Regen bändigen: An kritischen Standorten werden große Speicher und gedrosselte Abgabe zur Regel
(2.8.2022) Großflächige Versiegelung ist typisch für Industrie- und Gewerbeflächen. Zunehmend fordern Kommunen, den in Entwässerungsanlagen gefassten Regen nur gedrosselt in die Kanalisation zu leiten. Gerade bei Starkregen am nötigsten, aber auch am schwierigsten. Dem Dilemma entkommt, wer viel speichern und zugleich zeitvolumengenau abgeben kann. Dieser Beitrag zeigt an einem konkreten Projekt, wie das gelingt.
Wasser, Schiene, Straße. Der Duisburger Hafen verwebt alle drei Transportwege zu einem der wichtigsten trimodalen Logistikknoten in Zentraleuropa. Das Rhein-Ruhr-Terminal gilt als größter Binnenhafen weltweit (siehe Google-Maps). Mittendrin die Karl Schmidt Spedition, in Europa einer der führenden Dienstleister für den Warenverkehr mit Schüttgütern aller Art. Über 1.000 Transporte täglich, Lagerungen sowie Spezialaufträge charakterisieren das Geschäft im Kern.
Am Standort im Duisburger Rhein-Ruhr-Terminal betreibt der Logistik-Spezialist die Akquisition von Import- und Exportmengen, die dann in verpackter sowie loser Form umgeschlagen oder gelagert werden. Batterien von Silos prägen das Betriebsgelände, und 2012 ließ das Unternehmen eine weitere Umschlaganlage mit Silostation und Container-Kippbühne für trockene Schüttgüter errichten. Im Zuge dieser Erweiterung musste auch eine Entwässerungslösung für rund 16.000 m² versiegelte Fläche geschaffen werden.
Drosseln ein Muss
Auf einem Areal dieser Größe kann eine große Menge Niederschlag zusammenkommen. Verschärfend kam die Auflage hinzu, dass das Regenwasser nur gedrosselt in die Kanalisation abgeleitet werden darf - maximal 5,5 Liter pro Sekunde. Und das nachweislich. Den hierfür nötigen Stauraum hält ein auf 440 m³ ausgelegtes Regenrückhaltebecken bereit. Das aber konnte nur unter Kanalniveau eingebaut werden, weshalb zur Bewältigung der Höhendifferenz eine Pumpstation erforderlich wurde. Und weil der Standort hochwassergefährdet ist, galt es außerdem, alle Bauwerke gegen Auftrieb zu sichern - eine Paradedisziplin für die Betonprodukte von Mall.
Die Mall GmbH war als Hersteller und Lieferant aller erforderlichen Entwässerungskomponenten von Anfang an in die Projektabwicklung einbezogen. Als Zuarbeit an das mit der Fachplanung beauftragte Planungsbüro nahmen Mall-Mitarbeiter der NRW-Niederlassung die bedarfs- und normgerechte Dimensionierung sämtlicher Anlagenteile vor und erstellten die gesamte Bauwerksauslegung. Und während der Belieferung der Baustelle aus den beiden Werken in NRW galt es, 25 Lkw-Transporte zu koordinieren – einige als Sondertransporte mit Überbreite. Ebenfalls im Leistungspaket des Herstellers: Montage einschließlich Krangestellung, Inbetriebnahme und abschließend die Einweisung des Betreiberpersonals.
Drosseln kein Ding
Das gesamte Entwässerungssystem, so wie es am Duisburger Standort der Karl Schmidt Spedition realisiert wurde, setzt sich aus fünf Einzelbauwerken plus Drosselvorrichtung und Rückstauschleife zusammen.
- Startpunkt für das von den Betriebsflächen abfließende Wasser ist
ein sonderangefertigtes Sedimentationsbecken mit 23 m³ Bauvolumen. Es
leistet die Schwerkraftabtrennung der im Wasser mitgeführten absetzbaren
Stoffe sowie deren Rückhalt in einem Sedimentsammelraum.
- Das von grober Verschmutzung gereinigte Wasser fließt anschließend
in ein 440 m³ großes Regenrückhaltebecken.
- Über den Ablauf des Regenrückhaltebeckens geht es weiter zu einem
Doppelpumpwerk als dritter Station.
-
Unmittelbar nach der Pumpstation folgt der Mengenmessschacht
LevaCheck. Hier ermittelt ein magnetisch-induktives Durchflussmessgerät
die Durchflussmenge pro Sekunde. Den jeweils ermittelten Wert nimmt die
Mengendrosselung LevaSet Eco als Dateninput und passt über einen
Frequenzumrichter die Leistung des LevaFlow-
Doppelpumpwerks (Bild rechts) kontinuierlich auf das vorgegebene Durchflussmaximum an.
- Danach kommt das Wasser über die mit Rohrbegleitheizung ausgestattete Rückstauschleife LevaStop im Druckentspannungsschacht LevaDrop an. Er sorgt für turbulenzfreien Druckabbau und gibt das Wasser dann per Freispiegelleitung in die Kanalisation ab.
Zur Absicherung gegen Auftrieb hatten alle Behälterbauwerke werkseitig Anschlussbewehrungen erhalten. Bauseitig konnten dadurch die Auftriebssicherungen zeitsparend angegossen werden.
Das gesamte Entwässerungsprojekt entspricht den anzuwendenden Normvorgaben – im Kern die DIN 1986-100 in Verbindung mit der DIN EN 12056-4 sowie der DIN EN 12050-2.
Weitere Informationen zur
Niederschlagsrückhaltung können per
E-Mail an Mall angefordert werden.
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siehe zudem:
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