen und lebendigem Farbspiel kombiniert wird. Weiß lässt sich auch leicht mit weiteren Gestaltungselementen, Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen kombinieren, mit denen Menschen ihre Individualität ausdrücken möchten. Querlaufende Dekors erobern von Italien als Trendsetter nun die ganze Designwelt (Bild rechts aus dem Beitrag "Hochglanz voll im Türentrend" vom 26.7.2007).

Die Tagungsunterlagen mit Kurzmanuskripten und Vortragsfolien können auf CD-ROM zum Preis von 75,00 Euro unter ift-rosenheim.de/literaturverkauf.php bezogen werden und enthalten Informationen zu den folgenden Themen:

  • Schallschutz von Türen
  • Nutzungssicherheit von Türen und Toren
  • Anforderungen an Türen in Rettungswegen
  • Einbruchhemmende Tore
  • Emmissionsverhalten von Innentüren
  • Umweltdeklarationen von Türen und Toren
  • Entsorgungsvorschriften für Türen und Tore
  • Einfache CE-Kennzeichnung von Außentüren
  • Austauschregeln für Türfüllungen
  • Klebetechnik für Türen und Tore
  • Vereinfachte Zulassungen von Feuerschutzabschlüssen
  • Status Quo der Einbruchnormen
  • Marktentwicklungen im Beschlagbereich
  • Türen für den Gotthard Tunnel
  • Türenmanagement in Spitzenhotels

Auf der ift-Website finden sich auch Auszüge ausgewählter Vorträge. Die nächsten Rosenheimer Tür- und Tortage finden am 20. und 21. Mai 2010 statt.

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