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Feldversuch: Kupfergriffe und Kupferschalter töten Bakterien

(26.8.2008) Kupfer galt schon in der griechischen Antike als antimikrobiell. Diese Fähigkeit soll auch im Kampf gegen Krankenhauskeime eine zentrale Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund wurde für einen weltweit beachteten Feldversuch in der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg (siehe Google-Maps) eine komplette Krankenhausstation mit Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern aus Kupfer ausgestattet. Denn die Keime werden nicht nur von Hand zu Hand, sondern in vielen Fällen auch über das Berühren von Türklinken und Lichtschaltern übertragen.

Zur Erinnerung: Hauptgegner von Hygienespezialisten sind antibiotika-resistente Bakterien (MRSA), an denen weltweit in Kliniken und Pflegeheimen zunehmend Patienten bzw. Bewohner erkranken. Klassische Hygienemaßnahmen reichen offenbar nicht aus, die Ausbreitung zu stoppen. Nach seriösen Schätzungen treten allein in deutschen Krankenhäusern jährlich mehr als eine halbe Million so genannter nosokomialer - also in der Klinik erworbener - Infektionen auf. Europaweit sind es nach Angaben des Europäischen Zentrums für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) drei Millionen Fälle, wovon 50.000 tödlich verlaufen.

Erste Feldversuch-Ergebnisse haben nach Angaben der Klinik und der begleitenden Forscher von der Universität Halle-Wittenberg „signifikant geringere Über­lebens­chancen“ von Mikroben auf Kupfer-Oberflächen gezeigt, weshalb der Feldversuch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt wird. Mit einer Gesamt­aus­wer­tung wird für Anfang 2009 gerechnet - siehe auch Baulinks-Beitrag „Kupfer gegen Keime: Erwartungen wurden übertroffen“ vom 2.7.2009.

Weltweiter Wettlauf mit der Zeit

„Der Kampf gegen hochresistente Erreger ist mit den bisherigen Mitteln wie dem Einsatz immer neuer Antibiotika und intensiver Desinfektionsmaßnahmen nicht zu gewinnen. Wir müssen neue Wege gehen, um das Gefahrenpotential für unsere Patienten zu reduzieren“, erläutert Professor Prof. Dr. med. Jörg Braun, Chefarzt der I. Medizinischen Abteilung der Asklepios Klinik Wandsbek, die Beweggründe für den Feldversuch. „Wissenschaftliche Untersuchungen von mehreren unabhängigen Arbeitsgruppen zeigen zweifelsfrei, dass Kupfer-Oberflächen effizient Bakterien und andere Keime abtöten können“, bestätigt auch Prof. Dr. Dietrich H. Nies, Direktor des Institutes für Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.


Weltweit läuft die Forschung auf Hochtouren

Die Asklepios Klinik Wandsbek ist mit ihrem Feldversuch (zweimal acht Wochen mit wöchentlichen Beprobungen) in ein weltweites Untersuchungsprogramm eingebunden. Vergleichbare Studien unter klinischen Bedingungen sind geplant oder laufen derzeit in Großbritannien, Südafrika, USA und Japan. Die Proben von Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern werden von den herkömmlichen Oberflächen - wie zum Beispiel aus Edelstahl - und von denen mit Kupferlegierungen genommen. Türklinken und Lichtschalter sind erfahrungsgemäß die häufigsten Übertragungsflächen für Keime.

Überlebensraten von Keimen: Minuten statt Tage

Den Anstoß für die den Untersuchungen in der Hamburger Asklepios Klinik waren Laboruntersuchungen, bei denen 99,9% der Bakterien, darunter auch die hochgefährlichen MRSA-Erreger, innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Minuten bis zwei Stunden auf Kupferoberflächen eliminiert wurden. Auf Edelstahloberflächen wurden dagegen Überlebensraten derselben Mikroben von bis zu drei Tagen gemessen. Erst im März 2008 hat deshalb die US-Umweltbehörde EPA die antimikrobakterielle Wirksamkeit von Kupfer bescheinigt.

Wirtschaftlicher Schaden in Milliarden-Höhe

Übrigens: Neben der zum Teil lebensbedrohlichen Gefahr für die Patienten kommt noch ein enormer wirtschaftlicher Schaden hinzu, der allein in Deutschland in die Milliarden gehen dürfte. Für die USA gibt es eine Einschätzung des Centers for Disease Contral (CDC), wonach nosokomiale Infektionen Kosten von mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar verursachen. In Großbritannien schätzt der National Health Service (NHS) die zusätzlichen Kosten auf eine Milliarde Pfund jährlich. Patienten, die sich in der Klinik mit MRSA infizieren, liegen nach Schätzungen im Durchschnitt bis zu vier Tage länger im Krankenbett und verursachen Mehrkosten von 4.000 Euro, in Einzelfällen sogar bis zu 20.000 Euro. Zu den häufigsten Komplikationen geschwächter Patienten nach einer MRSA-Infektion zählen Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Harnwegsinfektionen.

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