Finanztest: „Viele Flüssiggas-Kunden zahlen deutlich zu viel“
(23.1.2017) Die meisten der rund 600.000 Haushalte, die mit Flüssiggas heizen, haben den Gas-Tank von ihrem Lieferanten gemietet und sind verpflichtet, ihr Flüssiggas ausschließlich bei ihm zu kaufen. Sie müssen dabei zuweilen Preise akzeptieren, die bis zu 78% höher sind als die Preise, die bei einen eigenem Tank zu bezahlen wären - das schreibt die Stiftung Warentest in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest.
„Raus aus der Tankfalle“
Für Miettank-Kunden gibt es kaum Preistransparenz, denn Anbieter veröffentlichen ungerne ihre Brennstoffpreise. Mit Finanztest können Kunden, die den Tank gemietet haben, jetzt aber prüfen, ob sie marktgerechte Preise bezahlt haben. Denn die Tester haben die Flüssiggaspreise der vergangenen 24 Monate recherchiert. Wer zu hohe Preise bezahlt hat, hat zwei Möglichkeiten:
- Entweder mit dem Anbieter über den Preis verhandeln, oder
- sich einen eigenen Tank kaufen.
Wollen Miettank-Kunden kündigen, um ihr Gas günstiger kaufen zu können, stehen sie vor neuen Problemen. Nur sehr selten gelingt es ihnen laut Finanztest, den Miettank von ihrem Lieferanten zu kaufen, weil der Lieferant das verweigert. Dann müssen sie den Miettank abholen lassen. Dafür stellt ihnen das Flüssiggasunternehmen aber hohe Kosten in Rechnung und das oft zu Unrecht. Denn auch wenn es im Vertrag so stehen sollte: Viele der Klauseln zur Tankrückgabe sind wohl ungültig. Von 23 Verträgen waren die geprüften Klauseln in 18 Fällen unwirksam. Das heißt für betroffene Kunden, dass sie die teure Tankrückgabe auch nicht bezahlen müssen - selbst wenn es im Vertrag steht.
Tipp: Nicht mit den überhöhten Preisen abfinden. Finanztest bietet Musterbriefe für Preisverhandlung und für Miettank-Kündigung.
Die ausführliche Untersuchung erschien in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und ist unter test.de/fluessiggas abrufbar.
Foto aus dem Beitrag „Ist das schon Design? Progas lanciert neue Flüssiggas-Tanks als ,Design-Behälter‘“ vom 8.9.2016 (Foto © Progas) |
Reaktion des Deutschen Verbands Flüssiggas
Der Deutsche Verband Flüssiggas (DVFG) hat umgehend auf den Finanztest-Artikel reagiert: So seien lediglich bekannte Positionen des Bundes der Energieverbraucher übernommen worden. Und es bleibe offen, „warum das Miettankmodell unter den Flüssiggas-Verbrauchern die seit Jahr und Tag mit Abstand beliebteste Vertragsvariante ist“. Der DVFG hätte es darüber hinaus für angemessen gehalten, das Engagement der Branche in Sachen Technik und Sicherheit zu würdigen. „Das Lob der Billigstanbieter blendet aus, dass sich die Discounter diesen Aufwand schlicht schenken“, moniert DVFG-Hauptgeschäftsführer Andreas Stücke. Er ermuntert die Flüssiggas-Verbraucher, sich mit ihrem Flüssiggas-Versorger über das Für und Wider der unterschiedlichen Vertragsvarianten auszutauschen. „Es findet sich für jeden Kunden das passende Vertragsmodell“, so Stücke.
Zur Erinnerung: Flüssiggas (LPG) besteht aus Propan, Butan und deren Gemischen und wird bereits unter geringem Druck flüssig. Der Energieträger verbrennt CO₂-reduziert und schadstoffarm. Flüssiggas wird als Kraftstoff (Autogas), für Heiz- und Kühlzwecke, in Industrie und Landwirtschaft sowie im Freizeitbereich eingesetzt.
siehe auch für zusätzliche Informationen:
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- Gut versorgt mit Flüssiggas - sofern man mit Fachleuten zusammenarbeitet (13.10.2004)
siehe zudem:
- Heizung und Heizungsinstallation im Wärmetechnik-Magazin bei BAULINKS.de
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